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DETTELBACH
Beim Kreuzbergbieranstich wurde auch Seehofer kritisiert
Beim traditionellen Kreuzbergbier-Anstich der Dettelbacher CSU war die Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber Gastrednerin – hier im Gespräch mit CSU-Urgestein Gudrun Kittel aus Kitzingen.
Foto: Robert Haass | Beim traditionellen Kreuzbergbier-Anstich der Dettelbacher CSU war die Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber Gastrednerin – hier im Gespräch mit CSU-Urgestein Gudrun Kittel aus Kitzingen.
Robert Haaß
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:37 Uhr
„Angela Merkel ist der Stabilitätsanker in dieser verrückten Welt.“
Anja Weisgerber, Bundestagsabgeordnete

Ja, es ist Wahlkampf. Genau 191 Tage waren es am Freitag noch bis zur Bundestagswahl. Das hat Anja Weisgerber, Direktkandidatin der CSU im Wahlkreis, ausgerechnet und den Besuchern im gut gefüllten Rathaussaal in Dettelbach beim traditionellen Kreuzbergbier-Anstich ihrer Partei verkündet. „Wir müssen jeden dieser Tage nutzen, kämpfen, überzeugen und die Menschen begeistern“, sagt sie, ansonsten drohe das Schreckgespenst: Rot-Rot Grün.

Bald wieder voll

„Jedes Jahr kommen fünf neue“, sagte CSU-Ortsvorsitzender Marcel Hannweber etwas scherzhaft zu einem der Besucher angesichts der gut gefüllten Reihen am Freitagabend. Viele Jahre dauert es bei dieser Prognose sicher nicht mehr, dann ist der Raum bei dieser Traditionsveranstaltung wieder voll.

Ist es nur der Wahlkampf, ist es das überraschende Umfragehoch der SPD Spitzenkandidat Martin Schulz, was die Gäste ins Rathaus lockt, oder nur das süffige Bier und die Brotzeit? Am Ende sicher eine Mischung aus allem und es sind für so einen Abend, erstaunlich viele Fragen an die Politiker gestellt worden.

Positive Bilanz

Vor den Fragen allerdings eine engagierte Rede der Bundestagsabgeordneten Weisgerber, die auch schon knapp zehn Jahre Europaparlament hinter sich hat. Zuerst eine positive Bilanz der Regierung in Berlin. Dann die Positionen der CSU im Gegensatz zum politischen Gegner. Etwa das Festhalten an der Agenda 2010, eigentlich die Errungenschaft einer rot-grünen Bundesregierung, die Martin Schulz zumindest in Teilen für überdenkenswert hält. Am Ende eine ganze Reihe an Segnungen für den Landkreis Kitzingen aus Berlin, etwa der Lärmschutz für Geiselwind, Straßenausbau, Breitband Versorgung oder auch Zuschüsse für die Gemeinden aus unterschiedlichen Fördertöpfen.

Alles nicht so einfach

Die Beweisführung ist dabei nicht immer ganz einfach, ist doch der politische Gegner derzeit noch der Koalitionspartner. Da ist Kanzlerin Angela Merkel, die bis vor kurzem noch von der CSU heftig bekämpft wurde und nun alternativlos ist. „Angela Merkel ist der Stabilitätsanker in dieser verrückten Welt“, sagt Weisgerber. Und Landtagsabgeordneter Otto Hünnerkopf meint, wenn von 100 Themen 99 einvernehmlich sind, dann dürfe ein Punkt nicht überbewertet werden. „Es ist wie in der Ehe: Wenn sie lange hält, dann hat man es geschafft, sich am Wesentlichen zu orientieren“, so Hünnerkopf.

Kritik an Seehofer

Ein Punkt, mit dem nicht alle Besucher einverstanden sind. Fast möchte man glauben, in der CSU kriselt es ein wenig, wenn etwa Gerhard Klein vom Ortsverband Kitzingen feststellt: Wie Horst Seehofer Angela Merkel vor zwei Jahren auf dem Parteitag behandelt hat, als er sie bei einer Rede unbeachtet neben sich stehen ließ, „das wollen wir nicht mehr erleben“. Gleiches gelte für den Umgang Seehofers mit Markus Söder. Wortmeldungen, die die beiden Abgeordneten schon ein wenig in Verlegenheit bringen. Denn eigentlich stimmen sie dem durchaus zu, doch der Schatten des großen Vorsitzenden ist lang. Und vielleicht, so spekuliert Hünnerkopf, „will Seehofer die Rolle noch weiter ausführen“.

Wehrpflicht zurück?

Maria Fiber aus Schwarzach möchte gerne die allgemeine Wehrpflicht zurück. Eine Forderung, die Weisgerber derzeit für nicht durchsetzbar hält, sie möchte aber eine Stärkung der Bundeswehr und sieht die Zukunft in einer europäischen Armee.

Problemfall Türkei

Vor allem die jüngeren Besucher an diesem Abende stört der Umgang der Türkei mit Deutschland, die Nazivergleiche werden heftig abgelehnt. „Das kotzt mich auch an“, nimmt Weisgerber den etwas deftigen Sprachgebrauch von Gerhard Winzenhörlein aus Euerfeld auf und macht deutlich, dass alle Parteien im Bundestag wohl ähnlich empfinden. Eh aber das „Schwert Sanktionen gezückt“ werde, sollte bedacht sein, dass damit auch die Position des türkischen Präsidenten im eigenen Land gestärkt wird. Die Antwort macht auch deutlich: Politik ist eben nicht so einfach, klare Kante ja, aber die Diplomatie darf dabei nicht aus den Augen verloren werden.

Emotionen sind da

Und dann ist da noch die Forderung nach mehr Emotion im Wahlkampf. Denn das sieht man bei Martin Schulz: Seine emotionalen Auftritte punkten. Der Abend in Dettelbach zeigt: Emotionen sind in dieser Partei genügend vorhanden. Sie müssen nur aufgenommen, gebündelt und weiter getragen werden.

Barbara Becker moderierte den Abend im Dettelbacher Rathaus und sprach mit der Bundestagsabgeordneten Anja Weisgerber und Landtagsabgeordneten Otto Hünnerkopf.
Foto: Robert Haaß | Barbara Becker moderierte den Abend im Dettelbacher Rathaus und sprach mit der Bundestagsabgeordneten Anja Weisgerber und Landtagsabgeordneten Otto Hünnerkopf.
 
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Kommentare
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  • hartmut.eppler@grabfeldradtouren.de
    A. Merkel dürfte durch ihre undurchdachen planlosen verblendeten "Ideologieideeen"
    selbst für einen instabilen Rettungsanker auf Kosten des "Fußvolkes"sorgen; z.B. uferlose subventionierte Energiewende (allein schon Genehmigungszulassung für Windkraft
    in Schwachwindgebieten). Prof. Hans-Werner-Sinn, ifo- TUM-Symposium, machte 2011
    auf Widersprüche u. Unsinnigkeiten der Energiewende aufmerksam. Jetzt 2017 immer
    noch kein Ende zur dieser "energiepolitischen Geisterfahrt" in Sicht.
    "Flüchtlingswillkommensrufe" ebenfalls uferlos u. planlos, Schlepperbandenkriminalität
    "freut" sich.... u.s.w.
    Horst Seehofer versucht mit "Ihr" zu reden, aber "Sie" versteht Ihn nicht; will nicht...

    Wer läßt nun Wen im Regen stehn?

    Irgenwie ist Frau Merkel "in sich" verloren.
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