
Er ist ein Kitzinger Uralt-Thema wie die Stadthalle und ebenso erfolglos: der Stadtbus. Dessen Start versackte Mitte der 90er Jahre im Stadtrat. Eine Neuauflage des Nahverkehrsangebots möchte die SPD-Fraktion jetzt in die Gänge bringen. Sie fordert per Antrag vor allem die Anbindung der Ex-US-Liegenschaften Innopark, conneKT und Marshall Heights.
Kollision mit den Finanzen
Die Pläne für ein Bussystem, das auch die Stadtteile anbinden sollte, kollidierten vor gut 20 Jahren mit den Finanzen. Eine Ratsmehrheit schickte den Stadtbus 1998 auf die Standspur. Sparsamer Ersatz war das Anruf-Sammeltaxi. Den nächsten Anlauf für eine Erweiterung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) gab's 2013 – per Verkehrsentwicklungsplan. Der empfahl den Stadtbus. Der Stadtrat lehnte ab.
SPD sieht aktive Wirtschaftsförderung
Auf mehr Gegenliebe hofft die SPD-Fraktion jetzt mit Blick auf die einstigen US-Militärflächen: Es sei „absolut notwendig“, Marshall Heights, Innopark und conneKT über den öffentlichen Nahverkehr anfahren zu können, schreibt Fraktionschefin Astrid Glos. Eine Investition in eine Erweiterung des ÖPNV und eventuell einen Stadtbus sei eine „aktive Wirtschaftsförderung“.
Der (Fahr-)Takt muss stimmen
Nötig sei allerdings eine „akzeptable Taktung“ bei der Verbindung mit den Stadtteilen und den drei früheren US-Flächen. In Spitzenzeiten müssten die Busse häufiger, beim Rest des Tages im Stundentakt fahren. Werde das verwirklicht, könne der Autoverkehr reduziert und die Parksituation „wesentlich entschärft werden“, so Glos.
Besonders großen Bedarf sieht die SPD bei den einstigen US-Einrichtungen. Beim Innopark, wo gut 550 Menschen arbeiten und in naher Zukunft bis zu 400 Asylbewerber untergebracht sein werden, gibt's bisher nur eine ÖPNV-Minimallösung – das Anrufsammeltaxi.
Marshall Heights noch ohne ÖPNV-Lösung
„Ausbaufähig“ laut Glos ist auch die Anbindung des Technologieparks conneKT – hier gibt's gut 200 Beschäftigte – mit einer Haltestelle an der Staatsstraße zwischen Kitzingen und Großlangheim. Und für die einstige amerikanische Wohnsiedlung Marshall Heights, wo die ersten von 103 Texashäusern verkauft sind und fünf der 30 Wohnblocks auf ihre Wiederbelebung warten, fehlt noch jede Nahverkehrslösung.
Citybusse rollen nicht ganz billig
Die wäre nicht ganz billig. Schließlich rechnete der Entwickler des Verkehrskonzepts, Reinhold Baier, mit Kosten von 500 000 bis 900 000 Euro jährlich, wenn die Citybusse im Halbstundentakt durch die Stadt rollen. Weil über die Tickets nur ein Teil des Gelds wieder hereinkommt, ging Baier damals (2013) von einem Minus von 200 000 Euro für die billigste Version aus.
Ob die Stadt sich einen optimierten Busverkehr leistet oder nicht, muss der Stadtrat entscheiden. Um die diversen Möglichkeiten auszuloten werde sich die Stadt mit dem Landratsamt an einen Tisch setzen, so Frank Winterstein, Leiter des Amts für öffentliche Ordnung.
Vorstoß für einen Testbetrieb
Eine Einbindung der einstigen US-Flächen ins Bus-Netz des Kreises hält der ÖPNV-Beauftragte des Landratsamts, Günter Rauh, für machbar. Der Technologiepark conneKT, der bislang nur an der Staatsstraße eine Haltestelle hat, lasse sich „relativ leicht“ bedienen. Allerdings gebe es da noch kein Interesse. Auch Marshall Heights könne zumindest „in Zwischenzeiten problemlos“ angebunden werden. Allerdings: „Wir müssen mal den Bedarf ausloten.“
In dieser Richtung denkt auch Astrid Glos. Sie wolle anregen, einen Stadtbus im Testbetrieb laufen zu lassen. Wenn das Angebot einschlage, könne die Stadt dann einen sinnvoll getakteten Probebetrieb einführen.