Stars and Stripes in Kitzingen (Teil 4): 17 Jahre war Traudl Maurer Bedienung in einer besonders bei Amerikanern beliebten Kneipe. Dort hat sie einiges erlebt.
„Yes“ und „No“, mehr englische Wörter kannte Traudl Maurer nicht, als sie 1969 Bedienung in der Hill-Billy Bar wurde. In der Kitzinger Kneipe, deren Gäste hauptsächlich Amerikaner waren, verständigte sie sich damals mit Zeichen und Gesten. „Das war schon lustig“, erzählt sie heute. „Manche konnten zwar ein bisschen Deutsch, aber das waren die wenigsten.“
Aus einem Wochenende werden 17 Jahre
Zu dem Job kam die damals 18-Jährige durch Zufall: Freunde von ihr arbeiteten in der Atlantik-Bar, deren Chef auch die Hill-Billy betrieb. Er sprach sie an, ob sie dort am Wochenende als Aushilfe einspringen könnte. „Erst wollte ich das nicht“, sagt die Frau mit den roten Haaren. „Aber dann habe ich mich überreden lassen. Und aus einem Wochenende wurden dann 17 Jahre.“
„Wie kannst du nur?“, hieß es damals von ihren Großeltern, die nicht wollten, dass Traudl in der Bar mit dem zweifelhaften Ruf arbeitete. „Aber ich habe mich durchgesetzt“, sagt diese. „Und die Bar war das Highlight von Kitzingen.“ Viele Deutsche hätten sich zwar negativ über sie geäußert, seien aber dann über die Hintertür gekommen. „Um nicht gesehen zu werden.“
„Da gab es öfter mal Schlägereien“
Aber auch die Arbeit mit den amerikanischen Gästen war nicht immer einfach: „Da gab es öfter mal Schlägereien“, sagt Traudl. So gab es in der damaligen Zeit noch häufig Rassenkonflikte, aber auch die deutschen Gäste hätten die Amerikaner teilweise herausgefordert. „Und es ist auch mal vorgekommen, dass eine Bedienung eine drauf gekriegt hat. Aber da sind dann gleich alle Amerikaner aufgestanden und haben ihr geholfen.“
Einmal, erinnert sich Traudl, seien kurz vor Feierabend noch einige Soldaten in die Bar gekommen. „Wir hatten schon aufgeräumt und die Stühle hochgestellt“, erzählt sie. Da sei ihr Chef zu den Gästen und hätte gefragt: „Ex man, was willst du?“. „Die Amerikaner haben ihn einfach hochgehoben und auf die Seite gestellt.“
Doch als sie die Gäste dann mit Getränken versorgt hätten, seien diese äußerst freundlich gewesen und hätten schließlich sogar ihre Stühle wieder hochgestellt. Trotzdem ist Traudl das Ereignis bis heute in Erinnerung geblieben. „Da hatte ich schon Angst“, sagt sie.
Weihnachten mit traurigen Soldaten
Es habe aber auch viele positive Momente gegeben. So zum Beispiel an Weihnachten, wenn vor allem die jungen Soldaten in die Bar kamen, um die Feiertage nicht alleine verbringen zu müssen. „Die waren ja noch recht jung, teilweise erst 17“, sagt Traudl. „Da waren die an Weihnachten schon traurig und es ist auch mal die ein oder andere Träne geflossen.“