Das Modell, das beim Künstlerwettbewerb für einen neuen Brunnen in Castell den ersten Preis erhielt, stieß in der Sitzung des Casteller Gemeinderats auf einige Kritik. Dazu begrüßte Bürgermeister Christian Hähnlein den Landschaftsarchitekten Frieder Müller-Matsch, der die Arbeiten der Künstler zunächst vorstellte. Er erklärte, wie und warum die Jury sich entschieden hat.
Hintergrund ist, dass die Gemeinde im Zuge der Dorferneuerung einen neuen Brunnen am Platz vor dem Kniebrecher errichten wird. Dazu wurde ein Künstler-Wettbewerb ausgeschrieben, bei dem vier Vorschläge eingingen. Eine Jury aus Fachleuten und aus der Gemeinde wählte dieser Tage den Sieger aus. Die Entscheidung der Jury sei nicht angreifbar, merkte Bürgermeister Hähnlein eingangs an. Jedoch müsse der Gemeinderat dem Ganzen noch zustimmen.
Stein des Anstoßes ist das Material
Für den Brunnen-Wettbewerb war die Aufgabenstellung vorgegeben. Man wolle eine Darstellung, die darauf hinweist, dass Castell im 17. Jahrhundert wegen seiner Wasserquellen als beliebter Kurort galt und ein Wildbad bauen ließ, in dem die Gäste badeten. Die vier Motive der Künstler lehnten sich auch daran an. Die Jury votierte schließlich mit sieben zu vier Stimmen für ein Modell von Bildhauer Gerold Jägle aus Erfingen. Es zeigt zwei Kinder, die mit Wasser spielen.
Aus Bronze und mit Edelstahl ist das Ganze konzipiert. Zum Stein des Anstoßes beim Sieger-Modell wurde eben das Material. So monierte Erhard Renz, örtlicher Vorsitzender der Dorferneuerung in Castell, dass vom Vorstand ausdrücklich Muschelkalk oder ein harter Sandstein vorgegeben worden sei. Zudem habe man sich ein Motiv mit einem Badegast vorgestellt.
Die getroffene Entscheidung habe beim ein oder anderen im Ort für Unmut gesorgt, so Renz. "Jetzt sind es Bronzefiguren mit Edelstahl, außen herum ist nichts. Das finde ich nicht gut." Planer Müller-Matsch wies darauf hin, dass es in der Vorgabe geheißen habe, das Material 'soll' Muschelkalk oder Stein sein, und nicht 'muss'. Er gab zu bedenken, dass man bei einem Künstler-Wettbewerb nicht alles bis ins Detail vorgeben könne.
Für Manuel Kaul ist es eine Thema-Verfehlung
Bürgermeister Hähnlein, der ebenso der Jury angehörte, rechtfertigte die dort getroffene Entscheidung. Im Gemeinderat wurde diskutiert. Man sei beim Thema Brunnen von Beginn an einen sehr durchdachten Weg gegangen, fand Volker Hartmann. Die Jury sei ein demokratisches Gremium, er sehe keinen Grund, deren Entscheidung anzufechten, auch wenn mancher anderer Meinung sei, so Hartmann. Dagegen monierte Manuel Kaul, dass man beim Material abgewichen sei von der Vorgabe. Zudem sah er im Motiv "eine Thema-Verfehlung."
Das Gremium stimmte schließlich mit sieben zu zwei für den von der Jury ausgewählten Vorschlag aus Bronze. Die einst veranschlagten Kosten von 33 000 Euro würden etwas überschritten, sagte Planer Müller-Matsch. Der Anteil der Gemeinde bleibe aber bei 22 000 Euro. Das Budget sei mit den zuständigen Stellen abgesprochen.