Hat ein Kämmerer eine Lieblingszahl? Wie umfangreich ist so ein Kreishaushalt? Und wie viele Zahlen muss man sich eigentlich merken? Fragen an Kreiskämmerer Toni Orth anlässlich der Verabschiedung des Haushaltes 2019.
Frage: Was hat dafür gesorgt, dass der Etat erstmals über die 100-Millionen-Grenze gestiegen ist?
Toni Orth: Der Landkreis steigert seinen Investitionsumfang in 2019 noch einmal beträchtlich. Zusätzlich ist die Umlagekraft, die sich nach den Steuereinnahmen des Vorvorjahres richtet, gegenüber 2018 mit 18,5 Prozent weit überdurchschnittlich gestiegen.
Die drei größten Ausgabepunkte ...
Orth: Die Bezirksumlage mit 20,5 Millionen Euro, gefolgt von den Personalkosten mit 16,1 Millionen Euro und dem Nettoaufwand für die Sozial- und Jugendhilfe mit 9,5 Millionen Euro.
... und die drei größten Einnahmepunkte?
Orth: Mit weitem Abstand die Kreisumlage mit 45 Millionen Euro. Es folgen die Schlüsselzuweisung mit 12,7 Millionen Euro und das staatlich überlassene Kostenaufkommen – beispielsweise Gebühren der Zulassungsstelle und Baugenehmigungsgebühren – mit zwei Millionen Euro.
Wie viele Seiten hat der gedruckte Haushaltsplan – und wie viel davon wissen Sie auswendig?
Orth: Das sind 530 Seiten in zwei Bänden. Ständig präsent sind nur die Eckwerte und bedeutsamen Positionen. Viel wichtiger ist das Wissen, welche Einnahmen und Ausgaben auf welchen Haushaltsstellen im Plan zu finden sind.
Was unterscheidet Verwaltungs- und Vermögenshaushalt?
Orth: Der Verwaltungshaushalt umfasst alle laufenden Einnahmen und Ausgaben, die das Vermögen nicht erhöhen oder vermindern, etwa Umlagen sowie Personal- und Sachkosten. Der Vermögenshaushalt enthält alle Einnahmen und Ausgaben, die das Vermögen oder die Schulden verändern. Darunter fallen Investitionen etwa im Bereich Straßenbau und Hochbau sowie der Erwerb von Grundstücken.
Wie steht der Landkreis – im Vergleich – bei den Schulden da?
Orth: Mit einer Verschuldung von derzeit 154 Euro je Einwohner steht unser Landkreis deutlich besser da als der zuletzt bekannte Durchschnitt der bayerischen Landkreise mit 197 Euro pro Einwohner.
Wird der Landkreis Kitzingen jemals schuldenfrei sein? Gibt es Beispiele?
Orth: Der Landkreis hat seinen Schuldenstand von 31 Millionen Euro aus dem Jahr 2007 kontinuierlich auf 13,8 Millionen Euro zum 31. Dezember 2018 zurückgeführt. Im laufenden Haushaltsjahr werden weitere 1,5 Millionen Euro getilgt. Wenn dieser Kurs eingehalten werden kann, könnte der Landkreis mittelfristig die Schuldenfreiheit tatsächlich erreichen. Nach dem entsprechenden Statistik-Rundschreiben des Bayerischen Landkreistages waren zum Stichtag 31. Dezember 2017 in Bayern die Landkreise Erding, Starnberg und Donau-Ries komplett schuldenfrei.
Fühlen sich schwarze Zahlen anders an als rote?
Orth: Auf jeden Fall, der Beruhigungsfaktor ist deutlich höher. Mit schwarzen Zahlen haushaltet und wirtschaftet es sich wesentlich einfacher.
Alles so zu planen, dass es dann auch genau so kommt – wie macht man das?
Orth: Hier arbeiten alle in der Verwaltung Hand in Hand. Die Sitzungsvorlagen der Kollegen aus den Fachabteilungen sind äußerst fundiert, ebenso die Planungen für Projekte, so dass kaum Überraschungen entstehen können. Alle erstellen möglichst genaue Berechnungen sowie gewissenhafte Schätzungen und Prognosen auf der Grundlage verlässlicher Daten und Entwicklungen. Erfahrungswerte sind sehr hilfreich. Jedoch können außergewöhnliche Ereignisse wie der hohe Flüchtlingszugang in 2015 selbstverständlich nicht schon ein Jahr im Voraus erahnt und in seinen Auswirkungen berechnet werden.
Welche Posten lassen sich am schlechtesten abwägen?
Orth: Schwierig ist die Prognose im Bereich der Jugendhilfe. Niemand kann vorhersagen, wie viele Bedarfe sich für die teuren stationären Hilfen ergeben.
Wie sichert sich ein Kämmerer gegen Zahlendreher ab?
Orth: Durch ein gut funktionierendes Kontrollsystem im Mitarbeiterstab innerhalb der Kämmerei. Bei aller Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit können Fehler dennoch nicht zu 100 Prozent ausgeschlossen werden, was in diesem Bereich natürlich ganz besonders ärgerlich ist.
Wie aufregend sind eigentlich Haushaltsberatungen für einen Kämmerer?
Orth: In aller Regel haben die Fraktionen und Gruppierungen des Kreistags gute Vorberatungen geführt, so dass unliebsame Überraschungen für den Kämmerer in den Sitzungen der Ausschüsse ausbleiben und der Pulsschlag im Normalbereich bleibt.
Ab wann beginnen die Arbeiten für den Haushaltsentwurf 2020?
Orth: Bis Mitte Oktober 2019 haben die Abteilungen, Sachgebiete und sonstige organisatorische Stellen der Kämmerei ihre Mittelanforderungen für das nächste Jahr mitzuteilen. Ab dann geht es in die konkrete Planung für den Kreishaushalt 2020.
Ihre Lieblingszahl?
Orth: In meiner jetzigen Funktion alle Zahlen, die schwarz sind.