Dass der Kirchweih-Prediger in kurzer Lederhose sein Werk vortrug, das dürfte bisher kaum der Fall gewesen sein bei der Geiselwinder Kirchweih. Nicht nur der herrliche Sonnenschein hatte zahlreiche Besucher zum großen Umzug in den Ort gelockt.
Auf der Treppe der Bäckerei Müller am Marktplatz trug Prediger Bastian Rückel seine Sachen vor. Flankiert wurde er wieder von Bürgermeister Ernst Nickel, der die Tracht des schwedischen Generals Murrmann trug. Es herrscht aber nicht nur eitel Sonnenschein im Ort, wie sich aus den Episoden des vorgetragenen Werks heraushören ließ. Kirchweih-Prediger Rückel nahm kein Blatt vor den Mund.
Ob es der aktuell im Ort schwelende Sägewerks-Streit ist, bei dem Anwohner gegen ein Unternehmen klagen, oder eine Rücktrittswelle, die in den vergangenen Monaten die Geiselwinder Vereine regelrecht erfasst habe, dazu hatte sich der Prediger einen Reim gemacht. Im ersten Fall meinte er, dass es vielleicht besser sei, eine Mauer um die Kläger zu ziehen als am Sägewerk große Barrikaden zu errichten.
Bei den Vereinen vermisste Rückel vor allem den Dirigenten der Steigerwaldkapelle, Fritz Hofrichter. „Jetzt ist es aus mit Fritz und Hits“, bedauerte er. Die Grenze an Rücktritten sei damit bereits erreicht gewesen, doch „manche ham gehofft, dass der Bürgermeister sich auch mal langsam schleicht“, karikierte er.
Ziemlich auf dem Kicker hatten die Murrmänner den Geiselwinder Pfarrer. Dieser habe den Kirchweihburschen dieses Jahr für sie völlig unverständlich ihren traditionellen Gottesdienst verwehrt. Aktuell wusste Rückel, dass der Chor erst am Kirchweihsonntag aus Protest die Kirche während des Gottesdienstes verlassen habe.
Manch ehrenamtlich in der Kirchengemeinde Engagierter habe im Vorfeld nach Unstimmigkeiten mit dem Gottesmann seinen Dienst quittiert, ließ sich dem Vortrag entnehmen. „Früher schickte der Herrgott sieben Plagen, heutzutage muss man so einen Pfarrer ertragen“, reimte der Prediger.
Andere Kuriositäten, die sich in jüngster Zeit in und um Geiselwind ereigneten, hatte das Werk zu bieten. Sogar per Wagen wurde dargestellt, wie ein Notarzt beim Einsatz in Ebersbrunn steckenblieb. Seine gewählte Route war durch eine Baustelle gesperrt, also wählte er Feldwege, blieb aber im Graben hängen. Für einige Irritationen habe außerdem die schlecht ausgeschilderte Umleitung bei der Sperrung der Straße von Geiselwind nach Wiesentheid gesorgt, wurde weiter berichtet.
Ganz am Schluss gab Prediger Bastian Rückel das Mikrofon an Theresa Haubenreich weiter, die mit ihren „Murrmannskatzen“ dafür kämpfte, dass künftig auch die jungen Damen bei der Geiselwinder Kirchweih-Jugend mit aufgenommen werden. „Ohne Frauen geht's halt scheinbar doch net“, belegte sie an manchen Beispielen. Einen extra Wagen hatten die Mädels auch diesmal am Start.