"Gedanken verloren – Unthinking" lautet ein Vortrag am Mittwoch, 4. März, ab 19 Uhr in der Alten Synagoge Kitzingen. Christof Jauernig, ehemaliger Betriebswirt aus Frankfurt, erzählt auf Einladung der Kitzinger Volkshochschule zum Start des Frühjahrssemesters, wie er ein neues Leben anfing – eine Aufbruchsgeschichte in Worten, Fotografien und mit Pianoklängen.
Christof Jauernig: ... war der, als ich es nach überlangem Festhalten an diesem für mich ungesund gewordenen Job endlich geschafft habe, auf mein Bauchgefühl zu hören: Als ich mir lebhaft vorstellte, zu kündigen, quittierte mir mein Organismus das mit einem überwältigend starken Gefühl von wohliger Wärme in meiner Brust – und mir war klar, dass der Schritt dran war.
Jauernig: Als Analyst einer Unternehmensberatung war ich mit Bankenthemen befasst: Marktstudien schreiben, Analysen verfassen, eine sehr kopflastige Arbeit. Dazu das raue Arbeitsumfeld, das Vermissen von Sinnhaftigkeit – ich habe mich immer fremder gefühlt an meinem Schreibtisch.
Jauernig: Die Entfremdung verlief eher langsam, mit einem hohen Maß an Leidensdruck am Ende, als letztlich heilsamer Entscheidungshilfe.
Jauernig: Nein. Ich habe mich gefreut.
Jauernig: Das ist unterschiedlich. Ich habe keine Kinder, deswegen war ein so radikaler Schritt – kündigen, noch ohne Plan für danach – für mich einfacher, als er für andere wäre. Ich habe Ehrlichkeit mir selbst gegenüber fast als schwieriger und wichtiger erlebt als Mut: mir einzugestehen, dass es einen Wandel braucht. Mir selber nichts mehr vorzumachen.
Jauernig: Nein. Eher als Einsteiger. In ein Leben, das mir jetzt sehr viel mehr entspricht. Sich authentischer und sehr viel lebendiger anfühlt.
Jauernig: Gelaufen bin ich gar nicht so viel, dafür ist es in Südostasien dauerhaft zu heiß. Aber im Ernst: Für mich war jetzt einfach dran, mein Hamsterrad ausrollen zu lassen, in die Ruhe zu kommen. Das kann man gut, wenn man reist.
Jauernig: Die Region mochte ich schon lange, war dort auch nicht zum ersten Mal, aber erstmals mit ganz viel Zeit. Die besagte Ruhe, das Meditative, das kann man dort wirklich finden.
Jauernig: Die Reise war nicht spektakulär im üblichen Sinn, eher ein Treibenlassen. So wurden vordergründig unscheinbare Momente zu den prägendsten. Wie zum Beispiel, als ich einmal im burmesischen Yangon einen Mönch beobachtete, der anderthalb Stunden lang meditierend auf dem Boden saß – in einem unfassbaren Monsunregen. Er hat mir gezeigt, wie äußeres Ungemach seine Macht verlieren kann, wenn man in wirklich tiefe Verbindung mit sich selbst gelangt.
Jauernig: Vor meiner Kündigungsentscheidung: sehr! Samt den üblichen Ängsten: Dass ich keinen anderen Job finden würde, der Scheu vor Veränderung und dem Unbekannten.
Jauernig: Das war schon die Kündigungsentscheidung, nach der sich alles so richtig anfühlte. Da hat sich das Bedrohliche fast aufgelöst. Zurück blieb eine starke Zuversicht.
Jauernig: Ich toure mit viel Herzblut durchs Land und erzähle von meiner Reise durch Asien, aber auch von meiner inneren Reise. Mit dem Format versuche ich, das Publikum an der Ruhe von unterwegs teilhaben zu lassen.
Jauernig: Dass es wichtig ist, innere Wahrheiten und Wünsche wahr- und ernst zu nehmen. Nicht dauerhaft gegen sie anzuleben. Und dass es lohnt, auf das Beflügelnde zu vertrauen.
Jauernig: Früher: sehr kopfgesteuert, relativ ängstlich und bestrebt, mein Leben möglichst kontrolliert ablaufen zu lassen. Heute: bewusst planlos unterwegs, aber mit einer verlässlichen Verbindung zum gesunden Bauchgefühl. Sehr viel lebensfroher und erfüllter.
Jauernig: Sehr, sehr wenig! Manchmal etwas mehr finanziellen Spielraum. Große Reisen zum Beispiel sind gerade nicht drin. Aber auch das wird sich geben, da bin ich zuversichtlich.
Jauernig: Langfristig: nicht wirklich, aber ich lasse mich gerne überraschen. Mittelfristig nimmt gerade ein zweites Tourprogramm Gestalt an. Zumindest das Thema steht schon fest: Glückszutaten.
Karten gibt es an der Abendkasse ab 18 Uhr.