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Segnitz
Ausstellung in Segnitz ruft bedrückendes Schicksal einer jüdischen Familie in Erinnerung
Zur Ausstellungseröffnung 'Wenn ihr ankommt...' unterhalten sich (von links) Archivar Norbert Bischoff, Referent Christoph Gann und Kultur- und Tourismusreferentin Elke Breucker an einer Bildtafel über das Schicksal von Eva Mosbacher.
Foto: Gerhard Bauer | Zur Ausstellungseröffnung "Wenn ihr ankommt..." unterhalten sich (von links) Archivar Norbert Bischoff, Referent Christoph Gann und Kultur- und Tourismusreferentin Elke Breucker an einer Bildtafel über das Schicksal ...
Gerhard Bauer
 |  aktualisiert: 02.03.2024 02:47 Uhr

Das Schicksal von Eva Mosbacher steht im Brennpunkt der Ausstellung, die der Arbeitskreis Kultur- und Tourismus Segnitz einer Familie gewidmet hat, die nur kurz in der Gemeinde lebte, deren tragisches Schicksal jedoch aufwühlt. Die Wanderausstellung wurde vom Eine-Welt-Verein Meiningen zur Verfügung gestellt.

Kultur- und Tourismusreferentin Elke Breucker erinnerte in ihrer Begrüßung im Dorfgemeinschaftshaus an fast 10.00 Kinder, die zwischen Dezember 1938 bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges durch Kindertransporte nach England gelangten und so dem Schicksal jüdischer Bürger in Deutschland entrinnen konnten. Evas Eltern Otto und Hedwig Mosbacher, wurden 1942 in das Konzentrationslager Belzyce/Kreis Lublin deportiert und dort ermordet.

Zahlreiche Gäste aus Politik, Archiven, Museen und benachbarten Gemeinden verfolgten das Referat zu Eva Mosbacher, das der Jurist Christoph Gann übernommen hatte. Er erforscht vor allem die Geschichte der Juden in Thüringen, der Herkunft von Mutter Mosbacher. In die Ausstellung "Wenn ihr ankommt ..." führte Archivar Norbert Bischoff ein. Er wies darauf hin, dass es die Ausstellung in Obernbreit bereits einmal gegeben habe, es sei gelungen sie nach Segnitz zu holen, da sie sehr gut in die heutige Zeit passe.

Auswanderungspläne nach Amerika

Die Familie Mosbacher war seit 1846 in Segnitz als Weinhändler wegen des günstigen Standortes ansässig. 1865 erfolgte der Umzug wegen des Bahnanschlusses nach Marktbreit. Elias Mosbacher verstarb 1886, seine Frau 1903.

Christoph Gann warf einen Blick in den umfangreichen Schriftwechsel zwischen Eva Mosbacher und ihren Eltern Otto (geboren 1894) und Hedwig (geboren 1902 in Meiningen), die sich schon 1937 um eine Auswanderung nach Amerika bemüht hatten. Die kontingentierte Aufnahmepraxis in USA ließ das Vorhaben scheitern. In den Kindertransporten nach England sah nicht nur die Familie Mosbacher eine neue Chance, wenigstens die Kinder in Sicherheit zu bringen. Dort bestand nur der Anspruch, dass Steuerzahler nicht belastet und keine Konkurrenz um Arbeitsplätze ausgelöst werden sollte. Schwierig sei die Fahrt für behinderte oder zu kleine Kinder gewesen, unterstrich Gann und gab zu bedenken wie schwer eine Trennung für Eltern wohl gewesen sein mag, zumal das Kind aus einem jüdischen in einen christlichen Kulturkreis kam.

In der Ausstellung zeigen zahllose Dokumente wie sich die Familie über den Krieg zu retten versuchte. Der über das internationale Rote Kreuz geführte und auf 25 Worte begrenzte Schriftverkehr zwischen Eltern und Tochter sei von Freunden versteckt worden, andere Briefe blieben in England erhalten.

Fluchtversuche scheitern

Eva war mit 40 anderen Kindern am 9. und 10. Mai 1939 auf die Reise nach Cambridge gegangen und hatte ihre tagebuchähnlichen von Sehnsucht nach den Eltern geprägten Aufzeichnungen über die neuen Lebensumstände bereits im Zug begonnen. Die Fluchtversuche der Eltern scheiterten trotz Bürgen auch 1940. Ihre letzte Nachricht stammt aus dem Februar 1942, die letzte dokumentierte Antwort vom Mai 1942. Den Transport nach Belzyce überlebte kaum jemand. Der genaue Todestag der Mosbachers ist unbekannt.

Eva Mosbacher, geboren am 22. Oktober 1926, wurde Krankenschwester, war aber oft krank. In London setzte sie im November 1963 ihrem Leben mit 37 Jahren selbst ein Ende.

Die Ausstellung "Wenn ihr ankommt …" ist im Dorfgemeinschaftshaus bis zum 31. März zu sehen, Öffnungszeiten sind immer sonntags von 14 bis 17 Uhr. Sondertermine können unter Tel.: (09332) 9138 vereinbart werden.

 
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