Das ehemalige Marktbreiter Krankenhaus in der Obernbreiter Straße 27 ist eine Großbaustelle. Die Arbeiterwohlfahrt Unterfranken (AWO) betreibt in den Gebäuden seit 2001 das Johanna-Kirchner-Haus, eine Übergangseinrichtung für zurzeit 47 Menschen mit psychischen Erkrankungen.
"Seit Oktober 2019 wird gebaut", erklärt Einrichtungsleiter Franz Bernitzky gemeinsam mit Stellvertreterin Ulrike Schürger. An- und Erweiterungsbauten, die in der Nachkriegszeit entstanden sind, wurde inzwischen abgebrochen. An ihrer Stelle ist jetzt ein dreistöckiger Neubau zu sehen, das Dach soll nach Möglichkeit begrünt werden.
Wenn der Erweiterungsbau fertig ist, sollen dort gegen Ende 2021 54 Menschen in drei Wohngruppen betreut werden können. "Der Bedarf ist riesig und aktuelle Gesetze fordern mehr Wohnfläche", begründet Bernitzky den Bau. Die Zimmer für die Klienten messen 14 Quadratmeter, vier Quadratmeter die Nasszelle. Insgesamt werden unter Einbezug des alten Krankenhausgebäudes 2200 Quadratmeter Nutzfläche neu gebaut oder saniert.
Haupteingang wird verlegt
Auf jeder Etage gibt es zwei für Rollstuhlfahrer geeignete Zimmer. Mit der Verlegung des Haupteinganges von der Straßenseite auf die Westseite des Gebäudes wird die Erreichbarkeit außerdem für Menschen mit Behinderung durch den Bau einer langen Zufahrt gewährleistet.
Je Etage wird eine Küche eingerichtet, in der die Bewohner sich mit Hilfe einer Fachkraft versorgen. Bereiche und Nischen, die für Essen und Wohnen um einen Lichthof gruppiert sind, fördern die Begegnung und das Zusammenleben von Klienten und Mitarbeitern.
Parallel zum Neubau werden die Therapieangebote des Johanna-Kirchner-Hauses weiterentwickelt. "Das ist mindestens genauso wichtig und anspruchsvoll wie der Neubau", erklärt Psychologe Bernitzky.
In einem zweiten Bauabschnitt werden die therapeutischen Beschäftigungsangebote und das Tageszentrum den gestiegenen Klientenzahlen angepasst. 750 Quadratmeter teilen sich das Tageszentrum für das ambulant betreute Wohnen, die Montagewerkstatt für Playmobil, die Holzwerkstatt und die Schreinerei. Letztere sei bereits damit beschäftigt, für die Zimmer Einrichtungsgegenstände wie Schränke, Betten und Tische selbst anzufertigen. Die Holzwerkstatt soll durch einen Anbau flächenmäßig verdoppelt werden.
Neue Arbeitsplätze für Mitarbeiter
Die Kosten liegen insgesamt bei rund zehn Millionen Euro, die zum größten Teil vom Bezirk Unterfranken über den Tagessatz refinanziert werden. Hinzu kommen Spenden und ein Eigenanteil der AWO. Durch die Erweiterung werden auch neue Arbeitsplätze für Mitarbeiter geschaffen.
Die Übergangseinrichtung für psychische Stabilisierung und persönliche Entwicklung betreut Menschen mit langjährigen und für alle Beteiligten herausfordernden Störungsbildern wie Schizophrenie, Persönlichkeitsstörungen und affektive Störungen. Ziel sei es, Menschen, die durch ihre Erkrankung und ihre Leidensgeschichte aus dem "normalen Leben" herausgerissen wurden, wieder ein selbstbestimmtes Leben in der Mitte der Gesellschaft zu ermöglichen. Der Verbleib in der Einrichtung ist auf fünf Jahre begrenzt.