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Geiselwind
Das lange Warten auf ein Gutachten
Im Sommer 2017 gab es einen Unfall am Freefall-Tower im Freizeitland Geiselwind. Ein Gutachten sollte klären, was passiert ist. Seither heißt es warten - aber worauf?
Im Freizeitland Geiselwind gab es im August 2017 einen Unfall an einem Kinderkarussell. Was dort genau passiert ist, ist bis heute nicht klar.
Foto: Berthold Diem (Archiv) | Im Freizeitland Geiselwind gab es im August 2017 einen Unfall an einem Kinderkarussell. Was dort genau passiert ist, ist bis heute nicht klar.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 07.04.2020 09:58 Uhr

Mitte August 2017 erlebte das Freizeitland Geiselwind einen spektakulären Einsatz von Rettungskräften: Nach einem Unfall an einem Fahrgeschäft rückte ein Großaufgebot von Rettungs- und Einsatzkräften an. Sogar ein Rettungshubschrauber landete. Ein Katastrophen-Szenario, das nicht zuletzt in den sozialen Medien für jede Menge Aufregung sorgte. 

Ausgangspunkt war ein Zwischenfall an einem Freefall-Tower für Kinder gewesen. Eine Gondel des "Abenteuerturms", besetzt mit 16 Fahrgästen, war aus rund zwei Metern Höhe abgestürzt, weil die Stahlseile gleichzeitig rissen. Da aber sofort ein Sicherungssystem eingriff, das den Sturz bremste, verlief der Unfall letztlich relativ glimpflich: Die Polizei sprach seinerzeit von neun leicht verletzten Kindern im Alter von sechs bis 13 Jahren.

Die Würzburger Staatsanwaltschaft gab umgehend ein Gutachten in Auftrag, was zu dem Absacken der Gondel des 16 Meter hohen Fahrgeschäfts geführt haben könnte. Der Sachverständiger sicherte die beiden Seile, die bei dem Unfall an jenem 18. August, einem Freitagnachmittag, gerissen waren. Damals schien alles auf eine schnelle Klärung hinauszulaufen: Die Beteiligten gingen von gut vier Wochen bis zur Vorlage des Prüfungsgutachtens aus.

"Ohne schwerwiegende Folgen"

Matthias Mölter, der damals neue Betreiber des Freizeitlandes, wusste gar nicht, wie ihm geschah. Das Großaufgebot an Einsatzkräften schlug noch tagelang Wellen. Gerne mit Überschriften wie "Horror-Unfall im Freitzeitland". Dass Mölter immer wieder betonte, dass doch die Sicherheitstechnik funktioniert habe und es den "Horror" schlichtweg nicht gegeben habe und das Ganze aus seiner Sicht ein "technischer Störfall ohne schwerwiegende Folgen" gewesen war, wollte kaum einer hören. Mölter besaß den neun Jahre alten Freefall-Tower seit acht Jahren. Und er legte seine Hand ins Feuer: Die Seile würden, wie vom TÜV gefordert, jährlich gewechselt. Die jetzt gerissenen Seile waren erst im März eingebaut worden.

Dass der Unfall sehr hoch gehängt worden war, räumte damals auch das Polizeipräsidium Unterfranken ein: Nach dem ersten Anruf, der die Notrufzentrale erreicht hat, sei von dem großen Freefall-Tower für Erwachsene ausgegangen worden, was viele Schwerverletzte hätte bedeuten können. Weshalb vorsichtshalber alles alarmiert wurde, was ging.

So überdimensioniert der damalige Einsatz war - so ruhig wurde es anschließend. Das Gutachten kam nicht nach den anvisierten vier Wochen. Auch nicht nach vier Monaten. Irgendwann im Herbst 2018 scheint es dann dagewesen zu sein. Trotz regelmäßiger Anfragen bei der Staatsanwaltschaft gelangte das Ergebnis des Gutachtens jedoch nie an die Öffentlichkeit - bis zum heutigen Tag nicht. 

Ermittlungen dauern an

Was da los ist? Warum eineinhalb Jahre ins Land gehen? Oberstaatsanwalt und Pressesprecher Thorsten Seebach betonte, dass weiterhin "der Tatvorwurf der fahrlässigen Körperverletzung zum Nachteil der Fahrgäste des Freifallturmes" im Raum stehe. Keine Angaben macht er dagegen, warum das Gutachten über ein Jahr auf sich warten ließ. Derzeit gebe es Nachermittlungen, was  "Verletzungsfolgen sowie die Behandlungsdauer bei 13 Verletzen" angehe. Immerhin scheint danach ein Ende absehbar: "Wenn die entsprechenden Erkenntnisse vorliegen", so Seebach, "sind die Ermittlungen abgeschlossen."

 
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