
Flugzeuge sind zu sehen, Autos und Schiffe, kleine Häuser und Türme. Alles aus Holz, alles aus einer vergangenen Zeit. Die Sonderausstellung im Museum Malerwinkel ist sehenswert. Jetzt müssen nur noch die Inzidenz-Werte mitspielen. Museumsleiterin Simone Michel-von Dungern ist guter Dinge. Ab Samstag, 20. März, ist das Haus – nach einer langen Durststrecke – wieder offen. Im Erdgeschoss ist dann eine Sammlung zu sehen, die es in sich hat. Doris Schulz-Wahle und ihr Mann Gerhard haben sich einer besonderen Leidenschaft verschrieben. Sie sammeln – neben vielen anderen Sachen – Baukästen aus dem 19. und 20. Jahrhundert. „Unser kleines Haus platzt irgendwann aus allen Nähten“, sagt Doris Schulz-Wahle und lacht. Die Begeisterung für die Holzbaukästen begann Anfang der 90er-Jahre – ganz klassisch auf Flohmärkten. „Die Dachböden der ehemaligen DDR wurden damals geräumt“, erinnert sich ihr Mann. Zum Vorschein kamen unter anderem Holz-Spielsachen, die im Westen unbekannt waren. „Früher waren diese Baukästen mal Massenware“, erklärt Doris Schulz-Wahle. Wie viele es davon noch gibt, kann sie nicht sagen. Das Ehepaar aus Hanau hat jedenfalls fast 200 Exemplare – und stellt 84 davon zum ersten Mal außerhalb seiner Heimatstadt aus. Bilder von den anderen Holzbaukästen sind auf einer Videoleinwand zu sehen.
Die Ausstellung hätte schon im letzten Jahr präsentiert werden sollen, dann kam Corona. Michel-von Dungern hofft, dass die Pandemie dem Vorhaben nicht wieder einen Strich durch die Rechnung macht. Geplant ist die Ausstellung bis zum 7. November, eine Verlängerung ist durchaus möglich. „Wir müssen in diesem Fall zum Glück nur mit einem Leihgeber verhandeln“, freut sich die Museumsleiterin.
In den letzten Tagen hat das Ehepaar die Ausstellung aufgebaut und eingerichtet, die Vorarbeiten liefen schon Wochen davor an. Welches Ausstellungsstück passt in welche Vitrine oder in welchen Schrank? Welche Objekte sollen in welcher Reihenfolge präsentiert werden? Fragen, die in enger Abstimmung mit Museumsleiterin Simone Michel-von Dungern geklärt wurden. Jetzt sind menschliche Figuren, Tiere, Eisenbahnen aber auch Kriegsschiffe zu sehen, die in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts in den Kinderzimmern standen. Mit den komplexen Architektur- oder Konstruktions-Baukästen ließ sich beinahe alles nachbauen – auch mit Riemen betriebene, klappernde Windmühlen, Brücken oder sogar „funktionsfähige“ Kräne und Maschinen.
Die Sammlerstücke stammen nicht nur aus der ehemaligen DDR, sondern auch aus Großbritannien, den USA, Japan oder Australien. Das Online-Auktionshaus hat den Flohmarkt längst als Fundort für besondere Exponate abgelöst. Jetzt freuen sich Doris und Gerhard Schulz-Wahle, dass sie eine Auswahl ihrer schönsten Sammlerstücke in Marktbreit präsentieren können. Eine Auftaktveranstaltung wird es – coronabedingt – nicht geben.
Museum Malerwinkelhaus
Ausstellung: „Frauen-Zimmer“ Lebensstationen in einer fränkischen Kleinstadt.
Sonderausstellung ab Samstag, 20. März: „Für kleine Baumeister, Konstrukteure und Hochstapler.“ Ab Sonntag, 28. März, gibt es mit „Jüdisches Leben in Marktbreit“ Neues zu entdecken. Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag sowie an Feiertagen von 14 bis 17 Uhr.
Corona: Bei Inzidenz unter 50 öffnet das Museum, es dürfen gleichzeitig zehn Personen in die Räume. Steigt die Inzidenz über 50, wäre ein Besuch mit Anmeldung möglich. „Aber das können wir nicht leisten“, bedauert die Leiterin.