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KITZINGEN
Maja Fischels hört als Abteilungsleiterin Turnen auf: Das Rad dreht sich bei der TG Kitzingen weiter
Nina Grötsch
 |  aktualisiert: 05.05.2022 02:29 Uhr

Kinderturnen, Seniorengymnastik, Rhönrad – all diese Sportarten bringt man bei der Turngemeinde in Kitzingen mit Maja Fischels in Verbindung. Kürzlich wurde die langjährige Abteilungsleiterin Turnen aus ihrem Amt verabschiedet.

Frage: Die Turngemeinde Kitzingen und der Name Maja Fischels gehören seit Jahrzehnten fest zusammen. Jetzt ist Schluss damit?

Auf gar keinen Fall. Ich habe zwar die Abteilungsleitung Turnen in jüngere Hände gegeben und mich aus der Kursleitung zurückgezogen, aber einen Schlussstrich ziehe ich ganz sicher noch nicht. Die TGK weiß, dass ich immer zur Stelle bin und auch mal einspringe, wenn Not am Mann ist. Für die Ferienpassaktion im Sommer zum Beispiel wurde ich schon angeheuert (lacht).

Wo hat Ihre Begeisterung für Sport eigentlich ihre Wurzeln?

Fischels: Los ging es eigentlich in meiner Heimat Darmstadt, wo ich anfangs recht unglücklich in einem Rollschuhverein gelandet bin. Ich habe mich dann relativ schnell den Läufern angeschlossen und bin so in der Leichtathletik gelandet. Ich muss aber zugeben, dass ich lange Zeit pausiert habe, als ich meine Kinder bekommen habe.

Und wie kamen TGK und Maja Fischels zusammen?

Fischels: Der Start verlief tatsächlich etwas holprig und es hat erst im zweiten Anlauf geklappt (lacht).

Das klingt nach einer lustigen Geschichte.

Fischels: Ich war damals Mitte 30 und motiviert, endlich mal wieder Sport zu machen Also habe ich zum Telefon gegriffen, um bei der TGK anzurufen und mich zu informieren, welche Möglichkeiten ich denn hätte. Ich hab' gedacht, mich tritt ein Pferd, als die Dame am Telefon mir sagte, sie könne mir Seniorenschwimmen anbieten. Mir! Mit Mitte 30 und voller Tatendrang! Ich war so perplex und habe „Vielen Dank, auf Wiederhören“ gesagt, bevor mir jemand erklären konnte, dass man im Sport schon mit 20 Jahren zu den Senioren zählt.

Wurden Sie dann woanders fündig?

Fischels: Bei den Amerikanern in Kitzingen wurde damals Aerobic unterrichtet. Das kannte ich bereits von meiner Zeit in Amerika, wo ich einige Jahre gelebt hatte, und das gefiel mir gut – nur sind dauernd die Kursstunden ausgefallen. Also habe ich kurzerhand zu meiner Freundin gesagt: Hey, das können wir doch auch! Also haben wir unsere private Gruppe gegründet, Lehrgänge absolviert und sind voll durchgestartet. Eines Tages kam dann die Sportlehrerin meiner Tochter auf mich zu, ob ich mir nicht vorstellen könnte, mein Engagement in der Turngemeinde einzubringen. Und so hab ich zum Glück dann doch zur TGK gefunden.

Mit Aerobic?

Fischels: Tatsächlich nicht. Ich habe meinen Übungsleiterschein gemacht und anfangs eine Gymnastik-Gruppe übernommen. Dann wurde die Kursleiterin vom Rhönrad schwanger und ich sprang da als Vertretung ein.

Wobei es nicht bei einer Vertretung geblieben ist?

Fischels: Tatsächlich. Die damalige Kursleiterin kam nicht wieder und so habe ich mit Unterstützung von Katja Rumpel, die damals mit 16 Jahren die Älteste im Kurs war, die Gruppe unterrichtet. Ich bin zwar damals wie die Jungfrau zum Kind zum Rhönrad gekommen, aber es hat mir schnell riesigen Spaß gemacht. Also habe ich Kurse belegt, bin natürlich auch selbst ins Rad gestiegen und habe diese Sportart tatsächlich bis letztes Jahr unterrichtet. Als Partnerin hatte ich Heidi Diener an meiner Seite, die den Kurs jetzt auch mit einer neuen Kollegin weiterführt.

Rhönrad ist begehrt, die Wartelisten sind immer voll?

Fischels: Ja, aber auch hier ist es so wie bei vielen anderen Sportarten auch. Wenn die Jungen mal flügge werden, so ungefähr mit 14 oder 15 Jahren, dann haben sie häufig andere Interessen. Manchmal ist bei uns dann ein ganzer Stamm weggebrochen. Da hatte man sie endlich so weit, dass sie auf Wettkämpfe können, und dann hörten sie auf. Das war schon immer sehr schade, weil einfach viel Arbeit dahinter steckt, bis die Jugendlichen so gut sind. Als Trainer muss man immer wieder bei Null anfangen.

Dennoch sind Sie optimistisch?

Fischels: Auf jeden Fall. Aktuell gibt es ein tolles Team. Die Rhönrad-Abteilung ist etwas ganz Besonderes, auf das nicht nur die TGK, sondern die ganze Stadt stolz sein kann. Auch wenn die Räder teuer sind, lohnt sich deren Anschaffung. Jeder, der einmal einen Auftritt gesehen hat, staunt über eine bezaubernde und ästhetische Vorführung.

Was sind denn die Herausforderungen einer Kursleiterin?

Fischels: Das ist ganz unterschiedlich. Bei den Gymnastikstunden für Ältere war es oft sehr schwierig, ein Programm zu finden, das 50- und 80-Jährige gleichermaßen forderte. Da war intensive und zeitaufwändige Vorbereitung nötig. Bei der Arbeit mit Kindern wurde es immer dann herausfordernd, wenn sie in die Pubertät gekommen sind.

Beim Kinderturnen hatten Sie aber ohnehin eher mit den Jüngeren zu tun.

Fischels: Ja, ich hatte den Kurs ab sechs Jahren und da waren die Kinder sehr dankbar für unser Angebot. Mir ging immer das Herz auf, wenn die Kleinen mit so großer Freude bei der Sache waren. Vor allem unsere Weihnachtsveranstaltungen habe ich genossen, wo die Kinder immer etwas vorführen durften, das nichts mit Turnen zu tun haben musste.

Sie haben nicht nur Kurse, sondern 25 Jahre auch die ganze Turnabteilung geleitet. Wer tritt hier ihre Nachfolge an?

Fischels: Dieses Amt hat Eileen Duckerschein übernommen, die mit mir gemeinsam auch das Kinderturnen gemacht hat. Wobei bei Letzterem gerade auf Hochtouren die Suche nach einer Schwangerschaftsvertretung für die Allerjüngsten von drei bis sechs Jahren läuft.

Warum war für Sie jetzt der richtige Zeitpunkt, um ihre Ämter aufzugeben?

Fischels: Zum einen bin ich mit Jahrgang 50 auch nicht mehr die Allerjüngste und es gibt gute, jüngere Personen in der TGK, die Verantwortung übernehmen möchten. Außerdem wollte ich jetzt auch einfach mal was für mich machen – und nicht immer nur für andere. Vor einiger Zeit habe ich sowohl Volks- als auch Linedance bei der Volkstanzgruppe Kitzingen für mich entdeckt. Das gefällt mir und es ist mal was andres. Irgendwo musste ich dafür aber kürzer treten.

Sie haben mindestens drei Nachmittage bzw. Abende bei der TGK verbracht. Was tun Sie nun in dieser Zeit?

Fischels: Neben der Volkstanzgruppe engagiert ich mich zum Beispiel noch im Vorstand des Bürgerzentrums. Außerdem hat sich mein privates Leben in den letzten Jahren ein bisschen aus Kitzingen raus bewegt. Und dann gib es natürlich noch meine Enkel, mit denen ich auch gerne Zeit verbringe.

Gab es einen Traum, den sie gerne noch bei der TGK verwirklicht hätten?

Fischels: Als Mitglied der Häckerbühne habe ich schon immer ein Faible für Theater. Das hätte ich tatsächlich gerne auch mal bei der Turngemeinde versucht. Ich hätte mir vorstellen können, damit die ältere Generation zu erreichen, die für Sport nichts mehr übrig haben. Allerdings stand ich da mit meinem Wunsch ein bisschen alleine da. Aber jetzt sind neue Leute da. Zeit für neue Träume.

Zur Person

Seit knapp 30 Jahren ist Maja Fischels in der Turngemeinde Kitzingen aktiv. Sie startete in der Turnabteilung; es folgten Übungsleiterscheine im Breitensport und später zusätzlich für Seniorengymnastik. Jung und Alt turnte unter ihrer Leitung, denn Maja Fischels hatte nicht nur die Seniorengymnastikgruppe, sondern auch den Turnunterricht für Kinder ab sechs Jahren übernommen. Die Rhönrad-Jugend wurde unter ihrer Regie ausgebaut. Es gab viele Wettkampffahrten, die auch zweimal in der TGK ausgerichtet wurden. Von 1996 bis 2021 übernahm Maja Fischels die Abteilungsleitung der TGK-Turnabteilung. Nach einem Vierteljahrhundert übergab sie nun eine gesunde Abteilung in jüngere Hände, die vom Kinderturnen mit Mutter und Kind über Leistungsturnen und Rhönrad-Gruppe bis zum Seniorensport ein vielfältiges Angebot hat. (lni)
red maja       -  Blumen und jede Menge Dankesworte gab es für Maja Fischels von der TG-Vorsitzenden Ivonne Schmidt-Sauerbrei.
| Blumen und jede Menge Dankesworte gab es für Maja Fischels von der TG-Vorsitzenden Ivonne Schmidt-Sauerbrei.
 
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