Das Herbst- und Kelterfest im Kirchenburgmuseum Mönchsondheim ist einer der Höhepunkte im Museumsjahr. Selbst buttern, Apfelsaft keltern oder Kraut stampfen – wo kann man das schon alles an einem Nachmittag machen? Bei all dem Spaß wurde den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern auch klar – das Landleben anno dazumal scheint heute zwar so romantisch, war aber ziemlich hart.
Am Sonntag durfte das Team um Museumsleiter Nicolas Jagla bei strahlendem Sonnenschein und fast sommerlichen Temperaturen die verschiedenen Stationen bespielen. Im vergangenen Jahr regnete und windete es nach Kräften – doch auch bei solcher Witterung hatten die Menschen vor der industriellen Revolution auf dem Lande kaum Gelegenheit, lange auf besseres Wetter zu warten, wenn die Ernte eingeholt werden musste. Gerhard Heubach berichtete beim Kleeaufbocken auch von den Widrigkeiten der bäuerlichen Arbeit mit Gabel und Rechen. "Wenn der Klee nass wurde, tropfte das Wasser dann vom Bock wieder ab. Wenn der Wind reingeht, musste man manchmal wieder von vorne anfangen", sagte der Biobauer bei einer der Vorführungen.
Da war das Dreschen mit dem Dreschflegel schon wetterfester zu handhaben, wenngleich diese Arbeit nicht weniger in die Arme ging. Oder auch das Keltern von Saft aus Trauben und Äpfeln – Groß und Klein durften mit anpacken, kurbeln und pressen und erleben, wie gut ein Schluck erst schmeckt, wenn man ihn den Früchten mit eigener Muskelkraft entlockt hat.
Das Leben auf dem Lande nicht einfach als Idyll zeigen
Sind das Spaghetti? Was da so länglich tropfend an der Gabel hing, sah zwar aus wie eine lange italienische Nudel, entpuppte sich aber bei näherem Hinsehen als Fasergeflecht, aus dem Wolle gesponnen wird. Die fertigen Knäuel, eingefärbt mit natürlichen Elementen, lagen gleich nebendran. Bis aber ein Paar Socken oder gar ein Pullover daraus entstehen, sind einige Handgriffe mehr notwendig als erwartet. Auch eine spannende Erfahrung, die man beim Herbst- und Kelterfest machen konnte. "Wir wollen das Leben auf dem Lande nicht einfach ein Idyll zeigen, sondern auch die anderen Seiten", meinte Nicolas Jagla. Hätten Freilandmuseen Ende des vergangenen Jahrhunderts noch eher ihre Aufgabe im Konservieren von Handwerk und Handwerkszeugs gesehen, müsse der Ansatz heute ein anderer sein.
Die Herbstzeit ging auch wieder über den Gaumen wohlig in den Magen: Presssack, Brathering, süße Apfelkräpfli mit Vanillesoße und die mittlerweile schon legendäre Krautwurst mit Kartoffeln. Und beim Strohballen-Schätzwettbewerb durften dann die Ratefüchse ran.