Alt und neu zu kombinieren und zu einer Einheit werden zu lassen, ist eine der großen Herausforderungen für einen Architekten. Die nicht geringer wird, wenn es um einen Bau am Iphöfer Marktplatz geht, dessen Ensemble höchsten Respekts bedarf. Dem Architekten Walter Böhm und seinem Team ist das beim markanten Neubau des Knauf-Museums gelungen.
Dafür wurden sie am Mittwochabend mit dem erstmals verliehenen Bayerischen Tourismus-Architektur-Preis „artouro“ in der Kategorie „Ausflugsziele“ ausgezeichnet.
Architekt Walter Böhm und sein Mitarbeiter Andreas Gundalach haben nach intensiven Diskussionen mit der Familie Knauf und der Museumsleitung eine Lösung gefunden, die die bisherige Ausstellungsfläche im alten Rentamt nicht nur einfach vergrößert, sondern den einzelnen Bauteilen ihre klaren Funktionen zuordnet und das neue Gebäude in Einklang mit der Umgebung bringt.
„Einfach ist das nicht gewesen“, erinnert sich Böhm. Viele Pläne, Entwürfe und Bilder hat er vor sich auf seinem Schreibtisch, der praktischerweise nicht weit vom Museum in der Maxstraße steht, ausgebreitet. Am Anfang habe der Wunsch nach Erweiterung gestanden, waren doch die Wechselausstellungen bisher in die Dauerausstellung eingebettet. Dies wollte man ändern, auch weil für Leihgaben immer höhere Anforderungen gestellt werden.
Walter Böhm zeigt auf ein Foto mit Rentamt und dem links davon stehenden Ruck-Haus. Dieses habe die Familie Knauf erwerben können, doch „so, wie es war, eignete es sich nicht für ein Museum“, berichtet Böhm. Die vielen Eingriffe in das Gebäude erleichterten die Entscheidung für den Abriss. Der erste Neubau-Entwurf stieß mit seinem Flachdach nicht auf Zustimmung. Auch die Idee, die Giebelfassade als Relief stehen zu lassen, habe sich als problematisch erwiesen.
Die jetzt preisgekrönte Lösung spiegelt die Silhouette des abgerissenen Gebäudes wider und fügt sich, mit Sandstein aus der Region verkleidet, in die historische Situation der Altstadt harmonisch ein. Auch mit dem Inneren ist der Architekt zufrieden: „Die neuen Räume tauchen wie Schatzkisten in den Bau ein“, schwärmt der Architekt.
In den neuen Bau wurde auch der Haupteingang verlegt, denn beim alten Bau im Rentamt mussten größere Gruppen noch auf der Straße stehen. Eine Glasfuge trennt den Neubau, mit dem 2008 begonnen wurde, vom Rentamt. Hier haben Treppen und Aufzug und die Verbindungen zu beiden Bauten ihren Platz gefunden. „Bis auf einen Raum haben wir überall einen barrierefreien Zugang schaffen können“, freut sich Böhm, der dadurch eine weitere Aufgabe gelöst hat.
Zum Marktplatz hin gibt es vier Fenster, angelehnt an das Rentamt, von dem auch weitere Elemente übernommen wurden wie die orientalisch anmutenden Verschnörkelungen der Verschattungslamellen. Stolz führt Böhm in den Raum mit den Fenstern. Wer derzeit nicht nur Augen für die Exponate von Karl May hat, dem erschließt sich bei einem Blick hinaus auch die Traumwelt des Marktplatzes.
Wichtig für den Museumsleiter Markus Mergenthaler, der zusammen mit dem Architekten Walter Böhm den Preis in München entgegennahm, waren Raumklima und Licht. Die Lösung hierfür findet sich zum Teil auch im Erdreich. „Eine spannende Geschichte“, verrät der Architekt. Denn schon vor dem Bau des Gebäudes wurden um die Baugrube für die Kellerräume Bohrpfeilwände tief in die Erde eingebracht.
Weitere acht Löcher wurden in eine Tiefe bis 130 Meter gebohrt. „Die waren für die Geothermie-Anlage notwendig, die nun ein gleichmäßiges Klima ermöglicht“, erklärt Böhm. Alle Leitungen dann in der nur 30 Zentimeter Decke unterzubringen, bezeichnet Böhm noch heute – der Bau wurde im März 2010 fertig – als „kleines bautechnisches Wunder“. Das i-Tüpfelchen zwischen Neubau und Rentamt ist der von „arc-grün“ gestaltete Hof.
Mit dem Neubau, der auch das für Iphofen wichtige Trafo-Häuschen „verschluckt“ hat, ist ein dritter Flügel entstanden. „Über einen vierten wurde schon nachgedacht“, deutet Böhm eine mögliche Erweiterung an. „Dann gibt es eine geschlossene Einheit“, sei doch zur Zeit des Altbaus vier Flügel typisch gewesen.
Vielleicht gibt es ja dann wieder einen Preis, für den im Museum sicher genügend Platz ist, zum Beispiel in den in die Außenfassade integrierten Vitrinenbändern.
zulassen. Denkmalschutz / Esembleschutz hin oder her.
Wenn Bauwillige (die es bezahlen müssen) bei Häusern die 150-250 Jahre alt sind
im Prinzip keine andere Alternative haben. Hoffentlich macht dieses Beispiel Schule,
denn der Erhalt von bröseligen Stuckdecken ist wirklich nur bei der WÜer Residenz
angebracht. Nicht jedoch bei mittelalterlichen Bauern- oder Bürgerhäusern.
Das Haus steht in Iphofen und beherbergt nun das 'Knauf-Museum'. Würde es ohne
diesen bekannten Namen auch stehen ??