Wer Iphofen aus Richtung Osten ansteuert, stößt vor dem Eingang zur Altstadt auf ein steingewordenes Nadelöhr. In den vergangenen Jahrhunderten hat das Einersheimer Tor einigen Angriffen standgehalten: dem Bauernaufstand von 1525 etwa, als ein Haufen rund 300 rebellischer Bauern aus dem benachbarten Markt Bibart bei dem Versuch scheiterte, Iphofen einzunehmen.
Heute soll das Tor Gäste willkommen heißen, doch die mussten zuletzt aufpassen, nicht von herabfallenden Steinen erwischt zu werden.
Das Bauwerk hat den Stürmen der Zeit getrotzt – nun muss es renoviert werden; und als die Iphöfer Stadträte am Montagabend vom beauftragten Architekten Matthias Wieser hörten, was das alles kosten soll, erschrak so mancher. Dabei hatte Bürgermeister Josef Mend das Gremium sachte vorbereitet. „Das Ergebnis ist spannend, und es wird uns nicht nur Freude bereiten.“
Auf 727 000 Euro schätzt der Fachmann die Kosten – bloß, um die größten Schäden zu beseitigen. Will die Stadt auch das stadtauswärts liegende frühere Siechhaus herrichten, müsste sie weitere rund 622 000 Euro investieren. Mindestens. Das nötigte einigen Räten dann nur noch ein Lächeln ab.
Investieren in die Geschichte
Iphofen hat es sich immer wieder etwas kosten lassen, seine reiche Vergangenheit zu bewahren, und ein so bedeutendes Bauwerk wie das Einersheimer Tor zählt zu den wichtigsten Wahrzeichen der Stadt. Die äußeren Steinwände stammen aus den Jahren 1427/28, sechs Bauzeiten hat das Tor erlebt. Im 16. Jahrhundert wurde das Vorwerk mittels Brücke und Mauern mit dem Hauptturm verbunden. Die größten Schäden sind in den vergangenen Jahren an der Natursteinfassade entstanden – durch Streusalz und andere äußere Einflüsse. Allein dafür hat der Architekt rund 300 000 Euro kalkuliert.
Um das Obergeschoss regelmäßig zu nutzen, müsste die Stadt weiteres Geld in die Hand nehmen. Die Holzböden dort sind statisch zu schwach, der Treppenaufgang ist zu steil, und einen zweiten Fluchtweg gibt es gar nicht. Der müsste an der Außenseite über einen vermauerten Zugang neu erschlossen werden. Noch aber steht nicht fest, was aus der Enge des Raumes überhaupt zu machen ist – eine Galerie, eine Ferienwohnung? Kaum mehr als 46 Quadratmeter stehen da oben zur Verfügung. Hinzu kommen ein paar Quadratmeter in den beiden Erker-Türmchen, die über einen hölzernen Wehrgang auf der Innenseite erreichbar sind.
Weincafé mit Biergarten
Mehr anfangen ließe sich mit dem Vorhaus, wo im 14. und 15. Jahrhundert Seuchenkranke isoliert wurden. Es liegt außerhalb der Stadtmauer etwas geduckt zu Füßen des Tores und ist im Eigentum der Stadt. Architekt Wieser kann sich dort, am östlichen Stadteingang und direkt am Herrengraben, ein Weincafé mit Biergarten vorstellen.
Wieser will nur den spätgotischen und damit historisch wertvollen Kern des Hauses sowie das um 1724 entstandene Fachwerk erhalten und die im Laufe der Geschichte vorgenommenen Anbauten von minderer Qualität entfernen. Rund um das Haupthaus, das auf zwei Geschossen nur je 22 Quadratmeter Platz bietet, sollen auf dem Grundriss der bisherigen Bauten neue Wände erwachsen: als Basis für das Café im Erdgeschoss und eine Wohnung im oberen Stockwerk (jeweils 77 Quadratmeter). Der Biergarten könnte maximal 30 Gäste aufnehmen.
Stadtrat Rupert Maier sah die neuen Anbauten kritisch. „Sie möchten den Pfusch, der im Lauf der Jahrhunderte angehängt wurde, wegnehmen und den Pfusch erneuern.“ Besser sei es, „etwas hinzusetzen, das dort hinpasst“. Wieser sagte mit Blick auf die „gewachsenen Strukturen“, es sei zu überlegen, was der Bau vertrage. Das bislang vermietete und jetzt leer stehende Gebäude zu verkaufen ist für die Mehrheit im Stadtrat wohl keine Option – „nur, wenn der Käufer ein interessantes Konzept mitbringt“, so Hans Brummer. Der Interessent, von dem Bürgermeister Mend sprach, ist aber auf eine Wohnnutzung aus, und das ist für Mend „im Sinne des Denkmals“ der falsche Ansatz. Nun sollen sich zunächst die drei Ratsfraktionen beraten.
Mend wies darauf hin, dass die im Raum stehenden rund 1,4 Millionen Euro für beide Projekte „nirgends im Haushalt eingeplant“ seien. Eine Investition etwa in ein Weincafé werde auch nie kostendeckend für die Stadt sein. Dennoch wolle er alle Finanzierungsmöglichkeiten prüfen und die Befunde an das Landes-Denkmalamt weiterleiten.