
Bei der Hauptversammlung des TSV Rödelsee war der Abstieg der ersten Mannschaft aus der dritten Bundesliga im sportlichen Bereich beherrschendes Thema. Vorsitzender Dietmar Chrischilles wünschte sich mehr Rückhalt – von Mitgliedern und von Spielern. Die Gründe, warum viele nach dem Abstieg in die Bezirksoberliga (BOL) die Mannschaft verlassen, kann er nicht immer nachvollziehen. Dennoch will er auch künftig den Zuschauern guten Handball bieten.
Das hofft auch Tobias Demel. Der Geschäftsführer der „Mainkraft“, unter deren Dach die Mannschaft ausgegliedert wurde, sprach von einem kontrollierten Abstieg, den man eingeleitet habe. Den Start in der BOL statt in der Bayernliga begründet er damit, dass man schlechte Stimmung verhindern und nicht wie beim letzten Mal mit großem Druck anfangen wolle. Er sei aber dennoch optimistisch.
Weniger Optimismus verbreitete Holger Kelle. Er ist bei der „Mainkraft“ für die Finanzen zuständig – kein leichter Job. Die Unternehmergesellschaft (UG) steht tief in den roten Zahlen. So tief, dass sie seit Monaten ihre Rechnungen nicht oder nur verspätet bezahlen kann. „Wir haben die Schwierigkeiten früh bemerkt und versucht gegenzusteuern. Allein, das hat nicht gereicht.“
Gründe für das Defizit sind vielfältig: Sponsoren sind abgesprungen; die kalkulierten Besucherzahlen bei den Heimspielen konnten nur etwa zur Hälfte erreicht werden. Dazu kommen Kosten für Spieler, Fanbus anderes. Um die Insolvenz zu verhindern, wurde ein kurzfristiges Bankdarlehen erwirkt. „Wir sind nicht pleite, aber in großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten“, erklärte Kelle. Und er appellierte an die Mitglieder, dem Verein eine selbst gewählte Summe zu leihen. Als Gegenleistung gebe es eine Urkunde, die berechtigt, das Geld nach fünf Jahren zurückzufordern.
Zusagen dafür gab es gleich in der Versammlung, etwa von Kelle selbst und von Bürgermeister Burkard Klein. Dieser appellierte an die Anwesenden, mit anzupacken. Der TSV sei ein Aushängeschild. Seine Zuversicht teilten nicht alle. Besonders die finanzielle Lage und der Weggang vieler Spieler machten Sorgen. In Wortmeldungen war von Enttäuschung die Rede. Wilfried Demel aus dem Management der „Mainkraft“ sagte: „Jetzt bin so weit wie vor 40 Jahren, als ich angefangen habe.“
Die hohen Kosten und der schwindende Kader, „diese Dinge haben uns runtergezogen.“ Auch er will sich am Mitgliederdarlehen beteiligen. Wie hoch denn das Defizit sei, das wollten einige wissen. Holger Keller bezifferte den Darlehensstand auf 87 000 Euro. Und da taucht gleich die nächste Frage auf: Der TSV ist alleiniger Gesellschafter und Bürge der UG, steht aber selber mit über 290 000 Euro in den roten Zahlen. Könnte der Verein eine Insolvenz der UG auffangen? Vorsitzender Dietmar Chrischilles bestätigte dies und strich heraus, dass die Kassen des TSV von Insolvenz und Zahlungsunfähigkeit weit entfernt seien.