Alkohol und Drogen sind die Mischung, die einen 23-Jährigen immer wieder ausrasten lassen. Im ersten Halbjahr 2010 haben diese Ausraster den Höhepunkt erreicht Innerhalb weniger Monate hat der Mann mehrfach zugeschlagen.
Die Quittung gab's jetzt vor dem Amtsgericht: 21 Monate wegen acht unterschiedlicher Straftaten, von der Beleidigung bis zur Körperverletzung und Widerstand gegen Vollzugsbeamte. Bewährung gab's keine, dafür die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt.
Ohne eine langandauernde und intensive Therapie bekommt der Mann seine Alkohol- und Drogenprobleme nicht in die Griff. Darin waren sich Richter, Staatsanwältin und der Verteidiger mit dem Gutachter einig.
Kurzzeitige Therapieversuche hat es in dem noch jungen Leben des Angeklagten schon gegeben und ebenso viele Rückfälle. Als 13-Jähriger hat er mit Drogen begonnen, Cannabis am Anfang. Denn hat er alles durchprobiert, vom Kokain über Crystal Speed bis zu Amphetamin. Mit 16 kam der Alkohol dazu, und dann hat er beides nebeneinander konsumiert.
Tröster
Wenn Probleme aufgetaucht sind, war Alkohol der Tröster. Der Ablauf war programmiert. Der Mann trank, was er in die Finger bekam, wurde aggressiv, beging Straftaten und am nächsten Tag wachte er auf und konnte sich an nichts erinnern: Blackout.
Das gilt auch für die Straftaten, für die er vor dem Kitzinger Richter saß. „Meine Freundin hatte mich verlassen. Es war meine erste Liebe“, nannte er als Grund für den Griff zur Flasche. Die Folgen bekam vor allem seine Mutter und die zur Hilfe gerufene Polizei zu spüren. Einmal zerlegte er mit über 2,2 Promille Alkohol im Blut das Mobiliar der von der Mutter geführten Gaststätte (3000 Euro Schaden). Zuvor hatte er seine Mutter bedroht und unter anderem gewürgt. Auf die zur Hilfe gerufene Polizei ging er mit einer Flasche los, es folgten Beleidigungen und massiver Widerstand. Einen Monat später war es wieder soweit: Diesmal wurden Bruder und Mutter bedroht und beleidigt. Wieder rückte die Polizei an, musste sich beleidigen lassen, einer der Beamten wurde verletzt. Das gilt auch für einen Vorfall drei Monate später. Wieder Alkohol, wieder über zwei Promille, wieder der familiäre Streit und wieder badete die Polizei die Sache aus.
Vor Gericht gab sich der aus der Haft vorgeführte Mann reumütig. Er konnte sich zwar nicht an die Taten erinnern: „Ich habe öfter am Morgen einen Filmriss, aber es kann so gewesen sein“, räumte er ein.
Mit seinem umfassenden Geständnis hat er dem Gericht viel Aufwand erspart. Günstig für ihn ist auch, dass der Gutachter ihm eine verminderte Schulfähigkeit attestiert hat. Das bekommt er später gut geschrieben. Auf der anderen Seite sind da aber auch fünf Vorstrafen, die mit berücksichtigt werden. Zwei werden später ins Urteil mit einfließen, wenn der Richter „das große Gesamtpaket schnüren wird“. In dem sind dann die 21 Monaten Freiheitsstrafe ebenso zu finden wie die Einweisung in die Entziehungsanstalt.
Raubüberfall
Dem Angeklagten war das offenbar Recht. Er nahm das Urteil sofort an, die Staatsanwältin stimmte ebenfalls zu. Das letzte Wort ist allerdings noch nicht gesprochen. Das Paket wird vermutlich noch einmal aufgeschnürt. Gegen den Mann gibt es zwei Haftbefehle, einen wegen eines Raubüberfalls in der Kaiserstraße in Kitzingen und einen wegen Handelns mit Betäubungsmitteln. Das heißt, es wird zur weiteren Verhandlungen und vermutlich auch Urteilen kommen. Und die können weit über den 21 Monaten liegen, die er jetzt in Kitzingen kassiert hat.