
Mit einem bundesweiten Aktionstag haben die Bauern an diesem Mittwoch unmittelbar vor der Entscheidung im Bundestag über den Haushalt 2024 gegen "Zusatzbelastungen für die heimische Landwirtschaft" demonstriert. Dazu waren in ganz Bayern Protestaktionen an Autobahnauffahrten angemeldet. Auch in den Landkreisen Kitzingen und Würzburg kam es daher zwischen 9 und 14Uhr an den Auffahrten zu den Autobahnen zu Behinderungen.
Ursprünglich war geplant, wie bereits am 8. Januar Autobahnauffahrten mit Traktoren zu blockieren. "Seitens der Bauern war eine Blockade aller sechs Autobahnausfahrten angefragt", bestätigte Carolin Mäder, Pressesprecherin des Landratsamtes Kitzingen, auf Anfrage. Die wurde allerdings nicht genehmigt. "Im Kooperationsgespräch hat man sich auf die Alternativlösung mit Pendel- und Rundfahrten geeinigt."
Hintergrund war laut Tizian Klein (Atzhausen) von "Landwirtschaft verbindet Bayern", der bei der Besprechung im Landratsamt dabei war, ein Schreiben des Innenministeriums, dass die Blockaden nicht noch einmal geduldet würden. Deshalb war auch der Plan entfallen, die Autobahnauffahrten im Viertelstundentakt zu öffnen und zu schließen. "Wir haben uns entschieden, nicht stationär zu protestieren, sondern beweglich." Der Verkehr werde "entschleunigt", hieß es von Seiten des BBV Kitzingen. Der Verkehr bleibe in Bewegung und die Rettungswege frei, so Klein.

Genehmigt waren laut Landratsamt "Versammlungen" im Bereich der A3-Autobahnanschlussstellen Rottendorf, Kitzingen/Schwarzach, Wiesentheid und Geiselwind von 9 bis 14 Uhr. Die Landwirte stellten ihre Fahrzeuge aber eben nicht in den Auffahrten ab, sondern unternahmen "Rundfahrten" und "Pendelfahrten". Somit bekamen den Protest auch verstärkt Verkehrsteilnehmer zu spüren, die nicht auf die Autobahn fahren wollten.
Gegen 9 Uhr hatten sich Landwirte aus dem südlichen Landkreis Kitzingen bei einem Kaffee-Stopp und zur Absprache am Ortseingang von Kitzingen getroffen und ihre Fahrzeuge für kurze Zeit neben dem Kreisverkehr und der Panzerstraße aufgestellt. Die Ablehnung der Blockade sei nicht nachzuvollziehen, sagte dabei ein Landwirt, "am 8. Januar ging es doch auch". Stattdessen wurde, wie von der Behörde genehmigt, langsam immer die gleichen Strecken gefahren. "Was bleibt uns übrig, wenn wir auf uns aufmerksam machen wollen?"
Die Bauernproteste reichen von Biebelried bis Rüdenhausen
Der Morgen in Biebelried: Die Landwirte fuhren von dort über den Mainfrankenpark und zurück zum Pendlerparkplatz Biebelried. Das führte dazu, dass die B8 schnell dicht war. Kurz vor der Autobahnauffahrt in Biebelried bewegte sich ein Dutzend Traktoren im Schritttempo auf der B8 vorbei an der Auffahrt zur A3 bis zur Ausfahrt in die ehemalige B22 hin und her.

Über den Mainfrankenpark führte der Rundkurs der Traktoren über einen Wirtschaftsweg zurück zur B8. Die Polizei begleitete die Aktion zeitweise mit drei Fahrzeugen. Andere davon genervte Verkehrsteilnehmer versuchten immer wieder, sich mit teils halsbrecherischen Überholmanövern und unter Nutzung von Stand- und Schutzstreifen vermeintliche Vorteile zu verschaffen. Rückstaus lösten sich kurze Zeit später oft wieder auf.

Andere waren im Bereich der Auffahrt Kitzingen/Schwarzach unterwegs und fuhren vom Gewerbegebiet Dreistock in Kitzingen über die St 2271 bis zum Kreisel nach Schwarzach und zurück. Bei Hörblach pendelten am Vormittag um die 30 Traktoren auf der Staatsstraße zwischen der Ortseinfahrt Hörblach und der Einmündung der Straße nach Mainsondheim; sie zwangen durch Fahren im Schritttempo den übrigen Verkehr, sich anzupassen. Pausen im Gegenverkehr wurden hier ebenfalls zu riskanten Überholmanövern genutzt, auch von Lkws.

Der dritte Bereich betraf Wiesentheid: Am südlichen Ortsrand, in Richtung der Auffahrten zur Autobahn, ging zeitweise gar nichts mehr. Gegen neun Uhr früh hatten Landwirte dort vom Zubringer der B286 an die Spange, die zum Gewerbegebiet und in den Ort führt, komplett dicht gemacht. Am Verkehrskreisel, in Richtung Rüdenhausen und an der Wiesentheider Ortseinfahrt standen die Autos und Lkws fast zwei Stunden lang.

Rund 50 Landwirte mit ihren Fahrzeugen legten dort den Verkehr lahm, allein etwa 15 den Kreisverkehr vor Wiesentheid. Aus dem gesamten Umkreis – von Prichsenstadt bis Atzhausen, Haidt oder Wiesenbronn – waren die Teilnehmer gekommen. Als Verantwortlicher der Bauern koordinierte Matthias Stöcker aus Rüdenhausen die Aktion vor Ort. Das hieß, dass etwa Rettungswege freigehalten wurden.

Die im Stau Wartenden nahmen es gelassen, nur selten versuchte ein Auto, trotzdem durchzufahren. Die meisten, auch die ausländischen Lkw-Fahrer, zeigten Verständnis, sagte Koordinator Stöcker. "Manche machen den Daumen hoch, andere zeigen dir schon mal den Scheibenwischer." Kurz vor elf Uhr öffneten die Bauern dann doch die Sperre für 15 Minuten, um dann wieder dicht zu machen.
In Geiselwind, an der nächsten Abfahrt der Autobahn, gestaltete sich der Protest für die dortigen etwa 20 Traktoren und ihre Fahrer schwieriger. "Wir wurden etwas ausgebremst von der Polizei und durften nicht die ganze Zeit hin- und herfahren. Bei uns sind immer nur zwei, drei Schlepper unterwegs", sagte Philipp Rost, der dort Verantwortliche. Er und seine Berufskollegen hatten ihre Traktoren auf einer leichten Anhöhe abgestellt.

Gegen elf Uhr brachte der örtliche Rasthof zwei Kisten spendierte Leberkäsbrötchen vorbei, Zeit um zu diskutieren. Es sei schade, dass in den Medien fast nur der Agrardiesel als Grund der Proteste angeführt werde. "Uns stören die ganzen Verordnungen und Auflagen, die wir bekommen. Das hat mit der praktischen Arbeit als Landwirt doch nichts mehr zu tun", sagte Rost. Mit einigen seiner Kollegen steuerte er gegen Mittag schließlich in Richtung Wiesentheid.
Mahnfeuer bei Düllstadt und "Weinbergsleuchten"

Bei Geiselwind fand eine stationäre Mahnwache neben der Autobahn statt. Zudem gibt es von 16 bis 22 Uhr ein Mahnfeuer bei Düllstadt. Für den Abend ist in Randersacker ein "Weinbergsleuchten" geplant, bei dem sich die beleuchteten Traktoren in den Weinbergen aufstellen. "Wir wollen damit zeigen, dass der Zusammenhalt auch nach drei Wochen noch stark ist", so Tizian Klein von "Landwirtschaft verbindet Bayern".
Was Sie bisher sahen, ist noch auf einer sehr niedrigen Eskalationsstufe.
Mit eigentlichem "Streik" wurde noch gar nicht begonnen.
Sehen Sie doch in die Supermärkte: Alles da.
Noch krasser wurd´s am Bahnhof:
An den Gleisen ging nix.
Der Kiosk, der McDonalds und die Bäckerei hatten alles da und ganz normal Betrieb.
2.) Die Dieselsubventionen müssen bleiben, weil die notleidenden Bauern sonst die energieintensive Bewirtschaftung ihrer Felder nicht mehr leisten können.
3.) Kaum ein anderer Berufsstand setzt ökologische Ziele so eindeutig um wie die Landwirtschaft, deshalb werden allerorts prächtige Mahnfeuer abgefackelt.
...
Wer bei diesen Punkten auf eklatante Widersprüche stößt hat möglicherweise noch einen objektiven Blick auf diesen Bauernfasching beibehalten.
Die Regierung nötigt die Landwirte, sich zu wehren.
Die Bauern haben das Verständnis der Bevölkerung. Mit Straßenblockaden können sie die Sympathie sehr schnell verspielen. Besser nicht! Neben die Straßen aufgestellte Traktoren fallen genauso wirksam auf. Die Verkehrsteilnehmer können so beim Vorbeifahren entspannt die Botschaft der Bauern aufnehmen. Bitte nicht die Strassenkleber oder die französischen Bauern kopieren!
Stellt Euch mal vor, die Bahn würde den GDL-Lokführern keinerlei Erhöhung und Inflationsausgleich anbieten, sondern Mehrarbeit aufhalsen und ein bis zwei Monatsgehalte abziehen.
Was wäre die einzig mögliche Reaktion?
Genau. Der totale Streik. Keine Bahn würde mehr fahren, ehe das nicht restlos vom Tisch ist.
Die Landwirte dagegen kümmern sich noch immer darum, dass nirgendwo ein Regal leer wird oder eine Molkerei/Fleischerei/Bäckerei zu wenig Rohstoff hat. Und alle Zeit, die irgendwie durch Einsatz von Aushilfen etc freigeschaufelt werden kann, geht man halt demonstrieren.
Am 18.12. sehr milde. Und weil die Politik die zweifelllos berechtigten Forderungen weitgehend ignoriert, wird halt Stück für Stück eskaliert. Irgendwann wird man in Berlin schon merken, dass es vielleicht besser wäre, zu reagieren BEVOR wir hier Bilder sehen wie in Frankreich.
Aber offenbar stellt man sich noch blind und taub.
Machen Sie ruhig so weiter. Hier gilt das gleiche wie bei Terroristen: der Staat ist nicht erpressbar. Da können Sie bis zum Skt. Nimmerleinstag Straßen blockieren.
Aus Ihrem Kommentaren spricht mittlerweile zunehmend Frust und die Trotzigkeit eines Kleinkindes. Von Offenheit für Gespräche keine Spur. Wut jedoch ist ein schlechter Ratgeber.
Wenn Sie weiter "eskalieren", wie von Ihnen angekündigt, wird das Handeln irgendwann nicht mehr durch Versammlungsrecht und Demonstrationsrecht gedeckt sein.
Natürlich können Sie tun, was Sie wollen. Nur dürfen Sie sich nicht wundern, wenn Sie dann plötzlich Strafverfahren am Hals haben. Dann hilft Ihnen weder Ihr Agrarindustrie-Cheflobbyist Rukwied, noch die kotfarbenen Scharfmacher. Dann stehen Sie allein.
Ob mit kleinen Videos
Ob mit dem grünen Kreuz und Stiefeln
Ob mit dem Trettraktor Flugzeug
Ob mit Mahnwache
Ob mit Riesenslalom
Ob mit Leserbriefen
Ob mit Online Kommentaren
Ob mit Interviews
Wie kommen Sie darauf, dass ich den legalen Pfad verlassen müsste, um zu eskalieren?
Der Werkzeugkasten hält noch vielerlei Optionen bereit.
Nur ein kleiner Ausschnitt, was bisher so lief:
https://www.youtube.com/watch?v=OrddRiUSjCA
https://www.youtube.com/shorts/vVJWLQSDbW4
https://www.youtube.com/watch?v=O3JJWTXqpLo
(Interview ab 1:22:00 mit kurzem Schwenk auf das Trampelbulldog-Flugzeug)
Sollen die Bauern folgendes fordern?
Gesichertes Einkommen eines Lokführers mit Inflationsausgleich und gleicher Altersvorsorge, 35 Stunden- Woche, 4 Tage- Woche, bequemer wettergeschützter Arbeitsplatz, 30 Tage Jahresurlaub.
Wie das in der Praxis funktionieren soll? Darum muss sich dann die Regierung kümmern.
Das wäre soziale Gerechtigkeit auch für die Bauern!
Die Bahnen suchen übrigends momentan händeringend nach Quereinsteigern als Lokführer.
Es könnte natürlich sein, daß man da auch nach der Einigung weniger bekommt, als ein durchschnittlicher Bauer in einem durchschnittlichen Jahr. Aber irgendwas ist ja immer.
Unsere Nahrung importieren wir dann (lustigerweise mit steuerbefreitem Schiffsdiesel, steuerbefreitem Schweröl und steuerbefreitem Kerosin) und für die Erzeugung macht einfach der Regenwald Platz.
Aus den Augen aus dem Sinn. Hauptsache die Züge rollen.
PS:
korrigiert um den Faktor dass Landwirte im Schnitt und übers Jahr verteilt 48,5 Stunden arbeiten (tatsächlich) und die Lokführer 38 bzw bald 37 Planstunden (abzüglich Urlaub, Feiertage/Feiertagsausgleich, Krankheitstage, Kur, STREIKS,...ergibt den tatsächlichen Schnitt) wäre ich gespannt was raus kommt.
Und das ohne die vielen Risiken, ohne den massiven Kapitaleinsatz, kaum Wettereinfluss, aber dafür gesicherter Altersversorgung.
Da Sie ständig versuchen, Parallelen zu erkennen, hier noch ein Vorschlag:
Wir veranstalten in der BRD eine riesige Boden- und Grundreform,
sämtliche Freiflächen und Produktionsmittel werden verstaatlicht.
Und auf den Flächen, die dann tatsächlich zur Nahrungsproduktion benötigt werden,
da arbeiten Angestellte mit landwirtschaftlicher Berufsausbildung. Beschäftigt sind diese dann,
falls gewerkschaftlich organisiert sogar mit Streikrecht,
bei deren bundeseigenen Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft
FeldWaldWiese AG.
Mit Urlaubsanspruch und 35 -Stunden-Woche.
Super Idee?
"Wir sähen und ernten in Frieden, es lebe die Landwirtschaft 🌹".
🤔