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Geiselwind
Blutsbrüder am Drei-Franken-Eck: Drei Bürgermeister brauen, braten, backen und machen jetzt auch Blutwurst
Von Rüsseln, Dümpfln, Schnerpfeli: Bürgermeister lernen beim Metzger in Geiselwind, wie man "ehrliche Wurst" macht. Ihren roten und weißen Presssack kann man probieren.
Blut geleckt? Sieht auf den ersten Blick krass aus, gehört beim Blutwurst-Machen aber dazu: Fleischmasse rühren und abschmecken.  Armin Luther, Johannes Krapp und Ernst Nickel (von links) sind in ihrem Element.
Foto: Diana Fuchs | Blut geleckt? Sieht auf den ersten Blick krass aus, gehört beim Blutwurst-Machen aber dazu: Fleischmasse rühren und abschmecken. Armin Luther, Johannes Krapp und Ernst Nickel (von links) sind in ihrem Element.
Diana Fuchs
 |  aktualisiert: 05.07.2024 02:44 Uhr

Sie sind nicht zimperlich, die Bürgermeister am Drei-Franken-Eck. Das haben Ernst Nickel (Geiselwind, Unterfranken), Johannes Krapp (Schlüsselfeld, Oberfranken) und Armin Luther (Burghaslach, Mittelfranken) schon beim Brauen, Braten und Backen bewiesen. Die neueste Herausforderung war ein blutiger Job. 

Schweinekopf-Fleisch mitsamt Rüssel ist eine wichtige Zutat für Presssack.
Foto: Diana Fuchs | Schweinekopf-Fleisch mitsamt Rüssel ist eine wichtige Zutat für Presssack.

"Der Kopf ist weich!" Benedikt Rückel steht in der Tür des Geiselwinder Gasthofs "Lamm" und winkt. Nickel, Krapp und Luther, die es sich auf der Terrasse gemütlich gemacht haben, werfen einander einen vielsagenden Blick zu. Nicht ihr Kopf ist gemeint. Der Schweinskopf wartet. 

Drei-Franken-Bier, -Bratwurst, -Brezel, -Bremser und -Bauernkäs haben Nickel, Krapp und Luther unter fachkundiger Anleitung schon hergestellt. Jede Menge DFB also – nicht Fußball, sondern Drei-Franken-Besonderheiten.  Diesmal hatte Ideengeber Josef Körner "seinen" Bürgermeistern der Kommunalen Allianz Drei-Franken-Eck gesagt: Es geht um die Wurst. Genauer: um den fränkischen Weiß- und Rotgelegten.

Metzgerei nach alter Handwerkstradition

Echte Handarbeit für den Drei-Franken-'Bresssagg': Metzgermeister Sebastian Rückel schneidet gemeinsam mit den Bürgermeistern Armin Luther (Burghaslach), Johannes Krapp (Schlüsselfeld) und Ernst Nickel (Geiselwind) Fleisch und Schwarte klein (von links).
Foto: Diana Fuchs | Echte Handarbeit für den Drei-Franken-"Bresssagg": Metzgermeister Sebastian Rückel schneidet gemeinsam mit den Bürgermeistern Armin Luther (Burghaslach), Johannes Krapp (Schlüsselfeld) und Ernst Nickel (Geiselwind) ...
Patrick Schmidbauer (rechts) und Ernst Nickel versenken den Rotgelegten im Brühkessel.
Foto: . Diana Fuchs | Patrick Schmidbauer (rechts) und Ernst Nickel versenken den Rotgelegten im Brühkessel.

"Hände waschen, desinfizieren, anziehen." Sebastian "Basti" Rückel hält seinen "Lehrlingen" weiße Schürzen hin. Mit seinem Bruder Benedikt Rückel ("Bene") führt er die seit 1885 bestehende Metzgerei nach alter Handwerkstradition. Heute lernen die Brüder die drei Rathaus-Chefs ein. 

"Ganz schön warm", sind diese sich einig, als sie – frisch eingekleidet – Stufe um Stufe hinuntersteigen in das Reich der Rückels im Untergeschoss des Gasthofs. Wenig später im Zerlegeraum wird ihnen noch wärmer. 

Ein Männertraum? Johannes Krapp und Ernst Nickel (von links) vor einem Fleischberg.
Foto: Diana Fuchs | Ein Männertraum? Johannes Krapp und Ernst Nickel (von links) vor einem Fleischberg.

Die Kesselsuppe blubbert. Patrick Schmidbauer, einer der sechs Metzger im Rückel-Team, fischt einen Schweinskopf aus der Brühe. Dann noch einen. Und noch einen. Dampfend liegen sie auf dem Tisch, Rüssel und Backen glänzen feucht. 

Für Rotgelegten kommt eine ordentliche Portion gerührtes Schweineblut dazu

"Wer heiß anfassen kann, kann auch heiß lieben", meint Bene Rückel, lacht – und stellt vorsichtshalber doch einen Eimer mit kaltem Wasser bereit. "Nicht, dass sich jemand verbrüht." Benes Bruder Basti Rückel verteilt drei lange, scharfe Messer an die Bürgermeister. Damit dürfen diese das Schweinekopffleisch und auch einige Innereien – Herz, Lunge, Niere – kleinschneiden. Zusammen mit etwas Kesselbrühe, Schwarte, Pökelsalz, weißem Pfeffer, Piment, Muskat, Zwiebeln, Knoblauch und Nelken wird daraus Weißgelegter. Für den Rotgelegten – "den schneiden wir gröber, das sieht besser aus" – kommt eine ordentliche Portion gerührtes Schweineblut dazu. 

Sebastian Rückel gibt gerührtes Schweineblut in die Fleischmasse. Martin Luther, Johannes Krapp und Ernst Nickel erinnert das Blutwurst-Machen an ihre Jugend. Damals waren Hausschlachtungen noch alltäglich.
Foto: Diana Fuchs | Sebastian Rückel gibt gerührtes Schweineblut in die Fleischmasse. Martin Luther, Johannes Krapp und Ernst Nickel erinnert das Blutwurst-Machen an ihre Jugend. Damals waren Hausschlachtungen noch alltäglich.

Doch erstmal ist Schnippeln angesagt. Die Stückchen werden in einer Wanne gesammelt. Mit gemahlener Schwarte wird die Masse gebunden. Johannes Krapp rührt sie um und stibitzt ein Versucherle. Sein Mund formt ein Lächeln: "schmeckt!" 

Pokerface: Wie viel Salz muss in die Wurst? Johannes Krapp holt sich Rat bei den erfahrenen Metzgern.
Foto: Diana Fuchs | Pokerface: Wie viel Salz muss in die Wurst? Johannes Krapp holt sich Rat bei den erfahrenen Metzgern.

"Seht Ihr die Schnerpfeli?" Metzgermeister Basti Rückel zieht einen Schweinemagen auseinander – ein weißliches, ballonartiges Gebilde – und zeigt drei Ausgänge: "Da ging's zum Darm, da zum Magen und das dritte Loch haben wir zum Säubern reingemacht."

"Selbst schlachtende Metzger sind inzwischen so selten wie Orgelbauer"
Sebastian Rückel, Metzger aus Geiselwind

Zwei "Schnerpfeli" bindet Rückel mit Wurstbändeln ab. Das dritte stülpt er über das dünne Ende eines Trichters, mit dessen Hilfe der Muskel nun befüllt wird – traditionell mit rotem Presssack. Die Masse für den Weißgelegten füllen die Männer dagegen in Därme, die sie "Dümpfl" nennen: "Das sind die Blinddarm-Kappen", weiß Basti Rückel.

Der 44-Jährige möchte die Gemeindechefs für sein Handwerk sensibilisieren. "Selbst schlachtende Metzger sind inzwischen so selten wie Orgelbauer", stellt er fest. "Das Schlachten ist eine Herausforderung. Aber wir finden es entscheidend, weil man nur so Qualität, Herkunft und Tierwohl garantieren kann." Kurze Wege und dass Schlachttiere keinen Stress haben, sei nicht nur ethisch wichtig, sondern auch für die Fleischgüte. 

So sieht der Weißgelegte vor dem Brühen aus. Die Därme werden mit Wurstbändeln zugebunden.
Foto: Diana Fuchs | So sieht der Weißgelegte vor dem Brühen aus. Die Därme werden mit Wurstbändeln zugebunden.

Josef Körner: "Für mich ist Presssack die ehrlichste Wurst der Welt."

Nach anderthalb Stunden Fleiß- und Fleischarbeit sind die ersten "Drei-Franken-Bresssägg" fertig gefüllt. Nun müssen sie eine halbe Stunde bei 90 Grad in der Kesselbrühe sieden, dann weitere dreieinhalb Stunden bei 80 Grad. "Über Nacht kühlen sie ab und werden am nächsten Tag geräuchert", erklärt Patrick Schmidbauer.

Josef Körner reibt sich die Hände: "Ich freu' mich schon aufs Probieren! Für mich ist Presssack die ehrlichste Wurst der Welt. Da siehst du einfach alle Zutaten." 

Gruppenbild mit den ersten drei Drei-Franken-'Bresssägg' (von links): Josef Körner, Armin Luther, Sebastian Rückel, Ernst Nickel, Benedikt Rückel und Johannes Krapp.
Foto: Diana Fuchs | Gruppenbild mit den ersten drei Drei-Franken-"Bresssägg" (von links): Josef Körner, Armin Luther, Sebastian Rückel, Ernst Nickel, Benedikt Rückel und Johannes Krapp.

Bürgermeister-Produkte

Den Drei-Franken-"Bresssagg" kann man am Sonntag, 21. Juli, von 10 bis 13 Uhr beim Frühschoppen am neuen Drei-Franken-Stein versuchen.  An dem Ort, an dem Unter-, Mittel- und Oberfranken zusammenstoßen, präsentieren die Drei-Franken-Bürgermeister mit Unterstützung der Feuerwehren aus Heuchelheim und dem Schwarzbachgrund unter musikalischer Umrahmung der Drei-Franken-Kapelle Burghaslach den Presssack und andere handwerklich hergestellte regionale Spezialitäten.
Quelle: ldk
 
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Kommentare
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  • Silke Müller
    Früher war es selbstverständlich, dass das ganze Tier verwertet wird und nicht nur Lende und Schnitzel. Heute heißt das neumodisch from nose to tail. Ich finde das gut, wenn Tiere schon geschlachtet werden müssen...
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  • Klaus Hofmann
    Ich habe den ausführlichen Bericht und die Fotos beim Frühstück gelesen. Mir ist der Appetit vergangen.
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  • Michael Gebert
    Tja, so wird nunmal Fleisch und Wurst produziert...
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