"Für Kleinlangheim trifft der Glücksfall zu, dass alle vor- und frühgeschichtlichen Epochen durch Funde belegt sind", schrieb Professor Christian Pescheck in seinem 1993 erschienenen "Archäologiereport Kleinlangheim". Die Verbreiterung der Autobahn A 3 ermöglichte nun einen Blick in die Hallstattzeit (von etwa 700 bis 500/450 vor Christus), die nach einem Gräberfeld im Salzkammergut benannt ist und als älteste Epoche zu den vier Abschnitten der "Eisenzeit" gehört, die bis etwa 720 nach Christus datiert ist.
Im Frühjahr 2019 wurden neben der Autobahn auf Höhe der Unterführung zwischen Kleinlangheim Atzhausen Grabungen durchgeführt, über die die Projektleiter Alexandra Völter und Lutz Kunstmann unter dem Titel "Landwirtschaft und Eisenverhüttung in der Hallstattzeit in Mainfranken" im Torhaus der Kleinlangheimer Kirchenburg erzählten, wobei der Schwerpunkt auf den Grabungen zwischen Kleinlangheim und Atzhausen lag.
Interesse an dem Vortrag war groß
Das Interesse am Blick in Kleinlangheims Vergangenheit war so groß, dass noch Stühle herbeigeschafft wurden, um allen eine Sitzgelegenheit zu ermöglichen. "Überwältigt von der Besucherzahl" zeigte sich Bürgermeisterin Gerlinde Stier und Monika Conrad vom Arbeitskreis Archäologie im Kitzingen Land, die den Vortrag organisiert hatte, freute sich ebenfalls über das volle Haus und erinnerte daran, dass bei der großen Ausstellung "Die Franken als Wegbereiter Europas" 1997 in Mannheim Kleinlangheim mit vielen Exponaten vertreten war. "Geschichte bewusst zu machen, sollte immer die Hauptsache bleiben".
Zu den Arbeiten selbst berichtete Alexandra Völter, dass die Grabungen im Auftrag der Autobahndirektion Nordbayern zwischen dem Biebelrieder Dreieck und dem Kreuz Erlangen auf einer Strecke von 76 Kilometern mit elf Einzelmaßnahmen auf insgesamt 24 Hektar durchgeführt wurden. 429 Einzelfunde, meist Relikte von Pfosten der Gebäude aus Holz und Lehmflechtwerk, gab es bei den Grabungen zwischen Kleinlangheim und Atzhausen, erzählte Diplomarchäologe Kunstmann.
Dazu zählten auch Hinweise auf Vorratsräume, Stallungen und Hofabgrenzungen in einem aufgrund des fruchtbaren Bodens für den Ackerbau geeigneten Gelände. Textilherstellung auf Webstühlen wurde in speziellen Grubenhäusern bewerkstelligt, Keramikansammlungen und Reste von karierten Stoffmustern lieferten weitere eindeutige Beweise für die Siedlung der Hallstattzeit.
Intensive Kontakte zu anderen Siedlungen
"Dunkle mit Steinen versetzte Gruben deuten darauf hin, dass in sogenannten Rennfeueröfen Metallverhüttung betrieben wurde". Auf Fragen aus dem Publikum zur Herkunft des Eisenerzes sagte Kunstmann, dass es sich wahrscheinlich um "Raseneisenerz" handelte, dessen Herkunft nicht mit Bestimmtheit ermittelt werden könne, "aber sie haben damals sicher jede Quelle genutzt, die sie hatten".
Erkenntnisse der Grabungen bei Kleinlangheim fasste Völter zusammen: "Sie haben ihre eigenen Nahrungsmittel produziert, Werkzeuge und Waffen hergestellt, sie waren autark". Was aber nicht heißen solle, dass sie auf sich allein gestellt gewesen seien: "Sie hatten intensive Kontakte zu anderen Siedlungen mit Verbindungen nach Thüringen und Hessen und waren eingebettet in eine größere Gemeinschaft, Kleinlangheim hat somit Teil am großen Hallstattzeitkulturgut".
Das Publikum bedankte sich mit viel Beifall für interessante Berichte aus der Vergangenheit und die Bürgermeisterin mit der "üblichen Landeswährung" in Form von Frankenwein.