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Dettelbach
Das Abenteuer ihres Lebens: Drei Jahre Auszeit in Asien
Freitags-Fragen: Einen Film wollte Timo Götz gar nicht machen. Dann kam die Pandemie und mit ihr die Idee, sein Aussteiger-Abenteuer zu veröffentlichen. Jetzt kommt Götz ins Cineworld.
Timo Götz zog drei Jahre mit seiner Familie durch Asien. Entstanden ist daraus ein Film über das Leben der Menschen und die besonderen Begegnungen mit ihnen.
Foto: Timo Götz | Timo Götz zog drei Jahre mit seiner Familie durch Asien. Entstanden ist daraus ein Film über das Leben der Menschen und die besonderen Begegnungen mit ihnen.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:45 Uhr

2016 sind sie zu dritt – Timo Götz, seine Frau Salima Oudefel und die damals fünf Monate alte Tochter – nach Asien gereist. Eine Auszeit für mehrere Jahre. Vorher wurde das Hab und Gut verkauft. Ohne große Pläne zogen sie los. Von Indonesien, Thailand, Kambodscha, Malaysia und Indien bis Sri Lanka. Daraus entstand ein Dokumentarfilm, der demnächst in einer Sondervorstellung im Cineworld im Mainfrankenpark zu sehen ist. Der zunächst geplante Termin am 28. Februar wurde verlegt, neuer Termin ist der Dienstag, 8. März, um 19 Uhr.

Frage: Einfach losfahren und die Welt entdecken – ist das mutig oder eher verrückt?

Timo Götz: Wir würden sagen, es ist von beidem etwas. Es gab Familienangehörige, die sagten, wir sind verrückt. Zumal wir vorher noch nie in Asien waren. Andere wiederum haben diese Entschlossenheit bewundert.

Wann entwickelte sich die Idee für die Reise?

Götz: Als Salima mit Emilia schwanger war. Ich war damals Landschaftsgärtner und selbstständig, musste oft auch woanders übernachten. Wir haben bemerkt, dass es so für uns nicht weitergehen kann – es muss sich was ändern.

300 Stunden Videomaterial und unzählige Begegnungen: Timo Götz zog mit seiner Familie drei Jahre quer durch Asien.
Foto: Timo Götz | 300 Stunden Videomaterial und unzählige Begegnungen: Timo Götz zog mit seiner Familie drei Jahre quer durch Asien.
Wie sah das Zelte-Abbrechen konkret aus?

Götz: Das Witzige ist, dass wir erst sechs Monate in der neuen Wohnung waren, die wir als Familie bezogen hatten. Als die Entscheidung fiel, haben wir sofort gekündigt und die drei Monate Kündigungsfrist als Abreiseziel gesetzt, damit es kein Zurück mehr gibt. Über Kleinanzeigen wurden Möbel und Kleidung verkauft. Dann ging es auf Flohmärkte, bis wir alles verkauft oder verschenkt hatten. Es blieben nur noch drei Kartons mit wichtigen Papierordnern übrig, also Dokumente, die man aufbewahren muss.

Wann ging es los?

Götz: Start der Reise war der 28. November 2016. Von Deutschland aus sind wir nach Indonesien geflogen und waren erstmal einen Monat auf Bali.

Wohin ging es dann?

Götz: Nach Bali ging es weiter nach Malaysia, dann folgten Thailand, Kambodscha, Indien und Sri Lanka. Die ersten eineinhalb Jahre der Reise waren wir touristisch unterwegs, haben einen Tempel nach dem anderen besucht – bis wir eines Tages in Kambodscha im Regen die Wendung hatten.

Die Wendung?

Götz: Wir waren im Niemandsland, um uns herum nur Felder und Wildnis. Auf einmal fing es stark an zu regnen, es war Monsun-Zeit. Wir drei waren in kurzer Zeit komplett nass geworden und wussten nicht mehr weiter. Plötzlich kam ein kleiner Junge, hat uns gerufen und zugewunken, dass wir ihm folgen sollten. Wir folgten ihm zu einer einfachen Hütte aus Stroh und Palmblättern. Dort wohnte seine Familie, die uns trockene Kleidung und was zu essen gab. Dieser Moment hat uns berührt und zum Nachdenken gebracht. Ein Schlüsselmoment, der für die weiteren eineinhalb Jahre unsere Reise stark verändern sollte.

Wie haben Sie die Reise dokumentiert?

Götz: Mit einer einfachen Fotokamera. Es war nie geplant, einen Film daraus zu machen, wir wollten Eindrücke auf Foto und Video festhalten, um es unserer Tochter Emilia später zeigen zu können. Es sind über 300 Stunden an Videomaterial sowie tausende Fotos entstanden.

Der gefährlichste Moment?

Götz: Salima bekam in Sri Lanka Dengue-Fieber. Übertragen von einer Tigerstechmücke. Salima musste zehn Tage ins Krankenhaus. Die Ärzte sagten uns, dass es keine Medikamente dagegen gibt; der Körper muss es selbst schaffen.

Der schönste Moment?

Götz: Die Geburt unsere zweiten Tochter gegen Ende der Reise. Sie kam in Bali zur Welt.

Was würden Sie auf keinen Fall noch einmal machen?

Götz: Das touristische Reisen wie am Anfang. Erst der Kontakt mit den Menschen abseits vom Tourismus machte die Reise aus.

Welches Land hat Sie am meisten beeindruckt?

Götz: Für uns gibt es nicht das eine Land, es gab überall schöne Momente.

Wie verändert eine solche Reise das Leben?

Götz: Die Veränderungen sind bei jedem individuell. Was wir zusammen sagen können: Das Vertrauen in die Menschen kam wieder. Viele Vorurteile stimmen nicht. Wir achten nun auch mehr auf unsere Umwelt und kaufen nur das, was wir wirklich benötigen.

Sind dauerhafte Freundschaften entstanden?

Götz: Bis heute haben wir Kontakt zu vielen Menschen, die wir kennengelernt haben. Viele sind zu Freunden geworden und wir tauschen uns immer wieder über das Internet oder auch per Briefe aus. Ebenso geben wir einen Teil der Einnahmen aus dem Film den Menschen wieder zurück. Dieser Reisefilm wäre ohne diese Menschen nicht entstanden.

Wann waren Sie wieder am Ausgangspunkt?

Götz: Zurück gekommen sind wir genau drei Jahre später, im November 2019. Eigentlich war kein längerer Aufenthalt in Deutschland geplant, wir wollten nur die Familie besuchen. Doch wegen Corona mussten wir hier in Deutschland bleiben und haben dann die Videos durchgeschaut – so kam die Idee, einen Film zu machen.

Sie sind also wieder auf dem Sprung?

Götz: Wir wohnen bei den Schwiegereltern zur Untermiete. Wir haben uns außer einem Auto keine Möbel und sonstigen Dinge zugelegt – wir werden noch einmal losziehen.

 
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