Leere Nudel-Regale in den Supermärkten. Menschen, die sich nicht mehr die Hand geben. Irritierte Blicke, wenn jemand hustet. Das Leben in Zeiten des Corona-Virus hat sich verändert. Unsicherheit. Angst. Selten Gelassenheit. Der VdK-Kreisverband wollte Ende des Monats mit vier Bussen zu einer Demo nach München – abgesagt. Und jede Menge Sicherheitsmaßnahmen: Immer öfter stehen Desinfektionsmittel an öffentlichen Eingängen. Ins Kitzinger Amtsgericht beispielsweise kommt man erst, wenn man die Hände desinfiziert hat.
Der Blick auf das kommende Wochenende macht die Sache nicht einfacher: Mit der Feinschmeckermesse in Iphofen und dem Saatgut-Festival in Volkach stehen gleich zwei Großveranstaltungen an, zu denen Tausende von Besuchern erwartet werden. Vor Ort sieht man den Messen mit gemischten Gefühlen entgegen.
Bei der Leiterin der Iphöfer Touristinfo, Claudia Bellanti, steht das Telefon nicht mehr still. "Die Leute wollen von uns wissen, ob die Messe stattfindet und sie ihr Hotelzimmer buchen können. Ich kann ihnen nur sagen: Von unserer Seite aus findet die Messe statt." Letztlich aber liege das nicht in ihrer Hand: "Wir stehen in ständigem Austausch mit dem Landratsamt. Für die Stadt Iphofen geht es auch um Kosten, auf denen wir bei einer Absage der Messe sitzen bleiben würden. Wir haben Einnahmen nur aus Standgebühren und Eintrittsgeldern. Da kommen schnell 40 000 Euro zusammen, die fehlen würden."
Grünes Licht vom Gesundheitsamt
Ähnlich die Situation in Volkach. Die Organisatoren des Saatgutfestivals, Barbara und Martin Keller, betonen, dass das Festival "nach derzeitigem Stand" über die Bühne gehe. Man richte sich letztlich aber "nach den Vorgaben des Gesundheitsamtes".
Genau dort ist man froh, dass es derzeit keinen bestätigten Corona-Virus-Fall im Landkreis gibt. Deshalb: Erst einmal grünes Licht für alle geplanten Veranstaltungen, wenn auch unter dem Vorbehalt, dass alles so bleibt wie im Moment. Das Gesundheitsamt rät deshalb zunächst, sich "an die normalen Hygienevorkehrungen wie gründliches Händewaschen und Niesen in die Armbeuge" zu halten. Auch in dem Amt stehen die Telefone nicht mehr still.
Viele Anrufer waren in der vergangenen Woche Skifahren, sind mit einer Erkältung zurückgekommen und möchten nun wissen, wie sie sich verhalten sollen. Die Mitarbeiter im Gesundheitsamt klopfen daraufhin die Informationen ab. Aktuell stellt sich vor allem die Frage, ob der Anrufer in einem Risikogebiet war, also in Teilen Chinas, des Irans oder Südkoreas oder in gewissen Regionen Italiens.
Wie das Gesundheitsamt in einer Pressemeldung betont, ist bei einer Erkältung, die man beispielsweise aus dem Skiurlaub in Österreich mitgebracht hat, "weiterhin der Hausarzt der erste Ansprechpartner". Das Gesundheitsamt betont, dass es "derzeit keine Veranlassung gibt, dass Veranstaltungen nicht stattfinden können". Es müsse jedoch jede Veranstaltung "für sich bewertet werden", zudem könne sich "die Lage ständig ändern".
Grippe-Welle grassiert im Landkreis
Bei Krankheitssymptomen empfiehlt es sich generell, zu Hause zu bleiben, denn aktuell grassiert auch die Grippe-Welle im Landkreis. Seit 1. Januar wurden 122 Fälle von Influenza A oder B im Gesundheitsamt gemeldet. Da aber nur ein kleiner Teil der betroffenen Personen getestet wird, ist dies sicher nur ein Bruchteil der Erkrankten.
„Es gibt keinen Grund für Panik“, betont Landrätin Tamara Bischof, die im permanenten Austausch mit dem Gesundheitsamt, der Klinik Kitzinger Land und dem Bayerischen Roten Kreuz steht. „Der Schutz der Menschen im Landkreis Kitzingen liegt mir am Herzen, und wir werden alles dafür tun, Infektionen der Menschen im Kreis zu vermeiden beziehungsweise schnell zu erkennen und einzudämmen.“
Info-Telefon: Das Landesamt für Gesundheit und Lebenmittelsicherheit hat eine Hotline eingerichtet, dort werden Fragen rund um das Corona-Virus beantwortet, Tel.: (09131) 68 08 51 01.