Ein paar verbrannte Holzbalken vor dem Eingangsbereich der Gaststätte der Hallburg, einige beschädigte Türen und geschmolzene Kisten Mineralwasser mit kaputten Flaschen, verqualmte und geborstene Fensterscheiben – viel erinnert von außen nicht an den Brand, zu dem am Pfingstmontag um 6.10 Uhr mehr als 170 Rettungskräfte aus drei Landkreisen ausgerückt waren.
Gegen 13 Uhr waren die letzten Flammen gelöscht, und am Dienstagmorgen um 9 Uhr rückte der letzte Trupp der Brandwache wieder in den heimischen Standort ein. Der gesamte Einsatz, berichtet Moritz Hornung, Pressesprecher der Feuerwehr Volkach, verlief hochprofessionell.
„Wir haben so gut wie keine Wasserschäden angerichtet und sind dank unserer neuen Lösch- und Einsatztaktik mit dem Löschwasser, das in den Fahrzeugen mitgeführt wurde, sehr gut ausgekommen.“ Die zusätzlich gelegten Schlauchleitungen zum Gutshof der Burg und runter zum Main seien der berühmte „Plan B“ gewesen. Gebraucht wurde dieses Wasser jedoch nicht. Und mit dem Wasser aus dem Hydranten an der Hallburg füllten die Feuerwehrleute ihre Löschtanks auf.
„Starke Rauchentwicklung aus dem Schloss Hallburg“ hatte die Meldung gelautet, aber schon bei der Anfahrt hatten Volkachs Kommandant und Einsatzleiter Fred Mahler und Zugführer Marco Stühler gezielt zusätzliche Feuerwehren zu den Wehren aus Volkach, Obervolkach und Astheim angefordert: unter anderem Schlauchwagen und Tanklöschfahrzeug aus Gerolzhofen, Stammheim mit Atemschutzgeräten und die Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung (UG-ÖEL). „Vor allem letztere war die richtige Entscheidung“, so Hornung. Denn bei der UG-ÖEL, einer fahrbaren Kommandozentrale, laufen alle Fäden zusammen.
Zahlreiche Feuerwehren im Einsatz
Weitere Wehren wurden nachalarmiert, so dass am Ende Volkach, Obervolkach, Sommerach, Nordheim, Astheim, Escherndorf, Gaibach, Schwarzenau, die Werksfeuerwehr Abtei Münsterschwarzach, Münsterschwarzach, Stadtschwarzach, Prosselsheim, Stammheim, Gerolzhofen, Iphofen und Zeilitzheim im Einsatz waren.
Die einzelnen Mitglieder der alarmierten Ortsfeuerwehren wussten dank der UG-ÖEL schon beim Ankommen an der Hallburg, welche Aufgabe ihnen zugedacht war. Ein Trupp legte eine Schlauchleitung zur Wasserzisterne des Gutshofes, die Atemschutzträger meldeten sich beim Abschnittsleiter an, der dafür sorgte, dass sich die Truppe beim Löschen nicht gegenseitig den Weg abschnitt.
Rund 1000 Grad Hitze erschweren die Arbeit
Den Löschtrupps waren neben dem Rauch gut 1000 Grad Hitze entgegen geschlagen, es drohte wegen der brennenden Holzdecken und der enormen Temperatur „Durchzündung“. Sie entsteht, wenn durch die Wärme brennbare Gase entstehen, die als „Flashover“ schlagartig brennen.
Starke Gebläse beförderten den teilweise giftigen Rauch ins Freie. Das eigentliche Feuer war dann schnell gelöscht, doch vereinzelte Brand- und Glutnester in den Zwischendecken und Hohlräumen hielten die Feuerwehrleute in Atem. Das Technische Hilfswerk Kitzingen stützte mit Hilfe zweier Statiker die Holzdecken mit schweren Balken.
Die Schnelleinsatzgruppe Verpflegung des Roten Kreuzes Kitzingen versorgte aus der Feldküche alle Einsatzkräfte mit warmen Mahlzeiten, Getränken und Snacks. Die „Köche“ hielten die Nacht über mit Bouillon, Leberkäse, Bratwürsten und heißen Getränken auch die Kameraden der Brandwache bei Kräften. In Vier-Stunden-Schichten mit jeweils sechs Mann – ausgestattet mit Atemschutzgeräten und Wärmebildkameras – suchten sie nach möglichen Glutnestern.
Großübungen für den reibungslosen Ablauf
Letztlich verlief der Brand glimpflich, weil es keine Verletzten gab und die Feuerwehr das Löschwasser sehr dosiert und gezielt eingesetzt hatte. Das sei, so die Bilanz von Hornung, auch das Ergebnis der Großübungen der Feuerwehren Volkach: „Auf diese Weise hat jeder Einzelne gewusst, welche Handgriffe notwendig waren.“Zudem habe sich gezeigt, dass die Kommandostruktur „einfach perfekt“ sei. So habe die Feuerwehr, wie es Mahler ausdrückte, „chirurgisch sicher arbeiten können ohne wie wild drauflos zu löschen.“
Mittlerweile ermittelt die Kripo die Brandursache. Hinweise, die auf eine vorsätzliche Brandstiftung hindeuten würden, lägen jedoch nicht vor, teilte das Polizeipräsidium Unterfranken am Dienstag mit. Nach ersten vorsichtigen Schätzungen dürfte die Gesamtschadenshöhe im sechsstelligen Bereich liegen. Das Gebäude ist nach wie vor nicht begehbar.