
Das abgelaufene Geschäftsjahr 2017 brachte für die Fürstlich Castell'sche Bank ein robustes Ergebnis trotz mancher Widrigkeiten. Wie die Verantwortlichen des Familienunternehmens bei der Bilanzpressekonferenz am Stammsitz in Castell bekannt gaben, erzielte die 1774 gegründete Privatbank ein solides Jahresergebnis von 2,3 Millionen Euro, trotz Niedrigzinsen und fortgesetzter Regulierungen.
Hinzu kam, dass das Bankhaus von einem Betrugsfall eines hochrangigen Mitarbeiters geschädigt wurde. Der finanzielle Schaden des im Herbst 2017 festgestellten Falls belaufe sich laut dem Vorstandsvorsitzenden Sebastian Klein, auf rund sechs Millionen Euro.
Offener Umgang
Wie Klein sagte, sei man mit der Sache offen umgegangen, was sich als gut erwiesen habe. Man habe eine Handvoll Kunden verloren, meinte der Vorstandsvorsitzende. Nach den Berechnungen im eigenen Haus sei der Betrugsfall abgeschlossen. Die Bank habe bislang keine Auflagen von der Bundesbank deswegen bekommen.
Kontrollen unterlaufen
Im Oktober letzten Jahres war bekannt geworden, dass ein in führender Position tätiger Mitarbeiter der Bank Geschäfte mit Kunden abwickelte, die außerhalb der Aktivitäten der Bank und in Unkenntnis des Hauses statt fanden, ohne dass es die Kunden wussten. Das Ganze sei bewusst und gezielt an den Kontrollmechanismen des Geldinstituts vorbei gelaufen, hieß es damals.
Ferdinand Fürst zu Castell-Castell, mit Otto Fürst zu Castell-Rüdenhausen Inhaber der Bank, nannte den Vorfall im Nachhinein schockierend, jedoch sei man froh über die erfolgte Aufarbeitung durch den Justitiar. „Die Bank konnte es im Abschluss 2017 gut auffangen“, so Ferdinand zu Castell.
Kapitalquote erhöhe
Der erzielte Jahresüberschuss von 2,3 Millionen Euro werde laut Vorstand Klaus Vikuk komplett ins Kapital der Castell'schen Bank gehen. Damit werde die Kernkapitalquote der Bank von 10,8 Prozent im Vorjahr auf jenseits der Zwölf-Prozent-Marke erhöht. Das sei ein klares Signal der Stabilität und dokumentiere den positiven Weg der Bank in den letzten Jahren, unterstrichen die beiden Inhaber.
Vorstand Vikuk hob hervor, dass sich die älteste Bank Bayerns in ihrem 244. Geschäftsjahr bewusst aus dem Wettbewerb im Kreditgeschäft heraus gehalten habe. Deswegen seien entsprechende Rückgänge im Zinsergebnis festzustellen.
Neues Angebot
Bei der Pressekonferenz informierten die Verantwortlichen über Neuigkeiten im Bereich der Digitalisierung in der Fürstlich Castell'schen Bank. Ab Juni gehe das neue Angebot „Castell insight“ an den Start, eine komplett digitalisierte Vermögensverwaltung. Hier können Kunden künftig Summen ab 25 000 Euro allein übers Internet anlegen, ohne direkten Kontakt zur Bank. Das Ganze gelte als längerfristiges Projekt, das man mit Spannung verfolge, so die Verantwortlichen. Erste Kunden hätten sich bereits angemeldet.
Leichter Rückgang
Der Personalstand der Fürstlich Castell'sche Bank hat sich von 267 Mitarbeitern auf 250 verringert, was auch an der Schließung zweier kleinerer Filialen im Steigerwald liege. Ein Personalabbau stehe nicht zur Debatte, Vorstand Klaus Vikuk. Man setze auf Weiterbildung, künftig sollen die Mitarbeiter auch im Bereich Sicherheit stärker geschult und sensibilisiert werden.
Einige Kennzahlen
Wesentliche Kennzahlen bei der Castell'schen Bank sind für das Geschäftsjahr 2017 folgende: Zinsüberschuss 14,8 Millionen Euro; Provisionsüberschuss: 16,5 Millionen Euro; Jahresüberschuss: 2,34 Millionen Euro; Aufwands-Ertrags-Relation 90,8 Prozent; Eigenkapitalrendite 7 Prozent; Kernkapitalquote 12,4 Prozent.
Älteste Bank Bayerns
Die Fürstlich Castell' sche Bank wurde 1774 gegründet und gilt als älteste Bank Bayerns. Eigentümer sind je zur Hälfte die Adelsfamilien Castell-Castell und Castell-Rüdenhausen. Juristischer Sitz des Unternehmens ist Castell, die Hauptverwaltung und die Geschäftsführung befinden sich jedoch seit 1972 in Würzburg. Die Bank ist mit zehn Filialen in Franken, sowie mit je einer Niederlassung in Heilbronn, Mannheim, München, Nürnberg und Ulm vertreten.