Nach einer langen, durch Corona bedingten Pause, trafen sich die Mitglieder der Senioren Union zur Besichtigung der St. Mauritius in Wiesentheid. Durch Straßenbauarbeiten gestaltete sich die Anfahrt, besonders die Parkplatzsuche zwar etwas schwieriger, aber strahlender Sonnenschein und die Freude über das Wiedersehen bewirkten eine frohe Stimmung. Als Kirchenführer fungierte Gerhard Fehlbaum, selbst Mitglied der Senioren Union. Mit seinen fundierten Kenntnissen erklärte er zuerst das Umfeld der Kirche. Er machte bewusst, dass das Schloss, das Rathaus, das historische Pfarrhaus und die Kirche einst das „Regierungsviertel“ eines Kleinstaates bildeten. Dann lenkte Fehlbaum den Blick der Besucher auf die Kirche. Rudolf Franz Erwein Graf von Schönborn beauftragte zwar den bekannten Baumeister Balthasar Neumann mit den Planungen, die eigentliche Bauausführung gestaltete jedoch der aus Tirol stammende tüchtige Baumeister Johann Georg Seitz. Auch an der Ausgestaltung der Kirche arbeiteten große Künstler wie Johann Georg Neßtfell, Jakob van der Auwera und Ludwig Sonnleitner. Gerhard Fehlbaum erläuterte die herausragende Architekturmalerei von Giovanni Francesco Marchini. Obwohl die Decke des Gotteshauses ganz eben ist, entsteht hier die Illusion eines Gewölbes und einer großen Kuppel. Die Ausmalung der Wiesentheider Kirche ist das Hauptwerk Marchinis, der u.a. auch in Bamberg, Pommersfelden und Walldürn tätig war. Gerade Marchinis Fresken tragen dazu bei, dass die Mauritiuskirche in Fachkreisen auch „die fränkische Wieskirche“ genannt wird. Fehlbaum bemerkte, dass es selten ist, dass eine Kirche in dieser Stilreinheit erhalten blieb. Etwa 80 Prozent der Fresken gehen noch auf die Erbauungszeit zurück. Im Rahmen der Renovierung wurde auch die liturgische Einrichtung zeitgemäß gestaltet, z. B. der Taufbrunnen, der Leuchter für die Osterkerze, der Ambo und der Volksaltar sowie ein Bild mit dem segnenden Christus des Malers Michael Triegel. Auch die Bild- und Tontechnik sowie die Beleuchtung des Kirchenraumes sind zeitgemäß und ergänzen die gelungene Renovierung der Kirche. Gerhard Fehlbaum resümierte abschließend, dass auch der Kirchenpatron Mauritius heute noch aktuell sei. Er hat seine Kriegswaffen abgelegt und sich geweigert, einen verbrecherischen Befehl auszuführen. Die Besucher fanden in der Kirche auch Bitten auf Ukrainisch, die den aktuellen Krieg in der Ukraine aufgreifen. Mit dem ökumenischen Lied „Großer Gott, wir loben dich“ fand die interessante Führung ihren Abschluss.
Von: Heinz Herrenschmidt (Schriftführer, Senioren-Union Kreis Kitzingen)