
René Klein und Christoph Wamser sind Pilzexperten und bieten Lehrgänge und Pilzwanderungen an. Sie verraten, was man von der Saison noch erwarten kann und wie sie Pilze am liebsten essen.
Frage: Gibt es in diesem Jahr überhaupt Pilze?
René Klein: Die Trockenheit hat der gesamten Fauna und Flora zugesetzt und damit auch den Pilzen. Allerdings haben kleinere Schauer hier und da Pilze hervorblitzen lassen. Insbesondere bei Pilzen, die in vergrabenem Holz leben, sogenannte Saprobionten.
Wie war die Saison bisher?
Klein: In diesem Jahr blieben durch die außergewöhnlichen Witterungsverhältnisse bestimmte Pilzarten ganz aus. Beispielsweise hat die lange Kälteperiode vielen Frühlingspilzen, wie den Morcheln, kräftig zugesetzt. Zusammenfassend war es bisher kein gutes Pilzjahr, was sich hoffentlich jetzt kommend ändern wird.
Was können wir noch erwarten?
Klein: Jeden Monat im Jahr können Pilze für den Verzehr gesammelt werden. Je nach Art werden bestimmte Witterungsverhältnisse bevorzugt. So findet man beispielsweise den Austernseitling erst bei den ersten Frösten und selten früher. Für die kommenden Tage erwarte ich auch noch andere Pilze, beispielsweise den Parasol, die Braun- oder Rotkappe oder das Stockschwämmchen. Was noch fehlt, ist ein wenig Regen.
Gibt es bei uns viele giftige Pilze?
Christoph Wamser: Wir haben in Deutschland die mitunter giftigsten Pilze der Welt: Die grünen und weißen Knollenblätterpilze sind sogar Rekordhalter. Aber wir haben auch noch sehr giftige Schleierlinge und Ritterlinge bei uns.
Wie groß ist die Verwechslungsgefahr?
Klein: Das Problem ist, dass wir grüne Knollenblätterpilze in großer Anzahl bei uns wachsen haben und sie guten Esspilzen ähneln und dass schwere Pilzvergiftungen oft unentdeckt bleiben, weil sie im Verlauf keine besondere Beschwerden hervorrufen können.
Eine Regel lautet: Hände weg von Lamellenpilzen, dann reduziert sich das Risiko gewaltig. Stimmt das?
Wamser: Das ist im Grunde richtig. Allerdings sollte man nicht einfach nur Lamellenpilze meiden, sondern sich ganz auf die Röhrlinge beschränken. In diesem Bereich kann man sich in Deutschland nicht tödlich vergiften. Das gilt aber nicht für andere Länder.
Was halten sie davon, wenn Anfänger mit einem Pilzführer oder einer Pilz-App auf die Jagd gehen?
Klein: Davon halte ich gar nichts, wenn es um die Suche von Speisepilzen geht. Die meisten Apps können nicht das, was man von Ihnen erwarten würde. Dann kommt hinzu, dass jemand, der sich mit Pilzen nicht auskennt, auch mit den relevanten Beschreibungen nicht unbedingt klar kommen wird.
Wenn ich dann als Anfänger tatsächlich was finde, was tun, wenn ich mir nicht ganz sicher bin?
Wamser: Die meisten Sachverständigen so wie wir beraten nach vorheriger Absprache kostenlos und geben die Sicherheit, die man zum Erlernen des Pilze Sammelns benötigt.
Was, wenn ich das Gefühl habe, doch einen falschen Pilz erwischt zu haben?
Wamser: Dann gilt erst einmal Ruhe bewahren. Es wäre gut, von dem Pilzmaterial noch irgendwelche Reste zu haben, die man für eine Nachbestimmung nutzen könnte. Und abschließend gleich ins Krankenhaus.
Noch einmal zum Pilze sammeln, wo darf ich eigentlich sammeln und von was, wie viel?
Wamser: Man sammelt nicht in Naturschutzgebieten, nicht vor oder nach der Dämmerung, wegen der Jagd und auch nicht in anders markierten, naturschützenden Gebieten, zum Beispiel ein Vogelschutzgebiet. Und man sammelt keine seltenen Arten, wie beispielsweise die Gattung der Saftlinge. Als Richtlinie darf eine Person einen Korb voll für den Eigenbedarf sammeln.
Am Ende ein Tipp zur Zubereitung: Wie bereite ich die Pilze am besten zu?
Wamser: Sie können die Pilze auf verschiedenste Arten zubereiten: kochen, braten, frittieren, backen, etc. (Fast) alle Pilze müssen ausreichend erhitzt werden, um sie ohne Schaden verzehren zu können. Manche Pilze sind roh sogar schwer giftig.
Haben Sie ein besonderes Rezept, was Sie uns zum Besten geben möchten?
Klein: Ich liebe Parasole wie Schnitzel zubereitet. Dazu nehme ich die Hüte, rolle sie mit der Backrolle platt. Ein wenig Mehl und Gewürze, Ei und Brötchenkrümel und dann in die Pfanne. Dazu eine Sahne mit Paprikapulver, ein wenig Salz und Pfeffer und fertig ist es. Klasse.
Das vollständige Angebot der Pilzexperten zu Beratung und Lehrgängen gibt es online unter www.pilzkurs-emil.de