Es ist Dienstagmorgen gegen halb Zehn Uhr, der Tag nach einer Stadtratssitzung, die bis in die Nacht dauerte. Bürgermeister Thomas Reichert und seine Mitarbeiterin Angelika Pinnau treffen gleichzeitig vor dem Rathaus in Marktsteft ein, die Begrüßung ist herzlich, Küsschen auf die Wange. Im Bürgermeisterbüro sitzt schon Bauhofleiter Wolfgang Seitz, gerade mit seinen Schreibarbeiten fertig und bereit für den Außendienst. Dass der Bauhofleiter das Bürgermeisterbüro nutzt, ist eine der Baustellen in Marktsteft, über die es gleich zu reden gilt.
Seit sechs Jahren ist Reichert Bürgermeister in Marktsteft. Seine Kandidatur damals war überraschend und recht knapp vor Anmeldeschluss eingereicht. Mit dem Gedanken einer Kandidatur hatte er schon länger gespielt, doch: "Ich halte nichts von Wahlkampf, vielmehr wollte ich den Bürgern die Gelegenheit geben, eine Wahl zu haben." Und so setzte er sich am Ende knapp gegen Simone Ossenkemper durch. Damit schloss sich für ihn auch ein Kreis. Denn der Wunsch "in dem Ort Bürgermeister zu werden, den ich mir als Wahlheimat ausgesucht habe" entsprang auch der Bewunderung für den Großvater, der in seiner Geburtsstadt Offenburg ebenfalls Bürgermeister gewesen war.
Noch viele Ideen für die nächsten Jahre
Der Aussage, dass der Anfang seiner Bürgermeisterzeit "etwas holprig" war, widerspricht er: "Das war doch eher etwas anstrengend", findet er, der sich damals mit seinem Wunsch nach einer höheren Aufwandsentschädigung, als sie sein Vorgänger bekam, durchsetzte. Denn die Aufsichtsbehörden gaben ihm dabei recht.
Dann saß er in dem "Ehrenamt mit extrem hohem Zeitaufwand" und war erstaunt "über die Bandbreite der Aufgaben von Abwasser bis Zweckvereinbarung, was es gleichzeitig so spannend, so abwechslungsreich und auch bereichernd macht." Ein bis zwei Jahre dauert die "Sondierungsphase, so seine Erfahrung, dann kommt die "Ideen-" und am Ende die "Umsetzungsphase", die natürlich längst nicht abgeschlossen ist. Denn so wie er von seinem Vorgänger Rudolf Riegler begonnene Projekte übernommen hat, ist seine Arbeit auch nach sechs Jahren nicht abgeschlossen, weswegen er weitermachen möchte.
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Und es sind große Projekte, die anstehen: Die Kanalsanierung muss fortgesetzt werden, die nächsten zehn bis zwölf Jahre werden hier gut 15 Millionen Euro vergraben. Der Komplex Kindergarten/Schule/Mehrzweckhalle drängt seit Jahren und hat "erste Priorität". Dann steht auch noch der Hafen mit der Umweltbildungsstation an: "Wir wollten das, wir sind stolz darauf und werden das jetzt auch umsetzen", sagte Reichert. Und nicht zuletzt der Bauhof, dessen Mitarbeiter bis heute keine Sozialräume haben.
60 Stunden im Rathaus
Weiteres Gewerbe ansiedeln um dadurch auch Neuzuzüge anzureizen, was wiederum positiv für Kindergarten und Schule ist, wer möchte das nicht. Jetzt kommen die Stichpunkte fast im Stakkato: Tagespflege für Senioren; das Vereinsleben aktiv halten; die Mainlände für die Naherholung der Marktstefter herrichten und einiges mehr.
Sechzig Stunden die Woche verbringt er im Bürgermeisteramt, da bleibt nicht viel Zeit für Ehefrau Carmen und Hobbys. Die Politik hat er, wenn auch als Ehrenamtlicher, quasi schon zum Beruf gemacht. Das Lesen kommt etwas kurz, aber Biografien gehen immer noch, derzeit über Donald Trump. Und: Gut Essen und auch mal selber kochen. Rund 20 Kilometer von der französischen Grenze entfernt aufgewachsen, "bin ich etwas frankophil", was sich auch in der Küche niederschlägt. "Für mehr" sagt er mit nur leichtem Bedauern, "bleibt keine Zeit."
Partei: CSU
Wohnort: Marktsteft
Beruf: Kaufmann
Ehrenämter: Kassier Gesangverein Marktsteft, Vizepräsident Kitzinger Karnevalgesellschaft (KiKaG)
Familie: verheiratet
Hobbys: Politik, Lesen (Biografien), gutes Essen (französisch) auch selbstgekocht
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