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KITZINGEN
Das breite Grinsen von Usain Bolt
Der Konkurrenz haushoch überlegen: Der Jamaikaner Usain Bolt am 14. August 2016 beim 100-Meter-Halbfinale der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro. Er gewann als erster drei olympische 100-Meter-Titel.
Foto: Kai Oliver Pfaffenbach (Reuters) | Der Konkurrenz haushoch überlegen: Der Jamaikaner Usain Bolt am 14. August 2016 beim 100-Meter-Halbfinale der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro. Er gewann als erster drei olympische 100-Meter-Titel.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 11.12.2019 14:33 Uhr

Der deutsche Reuters-Fotograf Kai Pfaffenbach ist aktueller World-Press-Photo-Preisträger: Für seinen grinsenden Jamaikaner Usain Bolt beim 100-Meter-Halbfinale der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro erhielt der bereits mehrfach ausgezeichnete 47-Jährige den dritten Preis in der Kategorie Sport-Einzelfoto.

Frage: Der Moment, als Sie erfahren haben, dass Sie Preisträger sind?

Kai Pfaffenbach: Ich war im Skiurlaub mit der Familie. Ein Reuters Kollege, der die Bilder von World-Press-Photo zur Weiterverbreitung schon erhalten hatte, hat mich am Morgen vor der Bekanntgabe informiert. Allerdings wollte ich es nicht glauben. Erst als ich die Mail von World-Press-Photo bekommen hatte, hab? ich es auch geglaubt – und anschließend mit Kollegen, die im benachbarten Hochfilzen Biathlon-WM fotografiert haben, „ein bisschen“ gefeiert.

100-Meter-Halbfinale

Die Geschichte zu dem Siegerbild?

Pfaffenbach: Im Olympischen 100-Meter-Halbfinale wollte ich ein anderes Bild machen, einen Mitzieher – also mit langsamer Verschlusszeit die Geschwindigkeit simulieren. Als Bolt rüber schaute, war ich mir sicher, dass das Bild nichts geworden ist. Weil der Mitzieher nur eindimensional funktioniert, er hat aber so lange geschaut, dass die Kopfrotation nicht zum Verwackeln geführt hat, sondern dieses breite Grinsen eingefroren hat.

In der ersten Reihe

Fotografieren begeistert mich, weil...

Pfaffenbach: . . . ich in der journalistischen Fotografie bei Reuters oft die Gelegenheit habe, in der ersten Reihe des aktuellen Zeitgeschehens zu sitzen. Ich kann mir selbst ein Bild für andere machen, die nicht vor Ort sein können.

Ihr allererstes Foto?

Pfaffenbach: Irgendetwas Familiäres mit einer Polaroid-Kamera. Hat aber eher keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Wann stand Ihr Berufswunsch fest?

Pfaffenbach: Journalismus stand schon früh auf der Agenda, etwa zu Beginn der gymnasialen Oberstufe. Tatsächlich habe ich dann angefangen, Journalistik, Geschichte und Politik zu studieren und ein Rundfunkvolontariat in Aschaffenburg zu machen. Die Fotografie war zu diesem Zeitpunkt ein Hobby. Irgendwann habe ich dann aber die anderen journalistischen Zügel schleifen lassen und mich ganz auf den Umgang mit den Kameras konzentriert. Ich bin kompletter fotografischer Autodidakt.

Auf Vertrag verzichtet

Wie sah Ihr beruflicher Weg genau aus?

Pfaffenbach: Nach dem Abitur in Großkrotzenburg und dem abgebrochenen Studium machte ich ein Volontariat beim Rundfunk, ehe ich als Freiberufler für die Frankfurter Allgemeine Zeitung gearbeitet habe. Dort habe ich auf einen unterschriftsreifen Redakteursfotografenvertrag verzichtet, um bei Reuters die Chance zu erhalten, Olympische Spiele oder eine Fußball-WM zu fotografieren. Fest angestellt bin ich bei Reuters seit 1998. Seitdem habe ich weder Olympia noch eine Fußball-Weltmeisterschaft verpasst.

Was macht ein perfektes Bild aus?

Pfaffenbach: Keine Ahnung, ob es das gibt. Für mich ist ein gutes journalistisches Foto ein Bild, dass entweder Emotionen transportiert oder – noch besser – beim Betrachter Emotionen weckt.

Hohes Niveau

Welches Bild hat Sie in der aktuelle Ausstellung besonders angesprochen?

Pfaffenbach: Die gesamte Story meines Freundes Daniel Berehulak von den Philippinen ist beeindruckend. Insgesamt fand ich das Niveau der aktuellen Ausstellung ohnehin sehr hoch.

Wie oft sind Sie in der Welt unterwegs?

Pfaffenbach: Das kommt auf die internationalen Großereignisse an. In diesem Jahr sicherlich knapp vier Monate.

Sehr gefroren

Sie kommen gerade von den Olympischen Winterspielen – wie war's?

Pfaffenbach: Kalt. Ich habe trotz bestem Equipment sehr gefroren.

Was ist als nächstes geplant?

Pfaffenbach: Ich darf in Augsburg einen Sportfotopreis entgegennehmen und ansonsten das aktuelle Tagesgeschehen in Deutschland für Reuters mit meiner Kamera begleiten.

Was raten Sie angehenden Fotografen?

Pfaffenbach: Nicht auf ein Thema festlegen, viel kommunizieren, lernen, schauen und niemals denken: Ich geh? in ein Kriegs- oder Krisengebiet, dann läuft die Karriere schon – das geht meistens schief!

Auf den Bau hören

Wie weit würden Sie für ein gutes Foto gehen?

Pfaffenbach: Zu sagen, ich würde mein Leben nicht riskieren, ist ja nicht ganz richtig, denn dann dürfte ich ja nicht in Kriegsgebiete reisen. Allerdings versuche ich vor Ort, auf Bauch und Kopf zu hören und spontan richtige Entscheidungen zu treffen – und dann passiert es beispielsweise in Rio, dass uns ein Mülllaster ins Auto fährt und vier Reuters Fotografen einfach nur Glück hatten.

Das Verrückteste, was ich in diesem Zusammenhang gemacht habe?

Pfaffenbach: 2006 unmittelbar nach der Fußball-WM einen Kollegen im Israel-Libanon-Krieg abzulösen, dessen Tochter in Belgrad mit gebrochenem Bein im Krankenhaus lag. Während des dreiwöchigen Aufenthaltes im nordisraelischen Kirjat Schmona war es ein paar Mal sehr, sehr knapp.

Besuch in Kitzingen: Am Donnerstag, 8. März, kommt Fotograf Kai Pfaffenbach ab 19.30 Uhr in die Ausstellung in die Rathaushalle, um seine Arbeit bei einer Podiumsdiskussion vorzustellen. Tags darauf wird der Preisträger mit Schülern im Kitzinger Armin-Knab-Gymnasium ab 8.45 Uhr in der Mensa über das Thema Fotografie diskutieren.

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