Die Freude über die innovative Idee währte gerade einmal 24 Stunden. Als der Einzelhandel in diesem Land wegen des harten Lockdowns am Mittwoch, 16. Dezember, schließen musste, installierte die Volkacher Buchhandlung Bücherblume an ihrem Geschäft einen Drive-In-Abholschalter. Tags darauf musste der lange Giraffenhals, auf dem die Bücherpakete zu den Kunden in ihren Fahrzeugen rutschten, wegen der gesetzlichen Regelung wieder demontiert werden. Das To-Go-Geschäft, das die Gaststätten anbieten dürfen, ist im Einzelhandel nicht erlaubt.
Sabine Kiesel kann das nur schwer verstehen. "Unser Giraffenschalter war absolut kontaktlos", erzählt die Inhaberin der Bücherblume. Ihre Kunden mussten ihre Autos nicht verlassen und konnten die Taschen mit den zuvor telefonisch oder online bestellten Büchern durch das Fahrzeugfenster in Empfang nehmen. Bezahlt wurde bereits vorher per Banküberweisung oder danach per Rechnung. Für die Bücherblume wäre der Drive-In-Verkauf ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen. "Das Weihnachtsgeschäft war damit nicht zu retten", bedauert Sabine Kiesel den zweiten harten Shutdown in diesem Jahr.
So wird lokales Einkaufen schwierig
Die Kunden fanden die Idee großartig. "Ich bin echt begeistert, super Idee", schildert Kimberly Golden. Die 42-jährige Volkacherin hat sich vor den Feiertagen noch ein Buch am Drive-In-Schalter abgeholt. Eine Bestellung im Online-Handel ist für sie ein No Go. Regional einkaufen ist ihr oberstes Gebot. "Ich lasse mein Geld lieber hier in unserer Stadt." Dass die Giraffenrutsche wieder abgebaut werden muss, findet sie traurig. Golden war eine der letzten Kundinnen, die den Bücher-Drive-In der Bücherblume-Weihnachtswichtel nutzen konnten.
Der Giraffenschalter war in der Wichtelwerkstatt entstanden. Alec Löckmann, eigentlich IT-Fachmann, entdeckte wieder einmal seine handwerklichen Geschicke und baute das Gestell für die Rutsche zusammen. Am Ende montierte der Initiator und Freund von Sabine Kiesel ein altes Einrad, das mit einer Kurbel wie der Motor eines Seilzugs funktioniert. Durch ein Fenster des Gebäudes schwebten in der Folge die Warenkörbe wie von Geisterhand getragen über die Giraffenrutsche zu den Kunden in ihren Fahrzeugen.
Alle Mitarbeiterinnen in vollem Einsatz
"Zwei Nächte hat Alec geschweißt und geschraubt", bedauert Sabine Kiesel die Schalterschließung. Umsonst war die Aktion dennoch nicht. "Es hat total viel Spaß gemacht", sagt sie. Seit elf Jahren betreibt sie die Bücherblume in der Unteren Hauptstraße. Corona hat ihrem Geschäft stark zugesetzt, Kurzarbeit gibt es bei ihr dennoch nicht. Alle drei Mitarbeiterinnen sind in vollem Einsatz. Gemeinsam habe man die Devise ausgegeben, nicht zuhause zu sitzen und wegen Corona zu lamentieren.
Kreativ zu sein und Ideen zu entwickeln, das waren für alle Beteiligten geeignete Mittel gegen den Frust während der Pandemie. So entstand auch die Idee mit dem Giraffen-Drive-In, deren Realisierung nur von kurzer Dauer war.
Die zweite Volkacher Buchhandlung, das Bücherkabinett von Marion und Thomas Hagemeier, liefert während des Lockdowns Bücher in Volkach und den Stadtteilen selbst aus. Bestellungen nehmen sie telefonisch entgegen, berichtet Thomas Hagemeier auf Nachfrage.
Zumindest als Werbeträger wäre es bei mir stehengeblieben. Der deutsche Michel kneift halt gleich, wenn ein Erfüllungsgehilfe plärrt.
Auch wenn es nicht weiter genutzt worden wäre, hätte es einen Mehrwert für den Laden bedeutet.
Da hat jemand eine pfiffige Idee, mit der die Zielsetzung des Gesetzgebers (Vermeidung einer Corona-Ansteckung) ziemlich gut erfüllt wird.
Aber leider haben unsere Behörden keinerlei Entscheidungskompetenz – und ich fürchte, sie wollen so etwas auch keinesfalls. Selbst mal etwas entscheiden zu müssen – der Albtraum des Deutschen Beamten … 😉
Was wäre das für eine Chance für einen Staatsdiener in der unterfränkischen Provinz gewesen, anstatt ein Verbot auszusprechen eine kreative Begründung für den Weiterbetrieb der Bücherrutsche zu finden?
Ja, ich kenne die Rechtslage (https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/einzelhandel-in-bayern-regierung-verbietet-click-and-collect,SJEk3PQ) – aber einfach mal ein wenig gesunden Menschenverstand wagen, anstatt immer nur an Gesetzen und Verordnungen zu kleben … wie wäre es denn mal damit?
Corona wurde in Virklichkeit von amazon entwickelt, um jedweden Einzelhandel vor Ort plattzumachen. Aluhut wieder runter
Hier wird das kontaktlose Abholen der Ware verboten, in Murnau ist der Drive In Weihnachtsmarkt weiterhin geöffnet und erfreut sich trotz Ausgangsbeschränkung großer Beliebtheit. Das gehört verboten !
aber das kann man in D gut: ein Prinzip zu Tode reiten.
Würde mich halb tot lachen, wenn eine*r von diesen netten Menschen, die da so feine Unterscheidungen treffen, selber was bräuchte, was eigentlich kein Problem wär, aber nicht kriegt, weil die gesetzliche Regelung zu dämlich ist.
Darf man hoffen, dass die "Querdenker" nicht weiteren Zulauf erhalten...
Danke, lieber Gesetzgeber!
Klar, auf der einen Seite stehen die Verordnungen die einheitlich für den Einzelhandel gültig sind. Man kann über das Verbot von Click & Collect sicherlich geteilter Meinung sein. Aber es ist für mich dennoch ein großer Unterschied ob so ein kleiner von Privatpersonen geführter Buchladen oder z. B. ein Gigant wie IKEA die Abholung der Ware ermöglichen darf. Zumal der Buchladen ein wirklich 100%iges kontaktloses Konzept erarbeitet hat.
Da wünscht man sich einfach mehr Fingerspitzengefühl der Politik und eine Nachkorrektur der Regeln zu Gunsten kleiner lokaler Geschäfte.
Und was wäre die Alternative? Bestellung bei einem der großen Online-Händler - und vor Ort macht ein Laden nach dem anderen zu. DAS kann doch bitteschön nicht gewollt sein!
Der Gastwirt kann auch nicht 5 Leute aus einem haushalt in die Kneipe lassen.
trotzdem bleibt Corona ein A......loch
So richtig logisch scheint das nicht zu sein.
kreativ und pfiffig
Keine Angst, der Lockdown dauert noch länger, dann kommen solche Spitzenideen eh noch zum tragen
...ins Ohr der Entscheidungsträger!