Direkt neben dem Kloster in Schwarzach verdienen sich die Tomaten noch ihren Namen. Historische Sorten zu kultivieren ist die große Leidenschaft von Veit Plietz, weshalb seine Tomaten alles sind, nur nicht normal. Statt rot, rund und wässrig ist gelb oder grün, eier- oder glockenförmig angesagt. Sie heißen "Bloody Butcher", "Harzfeuer", "Gelbes Lämpchen" oder eben "San Marzano", "Veni Vidi Vici" und "Anna Hermann".
"Die meisten wissen gar nicht, welche Vielfalt es gibt", betont Veit Plietz. Wie groß die ist, weiß selbst der Fachmann nicht. Es dürften einige Tausend Sorten sein, wobei "alle fast ausnahmslos vom Aussterben bedroht sind", so der ökologische Direktvermarkter. Weshalb er im Winter mehrere Bestellzettel ausfüllte und sich Samen für weitere 40 Sorten kommen ließ. Das sollte er zwar wenig später aufgrund der vielen Arbeit fast schon wieder bereuen, das Ergebnis aber kann sich sehen lassen: 80 Tomaten-Sorten bietet er jetzt im Mai an - das muss erst einmal jemand nachmachen.
"Die Sorten sind vom Aussterben bedroht"
Veit Plietz Öko-Gärtner und Tomaten-Fan
Ob sich die Verdoppelung des Sorten-Angebots auszahlt, ist einerseits sehr fraglich: "Viele Menschen haben sich an den Einheits-Geschmack gewöhnt", so der Fachmann. Dazu kommt die Knausrigkeit: Nur noch zwölf Prozent vom Einkommen werde derzeit für das Essen ausgegeben - "ein historischer Tiefstand", wie Veit Plietz betont.
Was ihn dennoch hoffnungsvoll stimmt: Er sieht auch einen Gegentrend. Und genau den will er in diesem Jahr bedienen. Neben der Spannung, ob seine Rechnung aufgeht, fiebert er auch noch aus einem anderen Grund den kommenden Wochen entgegen: Für einen, der den Gegenentwurf zu Holland anbietet und deshalb prinzipiell keine Winter-Tomaten isst, kann es gar nicht schnell genug Mitte Juli werden: An den Strauch fassen, eine Anna Hermann greifen und hineinbeißen. Und das Schönste daran: Die schmeckt so, wie sie heißt.