Hört man sich im Landtag unter CSU-Parteifreunden wie auch in anderen Parteien über die CSU-Abgeordnete Barbara Becker um, fallen oft die gleichen Beschreibungen: Umgänglich, sachlich, offen sei die 51-Jährige. Sie könne gut zuhören, respektiere andere Meinungen, sei nie verletzend gegenüber anderen. Wer Becker nicht so gut kenne, unterschätze sie deshalb leicht, findet ein Oppositionspolitiker: Sie könne klar, ausdauernd und entschieden für ihren Standpunkt einstehen, heißt es etwa.
„Und sie hat eine Engelsgeduld“, findet ein Abgeordneten-Kollege aus dem Gesundheitsausschuss, in dem Becker für die CSU sitzt. Eine Fähigkeit, die sicher auch in der eigenen Fraktion nötig ist: Denn dort haben es Gesundheitspolitiker zum Beispiel gegenüber den Vertretern der Inneren Sicherheit nicht immer leicht, mit guten Argumenten durchzudringen.
Nachfolge Stamms als soziales Gewissen?
Nicht zuletzt seit dem Abschied der CSU-Ikone Barbara Stamm aus dem Landtag fehlt es dem sozialen Flügel der CSU an Durchschlagskraft – eine Lücke, in die die evangelische Abgeordnete Becker stoßen kann. Für eine Verbesserung der Situation der Pflegekräfte in Bayern kämpft sie seit geraumer Zeit mit Herzblut – zum Beispiel mit dem Slogan „Stunden runter, Euros rauf“.
Der zweite thematische Schwerpunkt im Landtag sind für Becker als Mitglied im Umweltausschuss ökologische Fragen. Dort habe sie sich mit dem für ihren Stimmkreis wichtigen Thema "Weinbau und Ökologie" beschäftigt, hört man von ihren Kollegen. So habe sie sich intern stark gemacht, gleich drei Modellprojekte zur Bewässerung im Weinbau in die Region zu holen.
„Sie setzt sich aktiv für ihren Stimmkreis und für die Anliegen der Region ein“, findet ein CSU-Kollege. In der Tat kämpfte sie auch gegen interne Widerstände für die Verlagerung des Staatsarchivs nach Kitzingen. Berührungsängste über Parteigrenzen gibt es für Becker augenscheinlich nicht: So unterstützte sie zum Beispiel eine parteiübergreifende Aktion im Landtag für den Ausbau der Uniklinik in Würzburg: „Da ist sie sofort dabei; da muss man sie nicht lange überreden“, erinnert sich ein Oppositionspolitiker.
Als Neuling in einer großen Fraktion
Luft nach oben für Becker sehen manche Beobachter im Landtag noch bei ihrer Außenwirkung: Denn eine im persönlichen Umgang sympathische Zurückhaltung, ist im politischen Haifisch-Becken nicht unbedingt karrierefördernd.
Richtig ist allerdings auch, dass es als Landtags-Neuling in einer großen Fraktion wie der CSU schwieriger ist als bei kleineren Parteien, Profil zu gewinnen – etwa, weil man seltener die Chance hat, im Plenum zu reden oder weil es bereits etablierte Fachpolitiker gibt, die populäre Themen längst besetzt haben.
Bei Themen wie Steigerwaldbahn und Nationalpark Steigerwald hält Sie sich im Gegensatz dazu eher im Hintergrund auf und meidet Konflikte. Den Befürwortern dieser Projekte kann man halt nicht so einfach mal eine "drüberbeckern" wie der zahmen Jungen Union.
Vor diesem Hintergrund kann man den Vergleich zu einer Barbara Stamm auch als Satire verstehen. Das ist Bundesliga gegen Kreisklasse.