Wer noch den berühmt-berüchtigten Satz "Schatz, ich bring noch schnell den Müll raus" im Ohr hat und dabei an Männer denkt, wird bei einem Besuch auf dem Wertstoffhof des Landkreises in Kitzingen im ConneKT-Technologiepark eines Besseren belehrt. Müllentsorgung ist längst nicht nur Männersache, weiß Baldur Henrici vom Wertstoffhofteam und lacht.
Henrici ist Teil eines Teams. Meist sind sie zu dritt, um die drei Abteilungen des seit 2018 bestehenden Wertstoffzentrums des Landkreises Kitzingen, verteilt auf rund 10 000 Quadratmetern, zu betreuen. Doch manchmal waren sie im vergangenen Jahr auch zu viert. Nicht nur um die Weihnachtszeit herum, in der erfahrungsgemäß viel Abfall anfällt.
Andreas Matingen, Sachgebietsleiter Kommunale Abfallwirtschaft am Landratsamt, und der Betriebsleiter des Kompostwerks, Nikolaus Schneider, verweisen auf die Corona-Zeit. Nicht nur beim Sperrmüll sei die Menge um etwa 30 Prozent angestiegen. Auch der Wertstoffhof mit seinen verschiedenen Containern für die Abfallfraktionen sei stark frequentiert. "Die Leute waren zu Hause und nutzten wohl die Zeit, ihren Keller aufzuräumen", vermuten die beiden Abfallexperten.
Während in der Nachweihnachtszeit vornehmlich der "Verpackungswahnsinn", wie es Schneider formuliert, am Wertstoffhof entsorgt wird, ist jetzt wieder alles dabei. "Die Leute warten oft schon vor der offiziellen Öffnung", erzählt Henrici. Unter der Woche öffnet der Wertstoffhof um 10 Uhr, an Samstag schon um 9 Uhr. "An manchen Tagen ist der Teufel los."
Anlieferungen sind unberechenbar
Warum, das weiß auch Henrici nicht. Das sei unberechenbar über den Tag. Das bestätigt auch Schneider. Manchmal habe er das Gefühl, die Leute warteten aufeinander. So auch an dem Samstag, an dem ein Reporter vorbeischaut. Rollen erst einmal nur wenige Fahrzeuge in längeren Zeitabständen auf den Hof, bildet sich urplötzlich eine längere Schlange über die Abbiegespur hinaus. Was aber nicht weiter schlimm ist, weil samstags die Fahrzeuge, die auf der Panzerstraße Richtung "conneKT West" unterwegs sind, sowieso meist zum Wertstoffhof wollen.
Baldur Henrici ist die Ruhe in Person, als er die Leute fragt, was sie denn dabei hätten. Mit geschultem Blick in den Kofferraum oder auf den Anhänger inspiziert er die Anlieferungen. Vieles wird kostenlos angenommen, manches aber ist gebührenpflichtig. Von Elektroschrott über Papier bis hin zu Problemabfällen, ausgedienten Möbeln und Matratzen und Holzabfällen ist an diesem Samstag alles dabei.
Insbesondere der Container mit Elektrokleingeräten füllt sich rasch. Nach zwei bis drei Tagen sei der Container voll. Aber auch Großgeräte kämen derzeit viel. Wer meint, sich an der Schlange vorbeimogeln zu können oder sein Auto auf der Straße abstellt, um schneller zu Fuß zu den jeweiligen Containern zu gelangen, hat wenig Erfolg. Höflich, aber bestimmt wird die Person zurück in die Reihe gewiesen.
Gegenüber früher hat Henrici festgestellt, dass die Leute schneller reizbar seien. Das sei wohl Corona geschuldet, meint er. "Weil die Leute nichts machen können, außer aufräumen." Viel werde wohl auch umgebaut und renoviert, deutet Henrici die Zunahme der angelieferten Reste der Umbaumaterialien.
Bürger verhalten sich diszipliniert
Die Leute verhielten sich in der Regel diszipliniert. So fällt ihm auch nur ein Fall ein, der aber schon länger zurückliegt, als ein Mann etwas aggressiv geworden sei. Denn der wollte Fenster abliefern mit Glas. Er habe nicht so richtig einsehen wollen, dass nur entglaste Fenster auf dem Wertstoffhof angenommen würden.
Einige Besonderheiten gibt es auch auf dem Wertstoffhof. Seit Januar steht im Eingangsbereich bei den Behältern für Batterien, Energiesparlampen oder Leuchtstoffröhren auch einer für Naturkorken. Wer übrigens meint, dass ein Teil eigentlich zu schade zum Wegwerfen sei, der kann dies im Eingangsbereich sagen. Gebrauchsfähige Gegenstände, außer Elektrogeräte, können nämlich in der Gebrauchtwarengarage abgegeben werden. Diese Gegenstände werden regelmäßig von der Aplawia abgeholt und dann im Gebrauchtwarenhaus angeboten.