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Wiesentheid
Austauschschüler: Das Pausenbrot und andere Überraschungen
Der 13-jährige Franzose Anaël Falourd absolvierte ein halbes Jahr am Gymnasium in Wiesentheid. Der Austauschschüler zieht interessante Vergleiche zu seiner Schule zuhause.
Ein internationaler Farbtupfer am Wiesentheider Gymnasium: Der 13-jährige Franzose Anael Falourd ist nach sechs Monaten Stipendium nun wieder nach Rouillac in Frankreich zurückgegangen.
Foto: Andreas Stöckinger | Ein internationaler Farbtupfer am Wiesentheider Gymnasium: Der 13-jährige Franzose Anael Falourd ist nach sechs Monaten Stipendium nun wieder nach Rouillac in Frankreich zurückgegangen.
Andreas Stöckinger
Andreas Stöckinger
 |  aktualisiert: 01.03.2020 02:10 Uhr

Sehr schnell ist sie vergangen, die Zeit von Anaël Falourd in Wiesentheid. Mit dem Zwischenzeugnis Mitte Februar waren die sechs Monate vorbei, die der 13-Jährige am Wiesentheider Gymnasium verbracht hat. Anaël ist so etwas wie ein Pionier. Er ist der erste Schüler aus Wiesentheids französischer Partnergemeinde Rouillac, der ein Stipendium am Steigerwald-Landschulheim (LSH) nutzte.

"Ich wollte das mal ausprobieren. Vor allem in Deutsch und Englisch habe ich viel gelernt", sagt er mit Blick auf die zurückliegenden Monate. In diesen hatte er einiges zu lernen, nicht nur in den Unterrichtsfächern, sondern wohl auch fürs weitere Leben. Vieles war für den Teenager neu, Schlittschuhlaufen beispielsweise, aber auch einiges andere. Schließlich waren es die ersten Schritte, die er alleine und über eine längere Zeit weit weg von zuhause machte. Anaël tauschte seine gewohnte Umgebung mit den drei älteren Brüdern gegen ein Zimmer im Internat des LSH.

Internat ist strenger als gedacht

"Eigentlich alles", antwortete er auf die Frage, was dort anders sei als bei ihm daheim. Die Bettruhe etwa, die er ab 21 Uhr einzuhalten hatte, die vorgegebene Zeit für die Hausaufgaben und zum Lernen, die Regeln, das Essen ... Das Internat hatte er sich nicht ganz so streng vorgestellt, gibt er zu. Positiv überrascht hat ihn die Freundlichkeit der Menschen, denen er hier begegnet ist.

Schwierig sei für ihn gerade die erste Zeit gewesen, wegen der die Verständigung. Lediglich ein Jahr Deutsch mit drei Wochenstunden hatte er in Rouillac in der Schule, bevor es ins Ausland ging. "Ich verstehe nicht alles. Vor allem im Unterricht ist es schwierig, weil die Lehrer relativ schnell reden. Dann gibt es auch viele Fachwörter, das ist auch nicht so einfach."

Anael Falourd mit Christine Gumann, die Lehrerin am LSH Wiesentheid und zugleich Vorsitzende des Partnerschaftskomitees in Wiesentheid ist. 
Foto: Andreas Stöckinger | Anael Falourd mit Christine Gumann, die Lehrerin am LSH Wiesentheid und zugleich Vorsitzende des Partnerschaftskomitees in Wiesentheid ist. 

Dafür war Anaël überrascht, dass im Unterricht in der deutschen Schule ein Umgangston herrschte, der lockerer ist, als bei ihm im Collège, einer Art Gesamtschule, die er in Rouillac besucht. So etwas, wie den Projekttag am LSH, an dem seine Klasse die Wände im Gang des Gymnasiums mit Farbe anmalen durfte, das kenne er nicht. Außerdem sei auch das Verhältnis zu den Lehrern hier in Deutschland etwas lockerer. Kommendes Schuljahr stehen für ihn in Frankreich die Prüfungen an, die darüber entscheiden, ob und in welche weiter führende Schule er gehen wird.

Französisch-Lehrerin fädelt den Austausch ein

Um dort den Anschluss zu schaffen, endete seine Zeit in Wiesentheid mit dem ersten Schulhalbjahr. Er müsse schließlich an seine Schullaufbahn denken, erklärt es Christine Gumann. Über sie ist der Kontakt entstanden, denn die Französisch-Lehrerin am Gymnasium ist gleichzeitig Vorsitzende des Wiesentheider Partnerschaftskomitees. Ihr Pendant auf französischer Seite ist übrigens Anaëls Mutter.

Ein wenig stolz sei seine Mutter schon gewesen, dass er sich zu dem Austausch entschlossen hat, sagt Anaël. Kontakt zu seiner Familie gab und gibt es nahezu täglich über Skype. Zu Weihnachten fuhr er die 1200 Kilometer nach Hause, um das Fest daheim zu feiern. In den Herbstferien besuchten die Eltern ihn in Wiesentheid.

Die Wochenenden verbrachte Anaël meist bei Wiesentheider Familien, oder bei Mitschülern. Unter der Woche verbrachte er die Freizeit meist mit den Jungs aus dem Internat. Ab und zu war er zum Kartenspielen bei einer Familie, dazu übte er beim Schulorchester mit, schließlich spielt er selbst Bratsche.

Ihm gefallen die vielen schönen Kirchen

Gesehen hat der 13-Jährige einiges in der Umgebung, nicht nur Städte wie Bamberg, Nürnberg oder Würzburg. Was ihm auffiel: "Es gibt viele schöne Kirchen hier." In Wiesentheid kennt er sich mittlerweile ganz gut aus.

Die Unterschiede zwischen den gleichaltrigen Deutschen und den Franzosen seien nicht groß, findet er. In Deutschland spiele Markenkleidung keine solche Rolle, wie dort bei Jugendlichen. Was ihm noch auffiel? "Die deutschen Schüler essen irgendwie immer. Bei uns gibt es kein Pausenbrot, auch keine Automaten mit Getränke in der Schule, so wie hier."

Einige Freunde hat Anaël hier gefunden, mit denen er weiter in Kontakt bleiben möchte. Nach Wiesentheid wird er sicher auch wieder mal kommen.

 
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