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KITZINGEN
Das MAIN-POST-Abschieds-Interview mit OB Bernd Moser - mit drei Bilderserien
Fahrrad vor dickem Audi: In der Prioritätenliste für Fortbewegung stand für OB und ambitionierten Hobby-Sportler Bernd Moser sein Zweirad mit der kleinen Nummer (in Rot) KT-100 auf dem Radl-Korb immer ganz vorne. Den Audi mit dem Kennzeichen KT-200 „vererbt“ er jetzt an Amts-Nachfolger Siegfried Müller.
Foto: FOTO Siegfried Sebelka | Fahrrad vor dickem Audi: In der Prioritätenliste für Fortbewegung stand für OB und ambitionierten Hobby-Sportler Bernd Moser sein Zweirad mit der kleinen Nummer (in Rot) KT-100 auf dem Radl-Korb immer ganz vorne.
Von unseren Redaktionsmitgliedern h. Meyer und W. Oechsner
 |  aktualisiert: 26.04.2023 10:53 Uhr

Kitzingen Die Tage des Bernd Moser sind gezählt: Am 1. Mai übernimmt Siegfried Müller sein Amt als Kitzinger Oberbürgermeister, am 6. Mai wird der 63-Jährige dann offiziell im Stadtrat verabschiedet. Fast elf Jahre stand Moser an der Spitze der Stadt, erlebte zwei Wimpernschlag-Wahlsiege und den nach dem Krieg tiefsten Einschnitt in die Stadtgeschichte: den Abzug der Amerikaner. Die MAIN-POST bat ihn zum Abschieds-Interview:

Frage: Was überwiegt derzeit in Ihrer Gefühlswelt? Wehmut wegen des nahen Abschieds vom OB-Sessel oder Vorfreude auf den nächsten Lebensabschnitt?

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Bernd Moser: Wehmut nur zum einen mit Blick auf die Menschen, mit denen mich im einen und anderen Fall etwas Persönliches verbindet und zum anderen im Bezug auf das eine oder andere Projekt, dessen Entwicklung bzw. Abschluss ich noch gerne aktiv beeinflussen würde. Andererseits wusste ich vor meiner Entscheidung, dass ich für einige Dinge nur Weichenstellungen würde vornehmen können. Bezüglich des neuen Lebensabschnittes fühle ich angesichts des nahenden Endes meiner Amtszeit ein zunehmendes Gefühl von Entspanntheit.

Apropos nächster Lebensabschnitt: Was steht denn da in der Prioritätenliste ganz vorne?

Moser: Zuwendung zur Familie und zu mehr selbstbestimmten Herausforderungen sowohl geistiger als auch körperlicher Art.

Wenn Sie als OB noch mal ganz von vorne anfangen könnten, was würden Sie anders machen?

Moser: Nichts, denn ich halte nichts von hypothetischen Ansätzen!

Und was würden Sie Ihrem Nachfolger Siegfried Müller als wichtigsten Ratschlag mit auf den Weg geben?

Moser: Führen durch fragen!

Elf Jahre an der Spitze von Kitzingen haben Spuren in der Stadt hinterlassen: Auf welche sind Sie besonders stolz?

Moser: Ich bin dankbar, dass ich entscheidend dazu beitragen konnte, dass Kitzingen sich äußerlich und innerlich positiv entwickelt hat und dass sich dies fortsetzen und fortdauern wird. Ein besonderes Anliegen war mir dabei die Fortführung der Trauer- und Gedenkarbeit im Bezug auf die ehemaligen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger.

Was war Ihr schlimmstes Erlebnis in dieser Zeit?

Moser: Es gab kein Erlebnis, das ich als schlimm qualifizieren würde. Der Abzug der Amerikaner ist zwar ein gravierender Vorgang, den ich aber auch als große Chance für die Entwicklung Kitzingens betrachte. Das für mich bewegendste Erlebnis war, als mich der polnische Kollege in Izbica (Polen) nach der Gedenksteinsetzung für die fränkischen Opfer des Holocaust am Denkmal für die polnischen Opfer umarmte.

Ein historischer Augenblick, abends am 12. Oktober 1997: Bernd Moser (rechts) kann offensichtlich seinen Sensationssieg bei der Kitzinger OB-Wahl noch nicht fassen. Trost von Landrat Dr. Siegfried Naser bekommt Konkurrent und – noch – amtierender Oberbürgermeister Dr. Erwin Rumpel, dessen Niederlage offensichtlich auch bei dem damaligen CSU-Landesgruppenchef und heutigen Bundeswirtschaftsminister Michael Glos die Stimmung kräftig verhagelt hat.
Foto: ArchivfOTO Siegfried Sebelka | Ein historischer Augenblick, abends am 12. Oktober 1997: Bernd Moser (rechts) kann offensichtlich seinen Sensationssieg bei der Kitzinger OB-Wahl noch nicht fassen. Trost von Landrat Dr.
Moser-Wahlhistorie, Teil  zwei: Am 3. März 2002 macht es der Oberbürgermeister wieder spannend, gewinnt in der Stichwahl mit 137 Stimmen Vorsprung gegenüber UsW-Konkurrent Siegfried Müller, der gegenüber dem ersten Wahlgang deutlich zulegte. Bei seiner Bewerbung für eine zweite Amtszeit musste sich der SPD-Mann gegen vier Konkurrenten (Siegfried Müller, UsW; Franz Böhm, CSU; Wolfgang Popp, KIK; und Jens Pauluhn, ödp) durchsetzen.
Foto: ArchivFOTO Sebelka | Moser-Wahlhistorie, Teil zwei: Am 3. März 2002 macht es der Oberbürgermeister wieder spannend, gewinnt in der Stichwahl mit 137 Stimmen Vorsprung gegenüber UsW-Konkurrent Siegfried Müller, der gegenüber dem ersten ...
Als Ex-Lehrer: Wie würden Sie ihre Arbeit benoten?

moser: 10 bis 11 Punkte = 2 bis 2-.

Im Stadtrat standen Sie häufig im Zentrum – teilweise härtester – Kritik: Hat das Spuren hinterlassen?

Moser: Ich neige glücklicherweise nicht dazu, nachtragend zu sein – weiß aber auch, meine Sympathie zu verteilen!

Gab's eigentlich im Stadtrat so etwas wie einen Lieblingsfeind, so eine Art persönlichen Kratzbaum?

Moser: Nein, denn das wäre ja gerade auch Ausdruck von Sympathie.

Der neue Stadtrat nimmt am 6. Mai seine Arbeit auf: Was sollte das neue Gremium grundsätzlich anders machen als das alte?

Moser: Mehrheitlich sich immer wieder bewusst machen, dass Entscheidungen immer Konsequenzen haben und dass sie sich an Recht und Gesetz orientieren müssen und nur dem Gemeinwohl verpflichtet sind.

Mit ihrem Nachfolger Siegfried Müller verbindet Sie nicht gerade eine herzliche Freundschaft: Werden Sie ihm trotzdem die wichtigsten Wege ins Amt ebnen oder ihn nach dem offiziellen Händedruck den Sprung ins kalte Wasser machen lassen?

Moser: Wir sind in der Tat ziemlich verschieden, aber mit Blick auf die Verantwortung, die man als Oberbürgermeister empfinden muss, habe ich ihn bereits informiert, den einen oder anderen Tipp gegeben und stehe auch für weitere Fragen zur Verfügung.

Wie lange braucht man, um Stadtratsarbeit und die „Geheimnisse“ einer Stadtverwaltung zu verstehen?

Moser: Manche meinen, dies würde eine ganze Periode dauern. Nach meiner Auffassung hängt es von einigen Faktoren ab – die wichtigsten sind: kommunikative, soziale Kompetenz und Geduld.

Eine letzte Frage an den Sportler Moser: Mit welcher Sportart lässt sich der OB-Job besten vergleichen und warum?

Moser: Mit dem Mountainbike fahren. Es erfordert Grundkenntnisse des Geländes, Voraussicht und Umsicht bei der Routenwahl, den wohl dosierten Krafteinsatz, Ausdauer, Mut und die Fähigkeit zur Überwindung.

Online-Tipp

Eine Bilderserie zu den Stationen Bernd Mosers finden Sie unter http://kitzingen.mainpost.de

 
 
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