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Prichsenstadt
Das nächste Hochwasser kommt bestimmt: Wie gut ist Prichsenstadt dann vorbereitet?
Auch Prichsenstadt wurde schon häufiger vom Hochwasser getroffen. Wie kann sich die Kommune künftig besser schützen?
Foto: Hans Schröter | Auch Prichsenstadt wurde schon häufiger vom Hochwasser getroffen. Wie kann sich die Kommune künftig besser schützen?
Guido Chuleck
 |  aktualisiert: 22.06.2023 03:31 Uhr

Auch das ist der Stadtrat Prichsenstadt: Der Bürgermeister trägt vor, der Rat stimmt ohne Diskussion einstimmig zu. Wo sonst alle Kleinigkeiten bis ins letzte Detail hochemotional ausdiskutiert und Nebensächlichkeiten künstlich aufgeblasen werden, haben die Ratsmitglieder am Donnerstagabend fast komplett auf Wortmeldungen verzichtet. Selbst beim ansonsten heiß debattierten Thema "Hochwasserschutz" bleibt nur zu melden: Der Referent trägt seinen Bericht vor, der Rat nimmt ihn kommentarlos zur Kenntnis.

Im Februar 2021 hatte Norbert Schneider von der deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) das sogenannte Hochwasser-Audit im Rat vorgestellt. Dabei geht es um die Frage, wie gut eine Kommune auf Hochwasser vorbereitet ist, mit Schwerpunkt auf die Vorsorge seitens der privaten Grundstückseigentümer. Dazu war Schneider die gesamte Schwarzach "abgelaufen" und hatte sich alle neuralgischen Punkte genau angeschaut. An zwei Tagen im Februar war dann eine große Begehung, mit Bürgermeister René Schlehr, Verantwortlichen des Landratsamtes und den Feuerwehrkommandanten.

Der 60-seitige Bericht blickt auf die kritische Infrastruktur

Den Bericht selbst stellte Schneider im Rat nicht im Detail vor, "das sind 60 Seiten". Jedes Ratsmitglied aber könne ihn jederzeit einsehen, so der Bürgermeister, "er ist in meinem Büro". Noch vor der Sommerpause werde der Report auf der Homepage der Stadt veröffentlicht oder verlinkt, antwortete Schlehr auf die einzige Bürgerfrage am Ende der Sitzung.

Auch ohne diesen Bericht können sich Interessierte ein Bild darüber machen, wie es um die Flächenvorsorge rund um ihr eigenes Grundstück und die nähere Umgebung steht: über den Bayernatlas und den Umweltatlas Bayern zum Thema "Schwarzach". Der Blick richte sich beim Audit auf die kritische Infrastruktur, und es brauche auch einen "Kümmerer für die Hochwasservorsorge in der Stadt", regte Schneider an. Zudem müssten die Stadträte genau über die gesetzlichen Bestimmungen bei "Bauen am Hochwasser" informiert werden, was über das bayerische Baugesetzbuch geschehe. Auch dazu gibt es einen Flyer, den Schneider am Beispiel einer anderen Kommune kurz vorstellte.

Norbert Schneider (links) überreicht Prichsenstadts Bürgermeister René Schlehr die Teilnahmebestätigung am Programm 'Hochwasser-Audit – wie gut sind wir vorbereitet?'.
Foto: Guido Chuleck | Norbert Schneider (links) überreicht Prichsenstadts Bürgermeister René Schlehr die Teilnahmebestätigung am Programm "Hochwasser-Audit – wie gut sind wir vorbereitet?".

Grundsätzlich sei auch das Gespräch mit dem Markt Oberschwarzach zu suchen. In deren Bereich entspringt die Schwarzach, und Oberschwarzach ist der sogenannte Oberlieger, der für die Hochwassermeldungen zuständig ist. Das Problem: Dort ist das Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen zuständig, während Prichsenstadt in den Bereich Aschaffenburg fällt. "Da bleibt nur, das Gespräch zu suchen, damit sich alle Verantwortlichen abstimmen können."

Eine Mauer ums eigene Grundstück schadet nur dem Nachbarn

Neben der Dokumentation abgelaufener Hochwasser sei die Information für die Bürgerinnen und Bürger zur gesetzlich vorgeschriebenen Eigenvorsorge wichtig. Etwa mit dem Hinweis, dass eine Mauer um das eigene Grundstück das Nachbargrundstück gefährde, denn "das Hochwasser fließt dann beim Nachbarn rein, der darüber wenig erfreut sein dürfte".

Als "entscheidendes Instrument" brachte Schneider das Sturzflut-Risikomanagement des bayerischen Umweltministeriums ins Gespräch. Es beinhaltet grundstücksgenaue Starkregengefahrenkarten und Fließwegepläne für das gesamte Stadtgebiet. Wenn sich Prichsenstadt daran beteiligen wolle, koste das mindestens 100.000 Euro, "abzüglich 75 Prozent Förderung vom Freistaat Bayern".

Letztlich sah Schneider die Aufgabe der Stadt darin, ihre Bürger über Hochwasserrisiken zu informieren und dafür zu sensibilisieren. Natürlich bleibe es dabei, dass die örtlichen Feuerwehren bei Hochwasser eingesetzt werden. Und: "Die Brennpunkte des Hochwasserabflusses in jedem Stadtteil müssen entschärft werden."

 
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