
Einst war seine Zukunft ungewiss. Von Abriss war die Rede. Doch das alte Pfarrhaus in Biebelried überstand solche Überlegungen und alle Debatten im Gemeinderat. Familie Weiß erwarb es im Jahr 2015, stellte sich der großen Herausforderung einer Sanierung und hat mittlerweile aus dem alten Gebäude ein wahres Schmuckstück geschaffen.
Als Pfarrer Friedrich Göpfert im Frühjahr 2002 nach 35-jährigem Wirken in Biebelried verabschiedet wurde, begann der Leerstand des Gebäudes. Die Entstehungszeit des zweigeschossigen Baus aus Sandsteinquadern mit Walmdach in der Hauptstraße 7 wird mit um 1870 angegeben. Auf eine andere Jahreszahl sind Elisabeth und Sebastian Weiß bei der Sanierung des Gebäudes auch nicht gestoßen.
Eintrag in Denkmalliste schützte vor Abriss
Ende 2002 begannen Diskussionen im Gemeinderat, was mit dem Haus geschehen könnte und wer für die Kosten der Sanierung aufkommen sollte. Denn aus den Jahren vor 1900 existiert ein Vertrag, wonach die politische Gemeinde für den Unterhalt des Gebäudes zuständig ist. Die Umsetzung dieser Regelung aus dem 19. Jahrhundert sah man im Ratsgremium damals aber als nicht so einfach in die Gegenwart übertragbar an. Die Diskussionen dauerten an. Die Gemeinde konnte das Haus nicht erwerben. Durch den Eintrag in die Denkmalliste war auch ein Abriss nicht mehr möglich.

"Es war ein Glücksfall", sagt Elisabeth Weiß heute. Geliebäugelt habe man mit einem Altbauobjekt. "2015 haben wir im Gemeindeblatt gelesen, dass die Diözese das Haus veräußern will." Die Möglichkeit war da, Arbeiten und Wohnen unter ein Dach zu bekommen. "Es war mein großer Traum, im eigenen Haus zu arbeiten", erzählt Sebastian Weiß, gelernter Physiotherapeut, der eine moderne Praxis für Osteopathie an das alte Pfarrhaus angebaut hat. Bereits seit dem Jahr 2014 besteht seine Praxis für Physiotherapie und Osteopathie in Volkach.
Im Dezember 2015 hat die Familie Weiß dann zugegriffen. 2016 war das Jahr der Planung zusammen mit dem Architekten Sebastian Baumeister (Margetshöchheim). Sie habe sich gleich vorstellen können, wo was ist, erinnert sich die Fachlehrerin für Hauswirtschaft – "eigentlich Hobby-Architektin", scherzt Elisabeth Weiß, die in einem alten Haus aufgewachsen ist. "Alte Häuser bringen eine Geschichte mit sich, durch das Wohnen und Leben in solch einem Haus setzt man die Geschichte fort und fügt ein neues Kapitel hinzu, was ich für einen schönen Gedanken halte", schwärmt Elisabeth Weiß.

Bei einem Haus, das in die Denkmalliste eingetragen ist, bestehen Auflagen. "Die haben sich aber mit unseren Vorstellungen gedeckt", sagt Sebastian Weiß, der die Zusammenarbeit mit den Behörden als gut bezeichnet. Zum Beispiel sollte die Treppe innen erhalten werden, auch zweiflügelige Holzfenster seien gewünscht gewesen.

Nachdem die Baugenehmigung vorlag, begannen im August 2017 die Abrissarbeiten. Mit dem Dach ging es los. Dann setzten sich die Bauarbeiten von oben nach unten fort. Im Erdgeschoss gab es die größten Veränderungen.
Eigenleistung lässt sich nicht beziffern

Ohne Praxis entstanden 194 Quadratmeter Wohnfläche, dazu kommen eine Terrasse – darunter ist jetzt anstelle des alten Schweinestalls die Garage – und ein 1300 Quadratmeter großes Gartengrundstück direkt neben der mächtigen Mauer des Johanniterkastells. Viel Arbeit steckte die Familie selbst in das Projekt. Wie viel? Diese Frage kann Familie Weiß nicht beantworten. Es sei unendlich viel Zeit gewesen, alles, was in den drei Jahren möglich gewesen sei, sagt Elisabeth Weiß.
33 Fenster wurden erneuert, eine Türe erhalten – die anderen sind neu. Bei ihren Arbeiten stießen sie auch auf Spuren aus den 1960er Jahren. "Da wurde schlecht und billig saniert." Vom historischen Kern sei damals viel zerstört worden.

Sebastian Weiß berichtet von mehreren Fliesenschichten übereinander. Im Gegensatz zum Obergeschoss habe es im Erdgeschoss nämlich kein Parkett gegeben. Letzteres konnte im Schafzimmer erhalten werden. Im Erdgeschoss seien erst einmal 30 Zentimeter abgegraben worden, um Platz für den Bodenaufbau zu bekommen. Zutage gefördert worden seien unter anderem Flaschen oder Stiefel.
An eine Arbeit wird sich Elisabeth Weiß ewig erinnern. Fuge für Fuge der Sandsteinaußenmauer wurde bearbeitet. Den neuen Fugenmörtel zog sie mit einem Teelöffel glatt. "Den habe ich aufgehoben."
Es gibt noch immer etwas zu tun
Die Familie zog zwar im Dezember 2018 ein, da war aber noch nicht alles fertig. Erst ein gutes Jahr später war es so wie heute. Aber noch immer gibt es etwas zu tun, was zum Beispiel das Dach über den wieder hergestellten Brunnen im Garten betrifft.
Ohne die Mithilfe der Familie und Freunde wäre so ein Projekt nicht möglich gewesen, sagen beide. Aber sie würden es wieder angehen, wissen sie doch, für wen sie es tun. "Wir geben unseren Kindern ein Zuhause." Und mittlerweile leben drei Kinder im Haus.
