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WIESENTHEID
Bald wieder Leben im Templerhaus?
Andreas Stöckinger
Andreas Stöckinger
 |  aktualisiert: 16.09.2017 03:08 Uhr

Es gibt anscheinend ernsthafte Bestrebungen, eines der ältesten Häuser Wiesentheids wieder herzurichten. Der Besitzer des so genannten Templerhauses, ein Unternehmer aus Nordrhein-Westfalen, möchte das denkmalgeschützte Gebäude sanieren und dort Wohnungen einbauen – sofern die öffentliche Stellen, wie vor allem der Denkmalschutz, das Ganze durch Zuschüsse unterstützen.

Wiesentheids Bürgermeister Werner Knaier äußerte sich dieser Tage optimistisch, dass die Reparatur des in recht schlechtem äußerlichen Zustand befindliche Gebäude bald starten werde. Seiner Auskunft nach will der Besitzer vielleicht noch dieses Jahr mit einer Sanierung beginnen. Ein neues Dach samt Dachstuhl und Eindeckung sind als erstes vorgesehen. Bis zu drei Wohnungen sollen später dort entstehen.

Nur das Schloss ist älter

Das ist das Ergebnis eines Treffens von Fachleuten vor Ort, das im Sommer stattfand. Bei diesem besprachen sich Vertreter vom Landesamt für Denkmalpflege, vom Landratsamt sowie der Gemeinde Wiesentheid. Mit dabei waren Vertreter des vom Besitzer eingeschalteten Architekturbüros Zeltner in Mainbernheim.

Als Ergebnis des Treffens schilderte Richard Scheller vom Bauamt der Marktgemeinde, dass die Historiker von der Idee des Erhalts angetan gewesen seien. Das Haus selbst habe einen hohen denkmalschützerischen Wert, hieß es. Um es wieder herzurichten, würden die öffentlichen Stellen entsprechende Anträge auf Zuwendung durchaus wohlwollend unterstützen.

Hoher Zuschuss erwartet

Die erforderlichen Anträge wurden losgeschickt, sie liegen noch zur Prüfung in den Amtsstuben. Wie viel Zuschüsse fließen könnten, ist wohl die entscheidende Frage, was die Zukunft des Templerhauses betrifft. „Wir denken, das wird in diesem Jahr noch geklärt“, schätzte Scheller den Zeitrahmen. Springender Punkt sei die Zuschussfrage, bestätigte auch ein Mitarbeiter des Architekturbüros. Auch dort erwartet man die Freigabe der Ämter.

Laut Wiesentheids Bürgermeister Knaier sei der Denkmalschutz bereit, 70 bis 80 Prozent der Renovierungskosten als Zuschuss zu gewähren. Eine baldige Lösung der Frage wäre der Gemeinde mehr als recht. Denn im aktuellen Zustand gleicht das Templerhaus inmitten Wiesentheids eher einer baufällige Ruine, als einem schmucken Gebäude. Seit mehr als 20 Jahren darbt es vor sich hin; Ziegel fielen herab, der Putz bröckelt, um das Gebäude herum wurde zum Schutz ein Zaun gezogen, versehen mit einer Warnung an Neugierige, sich zu nähern.

Für manchen ist das Haus ein Schandfleck. Dabei ist es laut Archiv der Gemeinde vor über 400 Jahren errichtet worden und das zweitälteste noch bestehende Gebäude Wiesentheids. Das Älteste ist der so genannte Fuchsbau des Schönbornschen Schlosses. Ein geschwungener Renaissance-Giebel an der Fassade sowie die teils durchgebrochenen Stuckdecken im Templerhaus gelten als wertvoll.

Für die Gemeinde Wiesentheid wäre eine Sanierung des Templerhauses interessant. Schließlich ist es am Marienplatz umgeben von weiterer historischer Bausubstanz, die im Besitz der Gemeinde sind und an denen die Zeit ebenso gehörig nagt. Bürgermeister Knaier signalisierte bereits, dass die Kommune das Umfeld und die Höfe in der Ortsmitte ebenfalls herrichten würde.

Templerhaus-Geschichte

Das Templerhaus am Marienplatz wurde laut Auszug aus dem Archiv 1614 errichtet. Es soll einst Amtshaus des Deutschritterordens gewesen sein, was nicht exakt nachweisbar ist. Später taucht das mächtige Haus mit Renaissancegiebel als „Templerhof“ auf, sowie 1708 als „das Hohe Haus“. Im Jahr 1680 wurde es samt Güter vom Obersten Leiter des Deutschen Ordens an Otto Graf von Dernbach verkauft, später ging es an die Grafen von Schönborn, die es 1708 wieder verkauften.

Die wechselhafte Geschichte des Hauses geht in den folgenden Jahrhunderten weiter. 1841 verkaufte es Friedrich Sickenberg samt Scheune und Hausgarten an die Ortsarmenstiftung, danach wurde es zum Armen- und Krankenhaus umgebaut. Zwei weitere Krankenzimmer wurden später eingebaut, dazu wurden Gegenstände der Feuerwehr eingelagert. Die Gemeinde übernahm das Haus, um es 1968 an einen Privatmann zu verkaufen. Dieser verkaufte es 2005 weiter.

Ein Templerhaus gibt es außerdem in Amorbach; auch in Hüttenheim soll einst ein Haus des Deutschen Ordens bestanden haben.

 
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