Ob er es noch einmal machen würde? Da kommt von Obernbreits Bürgermeister Bernhard Brückner ein klares Ja. Zwar sagte er einige Sätze zuvor auch: "Es waren harte Jahre." Aber es geht schließlich um Obernbreit, um sein Obernbreit, über das er sagt: "Wenn ich im Urlaub den Kirchturm länger als zehn Tage nicht sehe, werde ich ganz unruhig."
Brückner, der "große Vereinsmeier", der wohl in sämtlichen Vereinen des Orts Mitglied war, mitgemischt und sich eingebracht hat, ist seit 42 Jahren auch politisch aktiv. Obwohl der Start damals alles andere als einfach war: Gleich zwei von vier Listen scheiterten bei der Gemeinderatswahl 1978 an Formfehlern, was große Unruhe im Ort erzeugte, die lange nachhallte.
Mit zwei Stimmen mehr zum Bürgermeister gewählt
1984 gelang ihm schließlich der Einzug in den Gemeinderat für die CSU, deren Ortsverband kurz zuvor gegründet wurde. Nach 18 Jahren kandidierte er als Bürgermeister und gewann in einer Stichwahl mit einem ganz knappen Ergebnis: Nur zwei Stimmen hatte Brückner Vorsprung vor Reinhard Baier.
Aber schon damals zeigte sich Brückners Wunsch nach Harmonie im Dorf. Denn beide hatten zuvor ausgemacht: Wer unterliegt, werde zweiter Bürgermeister. So geschah es auch und führte zu einer langen und gedeihlichen Zusammenarbeit.
Der Start ins Amt war für Brückner trotzdem nicht einfach, denn mit der Sanierung des Rathauses war bereits ein Projekt vorbereitet worden, das er angesichts der Kosten mit Skepsis betrachtete. Aber das schlug schnell in eine "Verliebtheit zum Objekt und zur Sanierung" um: "Ich hätte am liebsten im Objekt geschlafen", sagte Brückner über die Bauphase.
Rathaus und Pröschelswiese waren Brückners Projekte
Heute ist das Rathaus der Mittelpunkt des Ortes und wird eifrig von den Obernbreitern genutzt. Nicht weit davon entfernt liegt, auch mitten im Ort und direkt am Breitbach, die Pröschelswiese, die von der Gemeinde gekauft werden konnte.
Sie ist Festplatz und ansonsten Parkplatz, hat Spielgeräte für Jung und Alt, Infopoint, behindertengerechte Toilette, Ruhepunkt auf der Bachinsel, und ist noch so ein Zentrum im Ort. Für Brückner ist mit das Schönste daran, dass der alte Obernbreiter Name Pröschel dort erhalten bleibe und nicht irgendwann einmal vergessen werde.
Auch auf Überraschungen muss sich ein Bürgermeister einstellen. Denn das 1999 für eine Million D-Mark sanierte und zum Multimediahaus umfunktionierte ehemalige Schulhaus stand 2004 plötzlich leer. Brückners Vision: ein Ärztehaus schaffen.
Seine Hartnäckigkeit zahlt sich beim Ärztehaus aus
Große Skepsis herrschte im Umfeld, aber seine Hartnäckigkeit zahlte sich aus. Zwei Ärzte, ein Zahnarzt und zwischendurch auch eine Physiotherapiepraxis, die heute an anderer Stelle im Ort ist, machen Obernbreit ein deutliches Stück lebenswerter. Dazu zählt sicher auch das weitgehend vollendete Fußwegekonzept.
Unvollendet bleiben muss dagegen die Aufzählung aller Projekte, die Brückner umgesetzt hat. Erwähnt werden soll aber die "Erfindung der Hucklkätz", der Obernbreiter Symbolfiguren oder die Wiederbelebung der Kirchweihfeier – für Brückner "Identitätsbildung" in seinem Ort.
Warum es aber auch harte Jahre waren: Der ehrenamtliche Bürgermeister war weiterhin in seinem Beruf eingespannt: 32 Stunden auf der Arbeit und die gleiche Zeit etwa im Rathaus. Das geht nur, wenn man es auch will – was Brückner immer tat.
Die neue Ortschronik will Brückner noch fertigstellen
Flexibilität war ebenso gefragt wie die Unterstützung des Umfelds, etwa von Ehefrau Annemarie, die auch seine "Sekretärin" sei. Denn auch sein Beruf habe ihn gefordert. Den Schriftsetzer gibt es heute so nicht mehr, immer wieder musste er sich weiterbilden.
Was kommt für Brückner nach dem 30. April? Die Familie mit den vier Enkeln, das Haus, natürlich mitten im Dorf gelegen, an dem er sein Leben lang gebaut habe: "Ich bin noch nicht fertig", kündigt er an. Dazu kommt die Arbeit im Garten, Brennholz machen und vielleicht einmal mehr als 14 Tage mit dem Wohnwagen unterwegs sein.
Mit Ehefrau Annemarie gibt es auch fernere Ziele: Israel und Ägypten. Der Kirchturm könne dorthin allerdings nur als Foto mit; vielleicht in der neuen Ortschronik, die er noch fertigstellen möchte, bevor er den Rathausschlüssel mit dem Spruch seines Vorgängers an seine Nachfolgerin übergibt: "Glauben Sie ja nicht, dass Sie irgendwann einmal fertig sind."