"Jeden Tag werden uns neue Regularien aufgedrückt, die für uns nicht mehr nachvollziehbar sowie stellenweise gar nicht umsetzbar sind", sagte Thomas Leipold am Samstagabend in Astheim. Als das Mahnfeuer der Initiative "Land schafft Verbindung" unterhalb der Mainbrücke entzündet war, wandte sich der Hauptorganisator der Protestaktion an gut 100 Teilnehmer. "Es werden Verordnungen und Gesetze erlassen, die praxisfremd sind, wissenschaftlichen Überprüfungen nicht standhalten und sogar der Natur mehr schaden als nützen", stellte er die Gesetzgeber an den Pranger.
Mit ihren Traktoren waren Bauern und Winzer aus den Landkreisen Kitzingen, Schweinfurt und Würzburg an die Mainschleife gekommen, um sich für die Zukunft der heimischen Lebensmittelerzeuger einzusetzen. Damit "Franken in Flammen", so das Motto der Veranstaltung, nicht benachbarte Gebäude in Brand setzt, warfen Polizisten aus Kitzingen und die örtliche Feuerwehr ein wachsames Auge auf das familiäre Geschehen mit Grillbratwurst und Glühwein. Zusammen mit der Bevölkerung und lokalen Mandatsträgern waren auch die Landtagsabgeordneten Barbara Becker (CSU) und Volkmar Halbleib (SPD) sowie Landrätin Tamara Bischof und Bürgermeister Peter Kornell gekommen.
Landwirten ist nicht zum Spaßen zumute
Mit dem Ziel gemeinsamer Gespräche wandte sich Sprecher Leipold an die Anwesenden: "Liebe Verbraucher, liebe Politiker, reden Sie mit uns, wir können Landwirtschaft 2020. Ohne uns würden sie irgendwann elendig verhungern." Dem Astheimer, der mit Frau und Sohn einen Wein- und Obstbaubetrieb im Vollerwerb bewirtschaftet, war anzumerken, dass es den Landwirten aktuell sehr ernst ist und sie für Späße nicht zu haben sind. "Uns wirft die Regierung vor, wir würden alles falsch machen", ärgerte er sich über die Gesetzgeber. "Ja, wer hat uns denn die letzten Jahre gesagt, wie wir unsere Betriebe betreiben müssen?"
Leipold versicherte: "Wir haben uns immer an die bestehenden Gesetze und Verordnungen gehalten." Landwirte müssten laut Gesetz die Düngeverordnung "1:1" umsetzen, da das Grundwasser "total mit Nitrat verseucht ist und laut unserer Königin auch nichts verhandelbar ist". Dies stehe im Widerspruch zu staatlichen Erklärungen, "wir hätten das sauberste, gesündeste und sicherste Grundwasser der Welt" Leipold wehrte sich gegen Vorwürfe, Landwirte und Winzer seien "Umweltvergifter".
Der Hauptredner streifte Themen wie Düngemittel, Pflanzenschutzmittel, Nitrat und Tierhaltung und wandte sich an die Politiker: "Haben Sie uns Landwirte nicht verstanden, was mir möchten, sprechen wir zu leise oder verstehen Sie die Sprache der Landwirte gar nicht?" Nachdem sich nichts ändere, kapiere die Politik wohl nicht, um was es uns gehe.
Die Nerven liegen teilweise blank
"Unsere Landwirte sind extrem unter Druck", warb Barbara Becker für Zusammenhalt. Landwirte sorgten ihrer Ansicht nach nicht nur für gute Lebensmittel aus der Region, sondern man brauche sie auch dringend beim Klimaschutz. "Sie verdienen Wertschätzung", betonte sie. Bei Düngeverordnung und Grundwasserschutz lägen die Nerven teilweise blank, sieht sich Becker als Abgeordnete mit in der Verantwortung. Den Verbrauchern riet sie: "Regional einkaufen und überlegen, wie man den Bauern etwas Gutes tun kann."
"Bei der Düngeverordnung muss man einiges besser machen", betonte MdL Halbleib. Landwirte hätten auf Verbesserungen einen Anspruch. Die örtlichen Gegebenheiten in Mainfranken müssten in der Düngeverordnung stärker berücksichtigt werden. Sein Appell: "Gemeinsam nach Lösungen suchen."