Die Zielstellung ist klar formuliert: Bei den Junioren-Europameisterschaften im slowakischen Pezinok soll Miriam Esch am Sonntag auf dem Podium stehen. Die ausgelobte Medaille wünscht sich Trainerin Annette Müller-Kaler ebenso wie Bundestrainerin Ulla Ramge. Und auch für die 16-jährige Pferdeakrobatin selbst, die in Münsterschwarzach zur Schule geht, würde „ein großer Traum in Erfüllung gehen“.
Doch nun ist der schlimmste Fall eingetroffen: Miriam Eschs Pferd Carlos, ein 15-jähriger Hessen-Wallach, ist als einziges deutsches Pferd nicht durch die so genannte Verfassungsprüfung am Mittwoch, 1. August, gekommen. „Am Morgen hat er sich noch sehr gut präsentiert“, sagte Bundestrainerin Ulla Ramge.
Aber im sogenannten Vet-Check, bei dem das Pferd von einem Tierarzt des Weltverbandes sowie vom Voltigier-Richterkollegium in den Gangarten Schritt und Trab untersucht wird, ging er am Nachmittag nicht taktrein. „Er hat sich hier einfach nicht gut präsentiert“, kommentierte Ramge.
Bei Trainerin Annette Müller-Kaler und Miriam Esch ist die Enttäuschung groß. Das deutsche Team versucht nun, ein Ersatzpferd im Kreise der anderen 14 Nationen zu finden. Dafür bleibt bis Donnerstagabend Zeit. Nun heißt es Daumen drücken und wenn alles klappt, wird die junge Frau aus Schwarzach am Freitag, 3.August, antreten.
Sie tanzt das gleiche Kürprogramm zur gleichen Musik wie im vergangenen Jahr im französischen Le Mans, wo sie den achten Rang erreichte. „Das war wichtig und notwendig, um noch sicherer zu werden und an den Kleinigkeiten arbeiten zu können, die letztes Jahr nicht funktionierten“, erklärt Ramge.
Auch wenn Miriam selbst gern viele neue Übungen in ihre Choreografie aufgenommen hätte, hat sie sich mittlerweile mit der „aufgewärmten“ Variante anfreunden können. Motivation holte sich die junge Frau mit Siegen beim Preis der Besten in Berlin, den Bayrischen Junioren-Meisterschaften und dem internationalen Turnier in Krumke/Sachsen-Anhalt (wir berichteten).
Auch Trainerin Annette Müller-Kaler, die die Pferdeakrobatin vor sechs Jahren im Rahmen des Schulsports am Egbert-Gymnasium entdeckte, ist überzeugt, dass es in diesem Jahr für ganz oben reichen kann: „Miriam hat eine seltene Begabung, sich voll und ganz in die Bewegung des Pferdes einzufühlen.“ Die Trainerin, die 1993 Barbara Strobel zum Weltmeister-Titel führte, hat hohe Ansprüche und Erwartungen von der U18-EM.
Eine Medaille darf und soll es sein. „Ohne klares Ziel funktioniert es eben nicht im Sport“, sagt die Lehrerin, die das Voltigieren vor 30 Jahren in den hiesigen Schulsport integrierte und damit ein bundesweit einzigartiges Erfolgsmodell in die Wege leitete.
Sie weiß: Ihre „Eschi“ kann im Haifischbecken der rund 40 besten U18-Voltigiererinnen Europas ein Wörtchen mitreden. Druck macht die 57-Jährige ihrem Schützling aber nicht. „Ich werde mein Bestes geben“, verspricht Miriam, die mit Trainerin, Pferd und der rund 40-köpfigen deutschen Delegation (insgesamt starten drei Damen, drei Herren, zwei Doppel-Paare und eine Mannschaft pro Nation) am Montag in Pezinok eintraf.
Motto des deutschen Teams, das erstmals auch von Doppel-Weltmeister Kai Vorberg aus Köln als Co-Bundestrainer betreut wird: „Let's rock Pezinok.“ In der Heimat drückt derweil das gesamte Egbert-Gymnasium die Daumen.
Junioren-EM Slowakei
Das Team:
Turnerin: Miriam Esch, Longenführerin: Annette Müller-Kaler, Pferd: Carlos, Reiter/Pferdepfleger: Gerhard Pfiffer
Der Zeitplan:
Freitag, 3. August, 10.20 Uhr: 1. Pflicht;
Samstag, 4. August, 13 Uhr: 1. Kür;
Sonntag, 5. August, 9.40 Uhr: 2. Pflicht, 15.50 Uhr: 2. Kür
Live-Übertragung:
Die gesamten Wettkämpfe live im Internet auf der Seite des Reitsport-Weltverbandes FEI: www.feitv.org