Er ist wohl so etwas wie das Gedächtnis von Segnitz: Norbert Bischoff, der neben anderen Ehrenämtern seit vielen Jahren das Archiv der Gemeinde pflegt. Er weiß, wann welcher Markgraf hier das Sagen hatte und kann spannend den "Stickelstreit" mit Marktsteft nacherzählen. Kein Wunder, verbringt er doch seit über 20 Jahren viele Stunden mit den alten Akten und Büchern, die die Gemeinde in ihrem Archiv verwahrt. Die Aufbewahrung und Konservierung der historischen Dokumente ist ihm eine Herzensangelegenheit und stolz erklärt er, dass das Segnitzer Gemeindearchiv zu den umfangreichsten und am besten erhaltenen im Landkreis gehöre.
Wer das unscheinbare Häuschen neben dem Rathaus, in dem einmal die Sparkasse untergebracht war, einmal von innen gesehen hat, glaubt das sofort. Aktenkarton reiht sich an Aktenkarton, allesamt sorgsam beschriftet und nummeriert. Die ganz alten wertvollen Schriften lagern im Tresor. Sorgfältig werden Temperatur und Feuchtigkeit überwacht, dass die alten Papiere keinen Schaden nehmen. Damit die alten Bücher geschont werden, wurde vor elf Jahren ein Großformatscanner beschafft, mit dem sich Bischoff nach und nach durch den gesamten Bestand arbeitet. Sage und schreibe 750.000 Scans hat er bisher angefertigt, alle Dokumente von vor 1950 sind bereits als pdf-Datei gesichert – nebst Übersetzung, versteht sich.
Die Dokumentation reicht bis in die Neuzeit und wächst kontinuierlich mit jeder Akte, die aus der Verwaltung von Marktbreit herübergeschickt wird. Zur besseren Übersicht hat Bischoff eine Excel-Datei angelegt, in der alle Datensätze verzeichnet sind.
Was treibt ihn an, seine Zeit mit staubigen Akten zu verbringen? "Die Unterhaltung eines Archives gehört zu den Pflichtaufgaben einer Kommune", erklärt Norbert Bischoff. Oftmals würde diese aber vernachlässigt, weil es niemanden gibt, der sich darum kümmert. Ihm ist es wichtig, dass Akten erhalten und nachvollziehbar bleiben. Christian Lauck, der zweite Bürgermeister der Gemeinde, macht deutlich: "Wir können froh sein ihn zu haben. Er macht das so gründlich wie kein zweiter."
Seit einiger Zeit versucht Bischoff, einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin zu finden. Am vergangenen Sonntag gab es deshalb im Archiv einen Tag der Offenen Tür, um die Menschen für das Thema zu sensibilisieren. Gemeldet hat sich noch niemand, aber zumindest hat er seit einem Jahr mit Sieglinde Wamsler und Michael Uhlmann Helfer, die ihm beim aktuellen "Großprojekt" zur Hand gehen: Die neuzeitlichen Akten müssen "entklammert" werden: also sichten, sortieren, Heftklammern und Plastik entfernen, bei Bedarf scannen und im dokumentenechten Karton ablegen. Rund 5000 dieser Kartons liegen noch auf Halde: "Wenn die voll sind, sind wir fertig", schmunzelt der Archivar.