Zum Tag der Luftrettung hatte der ADAC Nordbayern nach Ochsenfurt geladen – es war das erste Mal an diesem Standort. Seit einem Jahr betreibt der ADAC den dort stationierten Rettungshubschrauber Christoph 18.
Und dessen Dienste werden immer stärker nachgefragt. Zu 1748 Einsätzen musste der gelbe Hubschrauber im vergangenen Jahr ausrücken, hieß es bei der Pressekonferenz im Hangar neben der Main-Klinik. 2010 waren es unter der Regie der Deutschen Rettungsflugwacht DRF noch 1613 Einsätze gewesen.
Das veränderte Freizeitverhalten der Deutschen sieht Landrat Eberhard Nuß als eine Ursache für den steigenden Bedarf am Hubschrauber. Ob wilde Touren mit dem Mountainbike oder rasante Abfahrten auf Skiern – wer viel Sport treibt, kann auch verunglücken. Auch Motorradfahren ist beliebt. Der Zusammenhang zwischen den Schönwetterperioden im Frühjahr und Herbst und den Einsatzzahlen ist eindeutig. Doch nicht nur Unglücksfälle sind es, bei denen Christoph 18 schnelle Hilfe gewährleistet. Auch zu Herzinfarkt- und Schlaganfallpatienten wird die Besatzung oft gerufen.
Der Landrat hält den Hubschrauber-Standort an der Main-Klinik deshalb für unverzichtbar. „Von hier aus wird der ländliche Raum versorgt. Und zwar nicht nur unser Landkreis, sondern auch Kitzingen und Neustadt.“ Durch die zunehmende Spezialisierung von Kliniken verlängerten sich auch die Transportwege, sagte der Landrat. „Christoph 18 schließt hier eine große Lücke.“ Mit der Übernahme durch den ADAC waren nur die Piloten ausgetauscht worden. Die Notärzte und Rettungsassistenten von den Maltesern und dem BRK waren dieselben geblieben wie zuvor bei der DRF.
Sanierung in Ochsenfurt
Das Jahr 2012 aber wird für das Einsatzteam einige Veränderungen bringen. Ab April soll der Hubschrauber vorübergehend an den Flugplatz Giebelstadt umziehen, denn Hangar wie auch Dienstgebäude in Ochsenfurt werden gründlich renoviert. „Die Gebäude entsprechen nicht mehr den Anforderungen der modernen Luftrettung“, sagte Stationsleiter Christian Stangl. Der Hangar, in dem Christoph 18 seine Nächte verbringt, wird lediglich saniert. Dort soll es einen Inspektionsraum sowie medizinische und technische Lager geben.
Das sich anschließende Dienstgebäude mit dem Einsatzraum im Erdgeschoss wird abgerissen und komplett neu gebaut. Es erhält eine größere Grundfläche und ein zusätzliches Stockwerk. Hier werden die vier Ruheräume für das Einsatzteam untergebracht. Für jeden müsse ein separater hotelähnlicher Raum zur Verfügung stehen, um sich zwischen den Einsätzen erholen zu können, so Stangl. Das sei Vorschrift.
Die Baupläne sollen in den nächsten Tagen bei der Baubehörde eingereicht werden. In Giebelstadt, freute sich Stangl, werde der Hubschrauber für die Zeit des Umbaus gerne aufgenommen. „Es war uns wichtig, dass er sich nicht weit von Ochsenfurt entfernt. Das sind jetzt zwei Flugminuten.“ Ende des Jahres soll dann bereits alles fertig sein.
Platz 7 auf der Einsatz-Liste
Der Platz neben dem Landrat blieb zu Beginn der Pressekonferenz frei, denn dort sollte die Notärztin Erdmuthe Hummel sitzen. Die aber war gerade mit dem gelben Hubschrauber unterwegs – wieder einmal. Niemals zuvor mussten die Hubschrauber der ADAC-Luftrettung häufiger abheben als im vergangenen Jahr: Bundesweit verzeichnete der ADAC 47 315 Starts, das ist Anstieg um 3232 Einsätze oder 7,3 Prozent. Christoph 18 hat auf der Einsatz-Liste den siebten Platz inne. „Das ist gleich im ersten Jahr ein großer Erfolg für Christoph 18“, betonte Christian Stangl. Mit 1970 Einsätzen führt Christoph 5 aus Ludwigshafen die Liste an.
Bei rund der Hälfte aller ADAC Einsätze (48,8 Prozent) handelte es sich um internistische Notfälle wie akute Herzerkrankungen oder Schlaganfälle. Der zweithäufigste Anforderungsgrund für die Hubschrauber waren neurologische Notfälle (12,5 Prozent). Bei 10,7 Prozent aller Einsätze wurden die Gelben Engel zu Verkehrsunfällen gerufen.