Ein trostloser Anblick im Volkacher G-Club: eine leer gefegte Tanzfläche, hochgestellte Barhocker und abgesperrte Loungen. Das DJ-Pult ruht unter einer Plastikabdeckung, bereit für die erste Benutzung seit langem. Vor der Tür stehen keine Schlangen, wie sonst immer vor dem Lockdown.
Nachdem das Capitol Music Palace geschlossen hatte, ist der G-Club der einzige richtige Club im Landkreis mit wöchentlichem Betrieb. Das hat der Geschäftsführer des G-Clubs, Alex Wölk, auch gemerkt: Die letzten zwei Jahre vor Corona habe er so viel Umsatz erzielt wie nie zuvor. „Das habe ich davor in fünf Jahren nicht gemacht, was ich da in zwei Jahren verdient habe“, erklärt er.
Die ältere Generation kennt den Club in Volkach noch als das „Galaxy“, mittlerweile ist er nobler und heißt jetzt G-Club. Doch das Konzept ist gleich geblieben: zwei Musikrichtungen auf zwei Ebenen mit insgesamt 800 Quadratmetern.
Eine etwas gemütlichere Alternative bietet die „Tenne“, eine kleine Diskothek in Altenschönbach, die einmal im Monat für Partys öffnete – vor Corona. Hauptsächlich Rock und Oldies bekamen die Gäste in der urigen Disco im ehemaligen Kellergewölbe zu hören. Doch wie steht es jetzt um die Clubs während der Pandemie?
Wandlung hin zum G-Club
Der Club in Volkach hat schon eine lange Geschichte hinter sich: vom Galaxy über das Mint hin zum G-Club. All das hat Wölk miterlebt. Seit 2018 gibt es mehrere abgetrennte Räume, sogenannte Loungen, sowie einen VIP-Bereich. Und der Innenraum wurde insgesamt veredelt. Vor Corona haben regelmäßig Ü-40 Partys stattgefunden. „Ich mache zwar ab und an noch Schulpartys, aber weniger als früher im Mint“, erklärt Wölk. Die Musikstile, die im Club gespielt werden, sind dieselben geblieben. Oben brummt immer noch der Bass zu durchdringenden Technobeats und unten ist der Charts-Pop-Bereich mit großer Tanzfläche bestehen geblieben. So habe sich der Club gehalten und sei sogar über die Jahre noch bekannter geworden. „Früher hätte keiner gedacht, dass der Club hier der einzige ist, der übrig bleibt im Landkreis. Den kleinen Laden gibt es immer noch trotz Corona“, sagt Wölk stolz, der den Club seit elf Jahren führt, aber aktuell noch nicht an eine Wiedereröffnung denkt.
Selbst wenn er mit begrenzter Anzahl an Leuten öffnen dürfte, würde es sich nicht rentieren. Er habe zwar eine funktionierende Klimaanlage im G-Club und könnte ein Hygienekonzept aufsetzen, aber mit nur 50 bis 100 Feiernden würde sich der Aufwand mit Aufbau, Organisation und Mitarbeitern bei Weitem nicht lohnen. Anders sehe es aus, wenn irgendwann Geimpfte ohne Begrenzung feiern dürften: „Da würde der Andrang mit Sicherheit hoch sein“, vermutet Wölk, der in den letzten Monaten mehr als 30 Anfragen erhalten hat, ob er den Club nicht an Privatleute vermieten wolle. Will er nicht, das Risiko ist ihm zu groß. Und finanziell kommt er nach wie vor gut zurecht. „Es ist nicht so, dass ich auf der Kippe stehe. Ich muss nichts machen, habe keinen Druck.“
Coronahilfen sind angekommen
Das liegt daran, dass er ordentlich Geld durch die vier bis fünf Coronahilfen bekommen hat und noch ein Nebengewerbe, einen Biergarten bei Wipfeld, führt. Seine laufenden Fixkosten wurden dank der Hilfen zu 90 Prozent erstattet. Die Beantragung sei recht einfach gewesen. Die Hilfen seien sogar schnell gekommen, erinnert sich Wölk. Auch bei der Tenne sind die November- und Dezemberhilfen binnen einer Woche angekommen, berichtet Besitzer Kristian Kienberger. Auch im März, April und Mai hat er die Überbrückungshilfe erhalten.
Wer in dieser Zeit eine Veranstaltung durchgezogen hat, musste die Einnahmen mit den Hilfen gegenrechnen. Wölk hat sich deshalb dazu entschieden, keinen Biergarten am Club aufzumachen. „Ich habe in der ganzen Coronazeit nur eine einzige Party auf dem Parkplatz vor dem Club organisiert“, erinnert sich der Geschäftsführer. Eine Kulturveranstaltung samt Hygienekonzept, DJs und Bühnenshow im letzten Sommer. Er hat sie zusammen mit „Project Germany“ organisiert. 250 Besucher waren bei dieser Veranstaltung erlaubt. Die Besucher und auch die DJs habe die Feier natürlich sehr gefreut: „Die Party war gleich ausverkauft“. Gerechnet habe sich der Aufwand aber nicht.
Mitarbeiter sind untergekommen
Auch jetzt bleibt er vorsichtig. Zwar könne er eine Party mit mehr Leuten veranstalten. „Aber auf dem kleinen Parkplatz wird es dann schon schwierig mit dem Abstand bei so vielen Gästen.“ Zu bedenken sei auch, dass in Coronazeiten mehr Sicherheitsleute eingeplant werden müssen und der Aufbau der Bühne mit Show sehr lange dauert. Die Biergärten rentieren sich schon eher, da dort der Aufwand für den Aufbau nicht so groß ist.
Wölk hat es in den letzten Monaten nicht nur geschafft, alle Fixkosten zu bezahlen, er hat auch seine 30 Mitarbeiter beim Edeka in Volkach untergebracht. Da diese fast alle 450-Euro-Kräfte sind, habe er für sie kein Kurzarbeitergeld bekommen. Die meisten DJs, die bei ihm aufgelegt haben, arbeiten nur nebenbei als DJ und können sich deshalb trotzdem gut über Wasser halten. „Ich bin auch sehr froh, dass ich brauereifrei bin“, erzählt Wölk. Manche Clubs haben feste Verträge mit Brauereien oder Marken, sie müssen dann trotz Lockdown jährlich Ware abnehmen und dafür viel Geld bezahlen.
So blieb dem Geschäftsführer sogar noch etwas Geld für Renovierungen während der Pandemie übrig. Er hat für den Club neue Anlagen und ein Mischpult für insgesamt 20 000 Euro angeschafft. Die Lüftung und die Brandschutzmaßnahmen haben rund 100 000 Euro gekostet. Auch die „Tenne“ konnte in neue Hygienemaßnahmen investieren: „Es wurden neue Geschirrspüler, Reinigungs- und Lüftungsanlagen eingebaut“, sagt Kienberger.
Ob im G-Club oder in der Tenne: Die Gäste fiebern dem Tag der Öffnung entgegen und wollen ständig auf dem neusten Stand sein. Die Tenne erreichen laufend Nachfragen auf Facebook, wann die Diskothek denn wieder öffnet. „Manche wollen uns sogar finanziell unterstützen“, erzählt Besitzer Kristian Kienberger. Über die sozialen Medien werde auch Wölk ständig gefragt, wann denn der Club wieder öffne, besonders auf Instagram würden viele Anfragen hereinkommen. Ihm selbst falle es auch schwer, nicht feiern gehen zu können. „Am meisten vermisse ich die Gespräche um Mitternacht und die sozialen Kontakte. Man ist ja dann doch auch immer mal selbst vor Ort. Mir geht es da nicht ums Geld, die sozialen Kontakte sind viel mehr wert“, erzählt der 29-Jährige, der in Zukunft noch mal in mehrere kleine Loungen investieren will, vor allem im VIP-Bereich. „Die Loungen wurden ja sehr gut angenommen. Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas hier bei mir funktioniert“, wundert sich Wölk.
Wiedereröffnung im Frühling?
Bis er wieder öffnen könne, wird es aber noch dauern. Er vermutet, dass es erst ab Frühling 2022 wieder los geht. Für den Start kündigt der 29-Jährige eine wilde Eröffnungsparty an: „Wenn ich wieder aufmache, dann lass ich's schon knallen.“ Einige DJs haben sich schon bei ihm gemeldet, sie würden auch mal kostenlos spielen zur Eröffnung. Auch das gesamte Team der Tenne freut sich, wenn die Diskothek 2021 oder 2022 wieder öffnen könnte: „Wir warten schon auf den Tag, an dem es heißt: „Wir dürfen wieder öffnen!“, sagt Kienberger.