Es sieht ein bisschen nach Mondlandung aus, wenn die beiden Mitarbeiter einer Spezialfirma auf die Plattform des Hubwagens steigen und in die Baumkronen entschwinden. Das Männer sind in weißer Schutzkleidung dick eingepackt. Das ist nötig, weil es gegen einen Feind geht, der mit seinen Brennhaaren für den Menschen richtig unangenehm und gefährlich werden kann: Die Männer rücken dem Eichenprozessionsspinner auf die Pelle.
Genau geplant
Die Arbeit zog sich in den vergangenen Wochen entlang der unterfränkischen Autobahnrastplätze an der A 3 und A 7 hin. Im Auftrag der Autobahndirektion Nordbayern sammeln die Männer die Nester der Eichenprozessionsspinner von den Eichen, die entlang der Parkplätze stehen. Das Vorgehen ist genau geplant: Für jeden Parkplatz existieren Luftbilder, auf denen die betroffenen Bäume eingekreist sind. Einige Zeit vorher waren die Parkplätze schon einmal unter die Lupe genommen worden: Mit Ferngläsern wurde genau geschaut, wo Nester sind, die abgenommen werden müssen.
Der Drang zu Familienverbänden
Jetzt haben die „Nester-Sammler“ leichtes Spiel. Sie wissen genau, wo sie hinmüssen. Die Bekämpfung findet entweder per Hand statt. Wenn das nicht geht, kommt eine Art Staubsaugen zum Einsatz. So soll vermieden werden, dass die Parkplatz-Besucher mit den giftigen Brennhärchen des Prozessionsspinners in Berührung kommen. Dabei macht man sich den Drang des Eichenprozessionsspinners zu Nutze, der gerne in geselligen Familienverbänden lebt und sich sich nestartig an locker zusammengesponnenen Blättern oder Zweigen versammelt.
Marcus Neuberger kontrolliert die Arbeiten. Der Garten- und Landschaftsbautechniker arbeitet für die Autobahndirektion Nordbayern in der Würzburger Dienststelle. Er weiß: „Durch das wärmere Klima breitet sich der Eichenprozessionsspinner immer weiter aus.“ Und weil das so ist, werden die Nester an den Rastplätzen seit ungefähr 15 Jahren generalstabsmäßig bekämpft.
Fünf bis sieben Nester können an einem Baum hängen – da kommt einiges zusammen. Um die 5000 Nester werden es am Ende sein, schätzt Neuberger. Was umgerechnet 1,5 Tonnen ausmacht, die als Sondermüllen behandelt und verbrannt werden.
Der Falter liebt Autobahnen
Rund um Haidt wurden vergangenen Samstag in Fahrtrichtung Nürnberg die letzten Kilometer von der Plage befreit – bis das Spiel dann im kommenden Jahr wieder von vorne losgeht. Ganz so schlimm war es dieses Jahr nicht, der Sommer war zu nass. Der Falter mag's nämlich heiß und trocken. Genau deshalb schätzt der Falter auch die Nähe der Autobahn: Heiße Abgase, der abstrahlende Teer – Autobahnböschungen sind sozusagen das Paradies für die Falter. Weshalb es auch im kommenden Jahr entlang der Rastplätze wieder nach Mondlandung aussehen wird.