
Gebannte Stille im voll besetzten Bürgersaal des Obernbreiter Rathauses: Bewegt lauschten die Zuhörer und Zuhörerinnen den Schilderungen von Hella Döppert, die die Ereignisse der letzten Kriegstage 1945 in Obernbreit niedergeschrieben hatte., verlesen von vier Mitgliedern des Träger- und Fördervereins ehemalige Synagoge Obernbreit.
Die Zuhörer verfolgten das Schicksal des französischen Kriegsgefangenen Viktor, der in der Döppertsmühle fast als Familienmitglied betrachtet wurde, sich angesichts des nahen Kriegsendes auf die Rückkehr in die Heimat freute, noch seinen 30. Geburtstag feierte und wenig später bei Löscharbeiten im Bombenhagel ums Leben kam. Sie begleiteten Hella Döppert in den schützenden Keller, auf ihren gefährlichen Streifzügen ins Dorf und zurück, sahen mit ihren Augen Flammen und Zerstörungen im Dorf. Sie verspürten Mitleid mit den jungen Soldaten, die in eine sinnlose Verteidigung gezwungen wurden und dafür ihr Leben lassen mussten, und Zorn auf den Leutnant, der bei Androhung von Erschießungen die Kapitulation durch die Frauen verhinderte. Sie erlebten den Einmarsch der Amerikaner mit und die mehrtägige Besatzung sowie den daraus folgenden Beschluss durch deutsche Flieger.
Altbürgermeister Bernhard Brückner stellte den Text in einen größeren Zusammenhang und erläuterte die Fotos, die die Mitglieder des Vereins zusammengetragen hatten. Zehn Zivilisten, zwei französische Kriegsgefangene und 15 deutsche Soldaten verloren bei den Kämpfen um Obernbreit vom 2. bis 5. April 1945 ihr Leben. Zeitzeugen aus Obernbreit und Umgebung ergänzten und korrigierten die Schilderungen. Vereinsvorsitzender Jürgen Scherer erinnerte an den verstorbenen Ehrenvorsitzenden Friedrich Heidecker, der die Lesung initiiert hatte.
Nach dem offiziellen Ende der Veranstaltung rissen die Gespräche noch lange nicht ab. Viele Menschen betrachteten die Ausstellung, die Archivarin Cieply und Galen Vinson vorbereitet hatten.
Von: Beate Krämer (Öffentlichkeitsarbeit, Träger- und Förderverein ehemalige Synagoge Obernbreit)
