
Es ist wie immer in den letzten Jahren, wenn sich auf Schloss Frankenberg etwas tut: Es gibt Gerüchte, es gibt Fragen rund um die altehrwürdige Anlage im Steigerwald, an der Schnittstelle zwischen Unter- und Mittelfranken.
Die Einheimischen würden es natürlich begrüßen, wenn das Aushängeschild des „Weinparadies Franken“ saniert wird: Aber möglichst nicht nur für Großkopferte, und schon gar nicht als Edelbordell, wie es einst hinter vorgehaltener Hand geheißen hatte – grundlos wohlgemerkt.
Peter Löw, Schlossherr seit 2014, hat zum Gespräch ins ehemalige Amtshaus geladen. Das Schloss aus dem 16. Jahrhundert ist aus dem Dornröschenschlaf erwacht, will der Unternehmer deutlich machen.
Pläne sind genehmigt
Seine Pläne für die Instandsetzung des Hauptschlosses mit Umbau zu einem Platz für Traumhochzeiten, Galaabende oder Empfänge sind nunmehr genehmigt. Grünes Licht gibt es ebenso für einen Landgasthof mit Hotel in der früheren Meierei, die etwas unterhalb am Panorama-Wanderweg liegt, und künftig Radler, Wanderer und Tagesgäste anlocken soll. Vorgesehen ist, alles mit einem Blockheizkraftwerk zu beheizen.
Die Botschaft, dass dort in den nächsten zwei, drei Jahren rund zehn Millionen Euro verbaut werden, nichts brach liegen bleibt und schon gar kein Weiterverkauf droht, soll unters Volk. Deshalb ist zu dem Treffen auch Bürgermeister Rainer Mayer aus Weigenheim eingeladen: Auf der Gemarkung in Mittelfranken befindet sich das Schloss.
Wandteppiche und Türen
Peter Löw bespricht sich mit Architekt Andreas Konopatzki (Rothenburg), es geht um Brandschutz, Steinböden, Fenster-Reparaturen, Dämmung. Der Bauherr legt Wert auf originalgetreue Sanierung, auf Ausstattung wie in der damaligen Zeit: Löw hat dafür schon Wandteppiche und Türen ersteigert, wie er erzählt.
Ob 2018 die erste Traumhochzeit im Schloss zelebriert wird – man weiß es nicht. Die gute Nachricht aber ist: Der Landgasthof mit regionaler Küche und das zugehörige Hotel öffnen spätestens im Frühjahr 2018, wen nicht schon Ende 2017.
Weingut mit neuer Kelterhalle
Nebenan wird sichtbar, dass der Schlossherr seit dem Kauf keineswegs untätig war: Mit Adrian Graf von Hoensbroech wurde ein Geschäftsführer gefunden. Auftrag eins und zwei hat der Gutsverwalter bereits erledigt: Im ehemaligen Amtshaus gibt es wieder Veranstaltungen. Und der studierte Oenologe hat den 32 Hektar großen Weinbaubetrieb auf Vordermann gebracht.

„Es gab hier mal 31 Rebsorten, wir konzentrieren uns jetzt auf fünf“, erläutert Peter Löw, warum viele Weinberge gerodet und neu angelegt wurden. Auch in der Phase habe es wilde Spekulationen gegeben. Inzwischen reift in den Edelstahltanks der neuen Kelterhalle der 2016er-Jahrgang, die erste Schlossabfüllung seit langem. Löw, auch Inhaber eines Weinguts in Stellenbosch (Südafrika), denkt groß, hat den Markt in Übersee im Visier. „Wein wird ja auch über Geschichte, über Emotionen verkauft, ein Schloss dahinter ist dafür ideal.“
Eine katholische Kapelle
So zielgerichtet der Mann sonst vorgeht – bei einer Sache geht es dem Katholik ums Prinzip: Schloss Frankenberg, am Schnittpunkt zwischen Bamberger und Würzburger Katholiken sowie Nürnberger Protestanten gelegen, hat bis jetzt nur eine evangelische Kapelle: Das geht natürlich gar nicht.
„Das Geld für eine katholische Kapelle investiere ich gerne.“Schlossherr Peter Löw hält nichts von Ökumene
„Die Frage war, sie umzuwidmen. Oder eine neue zu bauen, sodass jeder seinen Platz für Hochzeiten hat“. Wieso denn keine gemeinsame Nutzung, in Zeiten der Ökumene? Gespielt schüttelt sich Löw, lacht: „Nein, das wäre das Allerschlimmste. Das Geld für eine katholische Kapelle investiere ich gerne.“
Übrigens Eigenmittel, wie er sagt. Nicht schlecht bei zehn Millionen Euro Sanierungsbudget. Finanzierungen sind ihm ein Graus: „Ich bin doch nicht verrückt. Da sitzt mir dann ständig ein Banker im Nacken und stellt andauernd Fragen zu Dingen, von denen er nichts versteht.“ Nicht auszudenken, wenn so einer dann auch noch evangelisch wäre.
Schloss Frankenberg und seine ereignisreiche Geschichte
Im Jahr 1250 wird die Anlage von Nürnberger Burggrafen gegründet. 1520 erwerben die Brüder Ludwig, Georg und Ulrich von Hutten die Burg und bauen sie im Renaissance-Stil aus. Durch Erbfolge wird 1971 Carl Freiherr von Lerchenfeld Besitzer. Der Schlossherr geht Ende 2006 pleite, hat sich in Leipzig mit Immobilien verzockt. Roland Belz erwirbt 2008 Schloss und ehemalige Meierei sowie rund 140 Hektar land- und forstwirtschaftliche Flächen, 32 Hektar Weinberge inklusive.

Die Sanierung gerät ins Stocken. Im September 2014 kauft die Livia-Group (München) das Schloss. Kopf der Unternehmensgruppe mit einem verwalteten Vermögen von über einer halben Milliarde Euro ist Peter Löw, der an der Uni Würzburg promoviert hat.
Der Unternehmer (56) aus Starnberg hat mehr als 250 Unternehmen gekauft oder sich beteiligt, dann restrukturiert. Dazu zählen die Adler-Modemärkte oder Reifenhändler PitStop. Löws Passion sind Auto-Raritäten, Kunstsammlungen, Antiquitäten – und Schlösser: 2008 erwirbt er Schloss Hofhegnenberg südlich von Augsburg, saniert es für rund zehn Millionen Euro.
Löw lebt dort, in Starnberg und in München mit Lebensgefährtin; er hat fünf Kinder. Löw kauft auch in Österreich und Italien weitere Schlösser, ein ehemaliges Kloster und ähnliche Objekte; 2014 schließlich Schloss Frankenberg. Künftig sollen auf der Schlossweide Wagyus aus Japan grasen, die teuersten Rinder der Welt. Bis zu 500 Euro werden pro Kilo Fleisch erlöst. Dann rechnen sich die Personalkosten, „und es sieht gut aus“, so Peter Löw.
