
Die gute Nachricht: Nach 14 Monaten ist China erreicht. Die schlechte: Zuletzt ballten sich die Negativ-Meldungen für die Weltumradler Annika Wachter aus Kitzingen und ihren Freund Roberto Gallegos Ricci. Eine geklaute Kamera, eine gesperrte Kreditkarte, ein fehlendes Visum, die Batterie des Handy gab den Geist auf und die Laptops müssen repariert werden.
In China ist alles so anders und doch irgendwie gewohnt. Lammfleisch, Fett und Schaschlik braten an jeder Straßenecke. Die Luft ist grau bis gelb und kratzt. Schuld sind wohl die vielen Kohleofen, die in den Wohnzimmern und unter den Straßenküchen glühen.
In Kashgar wollen die Abenteurer Zugtickets nach Peking kaufen, um dort einen neuen Reisepass zu beantragen. Doch: Alle Züge sind bis weit in den Dezember hinein ausgebucht. 4386 Kilometer sind es bis in die Hauptstadt, das entspricht locker vier bis fünf Tagen Busfahrt – oder ein paar Monaten auf dem Fahrrad.
Da fliegen zu teuer ist, geht's zum internationalen Busbahnhof, um vielleicht dort ein Ticket zu ergattern. Kurz vorher haben wir noch kurz nachgefragt, wie es so läuft.
Annika Wachter: Die schwankt zwischen höchster Motivation und einer kleinen Winterdepression. Wir hatten viel Pech in letzter Zeit. Alles bereitet gerade größere Probleme. Das schlaucht und ärgert uns. Um so stolzer sind wir auf kleine Erfolge und voller Vorfreude auf den Süden Chinas.
Wachter: Abhanden kamen bisher insgesamt drei Kameras. Eine wurde in Griechenland geklaut, eine weitere in Kirgisistan und die dritte muss mir beim Ausritt im Schneesturm aus der Jackentasche gefallen sein, ohne dass ich es bemerkt habe. Insgesamt gesehen hatten wir jedoch eher Glück, denn andere Radler mussten schon Reisepässe, Reisetagebücher und Fahrräder einbüßen.
Wachter: . . . kleine Streitereien. Wir reisen fast 15 Monate auf engstem Raum miteinander, müssen jede Entscheidung gemeinsam treffen und schlafen auf zwei Kubikmetern im Zelt. Da ist es unvermeidlich, dass mal die Fetzen fliegen. Doch wir vertragen uns aber jedes Mal schnell wieder.
Wachter: . . . einigermaßen gut. Die schlechte Luft macht uns zu schaffen und Roberto hustet viel. Dazu gesellen sich gelegentliche Darmprobleme, die aber bei China-Neulingen normal sein sollen.
Wachter: . . . überrascht bestimmt den Mann im Fahrradladen. Der bescheinigte mir beim Start, mit meinem Ebay-Rad nicht über die deutsche Grenze zu kommen.
Wachter: . . . kalt, riesig und gar nicht so anders als der Rest Zentralasiens. Zumindest hier in Kashgar. Die westlichste und größte Provinz Xinjiang, in der wir uns zur Zeit befinden, grenzt an Pakistan und Indien, Afghanistan, Tadschikistan, Kirgisistan, Kasachstan, Russland und die Mongolei. Dementsprechend ist auch die Bevölkerung ethnisch gemischt.
Wachter: . . . war kürzlich, als wir uns in einem Hostel mit CJ, einem US-Amerikaner, angefreundet und Thanksgiving, das wichtigste Familienfest in den USA, gefeiert haben.
Wachter: Wir werden unsere Räder nach Chengdu schicken und mit Zügen oder dem Bus nachreisen. Von Chengdu aus wollen wir Richtung Hongkong radeln, die Räder kurz vor Hongkong stehen lassen und mit dem Zug zu Freunden nach Tsingtao reisen. Dann geht es nach Peking, wo Roberto einen neuen Reisepass beantragen wird. Mit dem neuen Pass können wir das chinesische Visum leider nicht verlängern. Also nehmen wir den Zug zurück zu unseren Rädern, radeln nach Hongkong und beantragen neue Visa für China. Dann geht es mit dem Rad in die Provinz Yunnan im Süden des Landes. Von dort werden wir nach Myanmar, Vietnam oder Laos reisen.
Wachter: . . . auf jeden Fall in China. Vermutlich auf dem Weg von Chengdu nach Hongkong.
Wachter: Wir machen uns auf den Weg durch Südostasien und reisen immer weiter gen Süden.
Wachter: . . . steht noch in den Sternen. Das Radeln haben wir noch lange nicht satt.