Wie ein Endlosband rollen die schweren Lastzüge auf der Autobahn dahin. Monoton gleichbleibend mit etwa 90, fast 100 Studenkilometern. Annähernd 40 Tonnen werden da bewegt und etlichen Autofahrern graut es, solch einen "Brummi" hinter sich zu haben. "Ob der wohl rechtzeitig anhalten kann, wenn ein Stau kommt?" fragt man sich.
Nur zu deutlich sind die Bilder aus den Medien von fürchterlichen Unfällen im Kopf, wenn wieder einmal ein Truck in das Stauende gerast ist. "Eingeschlafen" lautet dann oft die Ursachenerforschung der Polizei. Am Biebelrieder Kreuz hat sich auf einer Nebeneinfahrt ein grau-blauer VW-Bus positioniert. Deutlich sichtbar prangen die Großbuchstaben BAG darauf und auf dem Dach das Blaulicht. Die Lkw-Fahrer erkennen sofort: Dies ist keine Polizei, sondern das Bundesamt für Güterverkehr (BAG). Aber eine Kontrolle durch dieses Fahrzeug kann ziemlich unangenehm werden.
Rollende Büros auf der Autobahn
"Wir sind für alles, was im Güterverkehr abläuft, zuständig." Walter Zimmerer, Leiter der Kontrolleinheiten Bayern Nord, zählt auf: "Das sind zum Beispiel die Lenk-und Ruhezeiten, technischer Zustand der Lkw und Ladungssicherung, Einhaltung der zulässigen Außenmaße und Gewicht sowie Sonntagsfahrverbot. Dazu kommen noch die Vorschriften nach den Sozialgesetzen, der Kraftfahrzeugsteuer und weiterer Nebengesetze." Und noch ein wichtiger Punkt: die Mautkontrolle.
Hierzu hat Franz-Josef Glaser gerade im BAG-Bus seinen Computer eingeschaltet. Dieser ist über einen sogenannten Transceiver, der auf dem Fahrzeugdach installiert ist, mit allen vorbeifahrenden Lastern verbunden, die ein Gerät des Mautsystems Toll Collect besitzen. Das ist ein System, mit dem man sich online direkt zur Maut anmelden kann und das von fast allen Lastern benutzt wird. Sofort kann der Beamte erkennen, ob der Lastzug ordnungsgemäß die Mautzahlung geleistet hat.
Nach zehn Minuten ein erster Treffer. Im Display erscheint ein roter Punkt und das Kennzeichen des vorbeifahrenden Lkw. "Da stimmt was nicht", meint Glaser und seine Kollegin Daniela Bätz startet das Dienstfahrzeug. Schon beim Nachfahren zeigt der Computer die Details: Der Fahrer hat im Mautsystem eine falsche Achszahl eingetragen. Er müsste wesentlich mehr Maut zahlen. An der Rastanlage Haidt wird der Fahrer angehalten.
Noch während der Anzeigenaufnahme kommt ein weiteres BAG-Fahrzeug mit einem Laster im Schlepp. Auf seinem Hänger stehen drei nagelneue Sprinter. "Eindeutig zu lang", urteilt der Kontrolleur. Der hintere Sprinter ragt über einen Meter in die Fahrbahn. An dessen Heckstoßstange sind schon Rangierspuren und Dellen zu erkennen. "Das kommt von der Überlänge", meint Zimmerer. "Der Fahrer hat sich wohl ein paar Mal verschätzt." Und er glaubt: "Wenn der eine Notbremsung machen muss, kommt das Fahrzeug ins Schlingern!" Die Folge: Bevor der Fahrer weiterfahren darf, muss er ein Fahrzeug abladen. Zudem erfolgt an Fahrer und Halter eine saftige Anzeige.
Ungekühlte Schweinehälften bei 35 Grad im Laster
Kontrolleur Martin Kehrer überprüft zwischendurch einen Kühllastzug. Laut der Ladepapiere hat er Gemüse an Bord, das nach dem Lebensmittelgesetz bei zwei Grad Celsius transportiert werden muss. "Passt," sagt Kehrer, nachdem er ein geeichtes Messgerät am Kompressor geprüft hat, was aber nicht immer so läuft. "Vor Wochen wurde bei Passau ein Lkw kontrolliert, der Spanferkel von Holland gebracht hat. Die Kühlung war defekt – bei 35 Grad im Schatten." Was folgte, war eine größere Entsorgungsaktion mit dem zuständigen Veterinäramt.
Die BAG arbeitet alle Vorfälle gleich vor Ort ab. Die BAG-Busse sind quasi rollende Büros, ausgestattet mit Computern, Druckern sowie einer beeindruckenden Vorschriftensammlung. "Unser Team muss immer auf dem aktuellen Stand der Verordnungen sein. Die ändern sich permanent und letztendlich muss hier eine rechtssichere Entscheidung getroffen werden", erklärt der Kontrollchef den Ausstattungsaufwand.
Dienstwagen steht daheim vor der Haustür
Eine Besonderheit ist, dass die Dienstfahrzeuge zum Großteil bei den Beamten zu Hause abgestellt sind. "Wir haben in allen Bundesländern nur jeweils eine Außenstelle. Da wir aber jederzeit mobil sein müssen, gibt es Kollegen, die das Auto bei sich zu Hause abstellen. Die sind dann auch für den technisch und optisch einwandfreien Zustand verantwortlich."
Die Kontrollen werden von anderen Reisenden interessiert verfolgt. Sie haben gesehen: Die BAG-Besatzungen leisten einen Beitrag zur Verkehrssicherheit auf den Fernstraßen. "Ich fühle mich jetzt sicherer", kommentiert ein Familienvater seine Beobachtungen.