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Iphofen
Ausstellung im Knauf-Museum Iphofen: Das Gold der Akan
Museumsleiter Markus Mergenthaler und Volontärin Nora Ziemann fügen einen Sprecherstab zusammen.
Foto: Gerhard Krämer | Museumsleiter Markus Mergenthaler und Volontärin Nora Ziemann fügen einen Sprecherstab zusammen.
Gerhard Krämer
 |  aktualisiert: 11.03.2024 02:47 Uhr

Es glänzt wieder einmal im Iphöfer Knauf-Museum. Dort wird ab Sonntag, 17. März, die Sonderausstellung "Das Gold der Akan" präsentiert – zum ersten Mal außerhalb Österreichs. Etwa 340 Objekte aus der Sammlung Liaunig sind zu sehen. Alles kam sorgfältig verpackt im Museum an. Von behandschuhten Händen getragen fand jedes Objekt seine Platz in einer Vitrine.

Um es gleich vorwegzunehmen, die Sammlung mit den Goldobjekten hat keine koloniale Vergangenheit. Ein Umstand, den auch Museumsleiter Markus Mergenthaler betont. Die westafrikanische Kultur der Akan, beheimatet in den Republiken Ghana und Elfenbeinküste, verarbeitet in langer Tradition und höchster Kunstfertigkeit Gold für Schmuck- und Kultobjekte.

Die über 300 Exponate der Ausstellung stammen laut Mergenthaler zum Großteil aus dem 19. und 20. Jahrhundert, einzelne Stücke sind weitaus älter. Sie umfassen alle relevanten Objekttypen des Akan-Goldes von imposanten Rangabzeichen, filigranen Schmuckstücken bis zu eleganten Holzschnitzereien.

Das breite Spektrum der handwerklichen Kunstfertigkeit

Die gezeigten Werke repräsentieren das überaus breite Spektrum der handwerklichen Kunstfertigkeit in den königlichen Stämmen der Asante, Baule, Fante, Bono und weiterer Untergruppen der Volksgruppe der Akan, die in 120 offiziell anerkannten traditionellen Akan-Staaten organisiert sind. Verbunden sind sie über die gemeinsame Sprache Twi, zentrale Glaubensinhalte, eine überwiegend matrilineare Gesellschaftsstruktur und insbesondere über die Kunst der Goldverarbeitung in einer einzigartigen ästhetischen Qualität an Machart wie im Design.

Ein goldenes Krokodil frisst einen ebensolchen Fisch.
Foto: Gerhard Krämer | Ein goldenes Krokodil frisst einen ebensolchen Fisch.

Gold spielt in verschiedener Weise eine entscheidende Rolle in der Kultur der Akan und ist omnipräsent. Gold sei reichlich vorhanden. Frauen hätten sich sogar mit Goldstaub eingerieben, erzählt Mergenthaler.

Aus Gold gegossene oder goldplatinierte Objekte und Ornamente dienen als Ranginsignien und kennzeichnen den gesellschaftlichen Status. Die Häuptlingswürde etwa ist am üppigen Ornat abzulesen – goldverzierte Kronen, Amulette, massive Armreife oder vergoldete Sandalen definieren den Rang ebenso wie sein kunstvoll verzierter Staatsstuhl, der auch nach seinem Tod zu seinem Andenken aufbewahrt wird. Auch solche Stühle sine im Museum zu sehen, ebenso eine Sänfte. Vieles ist aus Gold oder mit Gold überzogen – von Seelenscheiben über Schmuck zu Sprecherstäben oder Schwertern.

Eine der bedeutendsten Sammlungen zu diesem Thema

Alle Exponate stammen aus der umfangreichen Sammlung Liaunig in Kärnten, die weltweit neben dem British Museum in London, dem Museum of Fine Arts in Houston und dem Gold of Africa Museum in Kapstadt zu den bedeutendsten Sammlungen zu diesem Thema zählt und nun erstmals außerhalb Österreichs zu sehen ist.

Fast alles gibt es in Gold oder vergoldet.
Foto: Gerhard Krämer | Fast alles gibt es in Gold oder vergoldet.

Der österreichische Kunstsammler Herbert Liaunig (1945–2023) stieß laut Mergenthaler erstmals in Zürich auf die westafrikanische Kunst aus Ghana und der Elfenbeinküste. In der Galerie von René David (1928–2015) und seiner Frau erwarb er über Jahre hinweg einzelne Objekte, bis ihm der Sohn der beiden Galeristen und inzwischen Geschäftsführer, Jean David, schließlich die gesamte Goldsammlung seiner Eltern anbot: Sie umfasst 400 Objekte, die sein Vater seit 1957 erworben hat. Mergenthaler begegnete David schon vor etwa 20 Jahren und war da auf die Sammlung aufmerksam geworden.

René David lebte bereits damals überwiegend in Ghana und baute über vier Jahrzehnte auf monatelangen Reisen durch Mali, Kamerun, Kongo und die Elfenbeinküste seine exklusive Sammlung auf. Durch seine kontinuierliche Präsenz wurde er als einer der wenigen Weißen in die innersten Kreise der ghanaischen Gesellschaft aufgenommen. Einen Teil seiner Objekte gab René David 2002 als Schenkung an den Staat Ghana und erhielt dafür große Anerkennung.

Heute ist die Sammlung im Museum Liaunig in Kärnten als Kontrapunkt zur Kunstsammlung in eigens dafür errichteten Räumlichkeiten unter der Erde zu besichtigen.

 
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