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Münsterschwarzach
Bestseller-Autor Navid Kermani liest in Münsterschwarzach: "Staunen über die Geheimnisse der Welt"
Nach der Autorenlesung hatten die Besucher in der Münsterschwarzacher Abteikirche Gelegenheit, das Buch 'Jeder soll von da, wo er ist, einen Schritt näher kommen' von Navid Kermani signieren zu lassen.
Foto: Waltraud Ludwig | Nach der Autorenlesung hatten die Besucher in der Münsterschwarzacher Abteikirche Gelegenheit, das Buch "Jeder soll von da, wo er ist, einen Schritt näher kommen" von Navid Kermani signieren zu lassen.
Waltraud Ludwig
 |  aktualisiert: 25.05.2023 02:33 Uhr

Es war ein ungewöhnlicher Samstagabend in der Münsterschwarzacher Abteikirche. Gemeinsam mit der Schauspielerin Sarah Sandeh las der Bestseller-Autor Navid Kermani aus seinem aktuellen Buch "Jeder soll von da, wo er ist, einen Schritt näher kommen". Dabei ging es nicht nur um seine Religion, den Islam. Es ging um die großen philosophischen Fragen, die seit jeher Menschen beschäftigen. Es ging, wie es im Buchtitel auch heißt, um eine existenzielle Frage: die Frage nach Gott.

Schon der Beginn der "konzertanten Lesung" war außergewöhnlich. Mit einer kleinen Schelle und einem Gummischlegel, den er an den Kirchenbänken rieb, sorgte der Percussionist Manos Tsangaris für einen besonderen Einstieg. In den folgenden zwei Stunden hörte das Publikum Ausschnitte aus Kermanis Bestsellerbuch.

Darin setzt sich der preisgekrönte Schriftsteller, der unter anderem mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wurde, wieder einmal mit dem Thema Religion auseinander. Sein Vater hatte ihn einst auf dem Sterbebett gebeten, der Enkelin den Islam der Vorfahren zu lehren. Doch was der gehorsame Sohn, dessen Eltern noch vor seiner Geburt aus dem Iran nach Deutschland ausgewandert waren, in den Büchern fand, genügte ihm nicht. Kermani sagte dazu: "Es war, als würden sie die Kleidung eines Menschen beschreiben, ohne ein Wort darüber zu verlieren, wer dieser Mensch überhaupt ist."

Warum der Glaube in vielen Menschen tief verankert ist

Im Rahmen der Münsterschwarzacher Büchertage hatten die Besucher am Samstagabend Gelegenheit, Bestsellerautor Navid Kermani bei einer Autorenlesung live zu erleben. Gemeinsam mit dem Percussionisten Manos Tsangaris (links), der Schauspielerin Sarah Sandeh und der Pianistin Pi-hsien Chen (rechts) sorgte der preisgekrönte Schriftsteller in der Abteikirche für ein außergewöhnliches Hörerlebnis.
Foto: Waltraud Ludwig | Im Rahmen der Münsterschwarzacher Büchertage hatten die Besucher am Samstagabend Gelegenheit, Bestsellerautor Navid Kermani bei einer Autorenlesung live zu erleben.

So schrieb Kermani ein Buch, in dem er dem Ursprung aller Religionen auf den Grund gehen will. Im Dialog mit seiner zwölfjährigen Tochter versucht er zu ergründen, warum der Glaube an eine höhere Macht tief im Menschen verankert ist: "Es ist das Staunen über die Geheimnisse, die unser Verstand nicht fassen kann."

Die unendliche Vielfalt der Natur, die unendliche Größe des Weltalls – muss es nicht einen Urgrund für alles geben? Und ist es nicht auch die Frage nach der Endlichkeit allen Seins, auch der eigenen Existenz, die den Menschen von jeher umtreibt?

Eindrücklich war der Abend in der Abteikirche nicht nur wegen Kermanis poetischer Sprache und intellektueller Gedankenfülle, mit der er den Fragen nach Lebenssinn und Gottsuche nachspürt. Ausdrucksstark vermochte Sarah Sandeh das geschriebene Wort zu Gehör zu bringen. Zugleich ließen die musikalischen Einlagen der virtuosen Pianistin Pi-hsien Chen, untermalt von den bizarren Klängen Tsangaris', genügend Zeit zum Nachdenken. Mag sein, dass an diesem besonderen Abend der eine oder andere im Publikum gespürt hat: Ja, es muss wohl etwas Größeres geben.

 
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